Bericht: Ein- und beidseitige Stimmbandlähmung (Vortrag von Prof. Sittel 2008)
- Dieses Thema hat 1 Antwort und 2 Teilnehmer, und wurde zuletzt aktualisiert 30.01.2009 - 06:51 von Golfrausch.
Bericht: Ein- und beidseitige Stimmbandlähmung (Vortrag von Prof. Sittel 2008)
Bericht zu einem Vortag von Prof. Sittel 2008: Ein- und beidseitige Stimmbandlähmung (Recurrensparese)
Hallo,
auf unserem Herbsttreffen in Karlsruhe 2008 hat unser wissenschaftlicher Beirat Prof. Dr. med. Christian Sittel (Katharinenhospital Stuttgart) uns einen Vortrag zur ein- und beidseitige Stimmbandlähmung (Recurrensparese) gehalten.
Hier nun eine Zusammenfassung des Vortrags:
Auch wenn nach der OP die Stimmbandnerven in Ordnung waren, kann sich die Stimme trotzdem noch verschlechtern (z. B. durch Vernarbung).
Etwa 2/3 der Stimmbandlähmungen erholen sich im Laufe der Zeit, ca. 1/3 erreicht keine ausreichende Stimmfunktion.
Stimmbandlähmungen, die trotz konsequenter Logopädie nach 6 Monaten immer noch bestehen, gehen vermutlich nicht mehr weg.
- ⇒frühestens nach 9 Monaten: Einsatz operativer Verfahren (Kosten werden von Krankenkasse übernommen)
- ⇒wenn Stimme z. B. aus beruflichen Gründen unbedingt vorher benötigt wird: vorübergehende Augmentation möglich, Kosten werden nicht von Kasse übernommen
- ⇒bei beidseitiger Stimmbandlähmung: frühestens nach 6 Monaten dauerhafte Veränderung
operative Verfahren bei einseitiger Stimmbandlähmung
durchgeführte OPs Dr. Sittel: ca. 200
- Augmentation:
Stimmband wird mittels einer Spritze mit Material unterspritzt. Normalerweise wird nicht resorbierbares Material (Vox Implants – silikonähnliches Material, Langzeiterfahrung ca. 15 Jahre) verwendet, so dass es sich um einen einmaligen Eingriff handelt. Beispielsweise für eine vorübergehende Augmentation (z. B. wenn die Stimme unmittelbar nach der OP unbedingt wieder benötigt wird und noch nicht feststeht, ob sich die Stimmbandlähmung wieder bessert, so dass die Unterspritzung nicht auf Dauer bestehen bleiben soll) wird resorbierbares Material wie Kollagen oder Hyaluronsäure verwendet, das sich nach einigen Monaten wieder abbaut.Merkmale:
Eingriff wird unter Vollnarkose durchgeführt -> keine Erfolgskontrolle während OP möglich
endoskopisch -> keine Narbe
technisch einfach
minimal-invasiv
Eingriff irreversibel
bei mäßiger Insuffizienz
Erfolg hängt erheblich vom Erfahrungsgrad des Operateurs ab
(nicht zuviel unterspritzen und nicht an die falsche Stelle) - Thyreoplastik:
In Kehlkopf wird Titanstempel eingebracht, der Stimmband in der Mitte hält.Merkmale:
lokale Betäubung -> sofortige Erfolgskontrolle möglich
Zugangstrauma (Narbe)
kombinierbar
reversibel
bei massiver Insuffizienz
Welche Technik im Einzelfall zum Einsatz kommt, wird in Absprache mit dem Patienten entschieden.
operative Verfahren bei beidseitiger Stimmbandlähmung
durchgeführte OPs Dr. Sittel: ca. 30
Kehlkopfmuskeln bewegen sich nicht mehr, Stimmlippen stehen eng beieinander
-> Stimme ist gut, aber Atmung beeinträchtigt!
Therapie ist immer Kompromiss zwischen Atmung und Stimme.
- Luftröhrenschnitt (Tracheotomie) -> fast immer vermeidbar
- passagere Lateralfixation nach Lichtenberger:
Endoskopisch wird eine Seite der Stimmlippen mit einem Faden nach außen gezogen.
V. a. geeignet für vorübergehende Recurrensparese
(hier ein Bericht zu einer Lateralfixation nach Lichtenberger vom März 2009) - definitive Lateralfixation:
Aus einer Stimmlippe wird ein Stück herausgeschnitten.- spezielles Verfahren möglich, bei dem ein schwingungsfähiger Anteil der Stimmlippen erhalten wird
- oft mehrschrittiges Verfahren sinnvoll (stückweise Erfolg kontrollieren, damit nicht zuviel weggeschnitten wird)
- funktionsoptimiertes Verfahren, d. h. keine objektiven Kriterien, wieviel weggeschnitten wird, da dies bei jedem unterschiedlich ist
Illustrationen und weitere Infos findet man im Klinikbrief (Ausgabe August 2008) des Klinikum Stuttgarts zur Recurrensparese, in dem Prof Sittel und seine Operationstechnicken auch vorgestellt werden:
Klinikbrief – Recurrensparese
Viele Grüße von
Maria
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Antwort auf: Bericht: Ein- und beidseitige Stimmbandlähmung (Vortrag von Prof. Sittel 2008)
Hallo zusammen,
wollte eine paar Nachtragsinfo’s zur Thyreoplastik OP dazu geben, da ich die OP selbst durch habe.
–> muss kein Titanstempel sein, oft auch Silikonstempel
–> keine lokale Betäubung, sondern Zwischenstufe von Narkose und Betäubung , d.h. man merkt nichts, hat auch keine Erinnerungen an die OP, ist aber während der OP durch den Arzt ansprechbar um die optimale Position des Stemples zu ermitteln.
–> Ziel: is eine Medialisierung der Stimmlippe zu einem besseren Clottisschluss, es wird aber auch der Punkt des Luftstromes und dessen Einengung betrachtet…
Gruss
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