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Knoten der Schilddrüse: Beobachten und Medikamente

Einfach erklärt

Knoten der Schilddrüse: Beobachten und Medikamente

Titel der Broschüre Knoten der Schilddrüse. Es werden anhand einer Grafik Sensitivität, Spezifität und ihre Auswirkung bei seltenen Krankheiten wie Schilddrüsenkrebs auf falsch positive und negative Befunde.

Dies ist die aktuelle Version des Kapitel 4. Beobachten und Medikamente unserer Broschüre

Knoten der Schilddrüse und ihre Behandlung
Beobachten oder behandeln/operieren?

(Inhaltsverzeichnis)

Diese Broschüre sowie anderes Infomaterial ist auch kostenlos über die Geschäftsstelle zu beziehen.

Therapie des heißen Knoten

Wenn heiße Knoten eine Schilddrüsenüberfunktion auslösen, so kann man diese zunächst mit Medikamenten, so genannten Thyreostatika behandeln. Thyreostatika stoppen die Hormonproduktion der Schilddrüse und werden vor allem beim Morbus Basedow eingesetzt. Gelingt dies nicht, so stehen mit der Operation des gutartigen (=benignen) Knotens sowie der Radiojodtherapie bei gutartigen Erkrankungen (Kap. 6.2.) zwei Behandlungsalternativen zur Verfügung.

Beobachten von unauffälligen Knoten, die keine Beschwerden verursachen

Knoten der Schilddrüse, die keine Beschwerden verursachen, die im Ultraschall und in der Szintigraphie unauffällig sind bzw. deren Feinnadelpunktionsergebnis benigne war (siehe Wiki: Schilddrüsenknoten und Krebsverdacht), kann man entweder weiter beobachten oder wenn man das weitere Wachstum der Knoten verhindern möchte, mit der Einnahme von Schilddrüsenhormonen in Kombination mit Jodid behandeln.
Werden Schilddrüsenhormone eingenommen, so ist eine Überprüfung der Blutwerte nach ca. 6 Wochen sinnvoll (siehe auch Kap. 7).

„Wenn ich mich gleich operieren lasse, dann ist das Problem erledigt.“

So denken sehr viele. Dies ist jedoch ein Trugschluss. Unabhängig davon, ob der oder die Knoten gut- oder bösartig ist bzw. sind, ist nach einer Operation in den meisten Fällen die Einnahme von Schilddrüsenhormonen (Substitution; siehe auch Kap. 7) notwendig, die gleichfalls mindestens einmal jährlich kontrolliert werden muss. Zudem hat jede Operation Risiken (siehe Kap. 5.3.), Probleme können so durch die Operation erst beginnen.

Beobachten von low-risk papillären Schilddrüsenkarzinomen

Beim unifokalen papillären Mikrokarzinom (PTMC) (kleiner 1 cm) und wenn keine weiteren Risikofaktoren (gehäuftes Auftreten in einer Familie, Vorbestrahlung der Halsweichteile, Hinweis auf Lymph- und Fernmetastasen) vorliegen, ist die operative Entfernung des Knoten als Therapie ausreichend. Ein unifokales papilläres Mikrokarzinom (PTMC) kann auch nur beobachtet werden; siehe dazu auch: Wiki: Partizipative Entscheidungsfindung beim papillären Mikrokarzinom (Koot 2022)

Kontrolluntersuchungen

Bei Kontrolluntersuchungen sollten regelmäßig (erstmals nach etwa sechs Monaten, dann jährlich) die Blutwerte überprüft und eine Sonografie (Ultraschall) durchgeführt werden, um Veränderungen des Knotens rechtzeitig zu entdecken.

Knoten, die trotzdem weiter wachsen, sollten nochmals mittels Feinnadelpunktion untersucht werden.
[Ob diese Empfehlung in den Leitlinien noch sinnvoll ist wird durch
die Studie: Natürlicher Verlauf gutartiger Schilddrüsenknoten (Filetti 2015) in Frage gestellt.]

Risiken

Auch im sehr seltenen Fall, dass sich zu einem späteren Zeitpunkt der Knoten dann doch als bösartig erweist, ist die Prognose meist immer noch sehr gut.

„Knoten könnte Krebs werden.“
„Zeitbombe – Knoten in der Schilddrüse“

Auch diesen beiden Aussagen begegnet man sehr oft. Der größte Teil der Schilddrüsenkarzinome dürfte von Anfang an ein Karzinom sein, nur in ganz wenigen Fällen dürfte sich aus einem unverdächtigen Knoten später ein Schilddrüsenkarzinom entwickeln. Genau weiß man dies noch nicht, allerdings ist diese Schlussfolgerung sehr nahe liegend, da Knoten der Schilddrüse sehr häufig sind (siehe Kasten Kap.1), Schilddrüsenkrebs jedoch sehr selten.
In einer italienischen Beobachtungsstudie (Filetti 2015) waren nur 0,3 % der Knoten, die ursprünglich als gutartig diagnostiziert wurden, im Laufe von 5 Jahren als bösartig heraus. Größenwachstum als solches machte in dieser Studie den Knoten nicht krebsverdächtiger.

Hier noch ein paar weitere Zahlen, um das Risiko besser einschätzen zu können:

Im Jahr 2008 haben geschätzt 1.710 Männer und 4.160 Frauen, insgesamt ca. 5.870 Menschen die Diagnose Schilddrüsenkarzinom bekommen.

Im gleichen Jahr sind an Schilddrüsenkrebs 279 Männer und 429 Frauen an einem Schilddrüsenkarzinom gestorben (Quelle: Robert Koch-Institut (2012): Krebs in Deutschland 2007/2008 ).

Zeitbombe – Haushalt?

Zum Vergleich: „Im Jahr 2006 sind nach der Zählung des Statistischen Bundesamtes (destatis) 6455 Menschen bei häuslichen Unfällen ums Leben gekommen. Das sind mehr Menschen als im gleichen Zeitraum im Straßenverkehr (5174).“ (Quelle: Süddeutsche Zeitung, 10.5.2010)

siehe auch: Kap. 1.3. Risiken verstehen

nächstes Kapitel: 5. Schilddrüsenoperation

siehe auch Forenthema: Therapien zur Entfernung von gutartigen Knoten der Schilddrüse

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Autor: | Arbeitsgruppe: Arbeitsgruppe Knoten der Schilddrüse und benigne Schilddrüsenerkrankungen | Letzte Aktualisierung: 05.09.2023 von Harald W-Nummer: 423044

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Knoten der Schilddrüse und ihre Behandlung
Beobachten oder behandeln/operieren?


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Berlin, 2013 (10. Auflage im Dezember 2022)

Alle Kapitel und mehr Informationen können über das Inhaltsverzeichnis gelesen werden.

Inhaltsverzeichnis:


Autor: | Arbeitsgruppe: Arbeitsgruppe Knoten der Schilddrüse und benigne Schilddrüsenerkrankungen | Letzte Aktualisierung: 05.09.2023 von Harald W-Nummer: 423044

mehr

Minimalinvasive Therapien

Cochraine-Review

Update (25.7.2014): Cochraine-Review: Minimalinvasive Therapien von gutartigen Knoten der Schilddrüse (Elizabeth Bandeira-Echtler et.al. 2014)

Dieser Cochraine-Review vergleicht folgende Therapien von gutartigen Schilddrüsenknoten:

Foren-Themen:

Schilddrüsenoperation – Indikation

Übersichtsarbeiten:

  • Operationsindikation bei der benignen Struma des Erwachsenen
    Autoren: Bartsch, Detlef K.; Luster, Markus; Buhr, Heinz J.; Lorenz, Dietmar; Germer, Christoph-Thomas; Goretzki , Peter E.
    in: Dtsch Arztebl Int 2018; 115(1-2): 1-7; DOI: 10.3238/arztebl.2018.0001

Beobachten von low-risk papillären Schilddrüsenkarzinomen

Europäisches Posititionspapier

Auf europäischer Ebene hat mit Hilfe finanzieller Unterstützung der niederländischen Krebshilfe, Dutch Cancer Society, die Endocrine Task Force of the European Organization for Research and Treatment of Cancer (EORTC) ein Posisitionspapier erstellt, wie sich eine Partizipative Entscheidungsfindung beim papillären Mikrokarzinom (PTMC) bewerkstelligen lässt: Wiki: Partizipative Entscheidungsfindung beim papillären Mikrokarzinom (Koot 2022)

Studien

Achtung dies ist nur eine Auswahl von Studien. Um evidenzbasierte Aussagen machen zu können, ist es notwendig die Literatur-Datenbanken systematisch zu durchsuchen und in Evidenz-Tabellen auszuwerten. In hochwertigen Leitlinien wird dies gemacht, darum verweisen wir in erster Linie auf Leitlinien und nicht auf einzelne Studien.


Autor: | Arbeitsgruppe: Arbeitsgruppe Knoten der Schilddrüse und benigne Schilddrüsenerkrankungen | Letzte Aktualisierung: 05.09.2023 von Harald W-Nummer: 423044