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Studie: Saisonale Unterschiede in der Schilddrüsenfunktion (Yamada 2022)

Sayaka Yamada, et.al.:

Seasonal Variation in Thyroid Function in Over 7,000 Healthy Subjects in an Iodine-sufficient Area and Literature Review

in: J Endocr Soc 2022 Apr 6;6(6):bvac054. doi: 10.1210/jendso/bvac054
Text ist frei zugänglich PMC PMC9070835

Für wen von Interesse?

Nur für die von Interesse, die sich genauer mit dem Schilddrüsenhormonstoffwechsel beschäftigen möchten.

Achtung dies ist nur eine Studie. Um evidenzbasierte Aussagen machen zu können, ist es notwendig die Literatur-Datenbanken systematisch zu durchsuchen und in Evidenz-Tabellen auszuwerten. In hochwertigen Leitlinien wird dies gemacht, darum verweisen wir in erster Linie auf Leitlinien und nicht auf einzelne Studien.

Ausgangslage/ Fragestellung

Es ist nicht ganz klar wie und ob die Schilddrüsenwerte TSH, fT3 und fT4 im Blut zwischen den Jahreszeiten sich unterscheiden. Ein großes Problem in der Analyse ist, dass die Schilddrüsenwerte von Individuum zu Individuum recht unterschiedlich sind, und es bei einem Individuum, wesentlich kleinere Varianten bei den Schilddüsenwerten gibt, als in der Gesamtheit einer gesunden Bevölkerung: individueller Setpoint (unterschiedliche „Wohlfühlbereiche“)

Methode

Für diese Studie wurden 6.343 gesunde Japaner*innen, welche in einem Gebiet leben, in der die Jod-Versorgung ausreichend ist, die Schilddrüsenwerte untersucht. Mit einer speziellen statistischen Analyse wurde die Schilddrüsenwerte in eine Rangfolge gebracht, um sie vergleichen zu können.

Es wurden Daten ausgewertet von Japaner*innen, die zu einem jährlichen Check-Up ins Krankenhaus von Gunma kamen. Es wurden also nicht die Werte bei einem Individuum jeden Monat gemessen, sondern Mittelwerte von mehrere Personen ermittelt. Am meisten Personen wurden im Dezember (735) und am wenigsten im Mai (248) untersucht. Für die statistische Analyse war dies ausreichend.

Damit die tageszeitlichen Schwankungen insbesondere des TSH-Wertes, die Untersuchung nicht verfälschen, wurde das Blut immer zwischen 8 und 9 Uhr morgens abgenommen (siehe Forenthema: FAQ: TSH-Wert – Normwert, Referenzwert und Befinden)

Die Personen mussten zu dem nüchtern sein, und durften 11 Stunden zuvor nichts gegessen haben.

Ferner wurde geschaut, was zu dieser Fragestellung in den letzten 2 Jahrzehnten an Studien veröffentlicht wurde. Hierzu wurden in der Literatur-Datenbank PubMed nach den Suchbegriffen “seasonal” und “thyroid function” oder “TSH” und“thyroid hormones” gesucht.

Ergebnisse und Diskussion

Der TSH-Wert war im Mittel am höchsten im Januar (1,61 mIU/L) und am niedrigsten im Mai (1.16 mIU/L). Generell konnte in der Studie gezeigt werden, dass die TSH-Wert im Winter höher und im Sommer niedriger sind.

Umgekehrt dazu waren die mittleren fT3-Werte im Sommer höher, und niedriger im Winter.

Im Gegensatz dazu waren die fT4-Werte, das ganze Jahr nahezu konstant.

Die Sucher nach Veröffentlichung von Studien zum Thema erbrachte 12 Studien. 8 von 12 hatten das gleiche Ergebnis für den TSH-Wert (Sommer niedrig, Winter hoch). Je eine Studie aus dem Irak und aus Sibirien zeigten keine saisonalen Unterschiede. Die Autoren erklären sich dies, dass hier die Temperaturunterschiede zwischen Sommer und Winter nicht so hoch seien.

Bei den fT3- und fT4-Werten zeichnete sich unten den Studien jedoch kein einheitliches Bild. Die Autoren erklären sich dies damit, dass jedes Land/jede Region unterschiedliche Temperaturen, Temperaturunterschiede im Jahresverlauf, Sonnenstunden und Luftfeuchtigkeit sowie eine unterschiedliche Prävalenz von Schilddrüsenerkrankungen hat.

Basierend auf ihrer Studie gehen die Autor*innen davon aus, dass fT3 einen starken Einfluss auf die Hirnanhangdrüse (Hypophyse) hat, und dadurch weniger TSH produziert und in den Blutkreislauf ausgeschüttet wird. Allerdings hätten eine experimentelle Studie von Hefco (1975) an Ratten gezeigt, dass diese unter dem Einfluss einer kalten Umgebung mehr TSH und Schilddrüsenhormone produzierten. ….

Es werden eine Reihe von weiteren Studien zitiert, die die Vielfalt von möglichen Einflussfaktoren aufzeichnen.

Schlussfolgerung

Die Ergebnisse der Studie bestätigen Ergebnisse aus anderen Studien, dass der TSH-Wert in der nördlichen breiten Graden im Winter höher ist als im Sommer. Allerdings scheint es beim fT3 in Japan einen Unterschied zu anderen Ländern, im gleichen Breiten Grad zu geben.

Anmerkungen

Viele von uns, die ohne Schilddrüse leben müssen, fragen sich, braucht es im Winter mehr an L-Thyroxin wie im Sommer. Diese Studie legt es zumindest nahe, dass eventuell mehr Schilddrüsenhormone im Winter als im Sommer benötigt werden. Auf der anderen Seite macht bislang keine einzige Leitlinie zur Substitution mit Schilddrüsenhormonen hierzu Ausführungen (siehe Forenthema: Leitlinien zur Substitution mit Schilddrüsenhormonen).

siehe auch: Wiki: Studie: Saisonale Unterschiede beim TSH bei Menschen ohne Schilddrüse (Gullo 2017). Diese Studie wurde in dieser hier dargestellten Studie nicht besprochen. Vermutlich wurde sie aufgrund des Titels aus versehen aussortiert, da der Titel vorgibt, nur Menschen ohne Schilddrüse untersucht zu haben. Diese Studie untersucht jedoch auch gesunde Menschen.

Ein weiterer Einflussfaktor in Deutschland ist sicherlich das Gewicht und die Ernährung. In der Vorweihnachtszeit dürften sich sowohl Menschen mit Schilddrüse auch als ohne Schilddrüse anders ernähren als im Sommer und entsprechend an Gewicht zu nehmen. Die Anfangsdosis bei der Substitution mit Schilddrüsenhormonen richtet sich jedenfalls nach dem Gewicht.


Autor: Harald | Arbeitsgruppe: Arbeitsgruppe Schilddrüsenhormonsubstitution | Letzte Aktualisierung: 29.07.2022 von Harald W-Nummer: 424784

Schilddrüse

Einnahme von Schilddrüsenhormonen (Subsitution)


Autor: Harald | Arbeitsgruppe: Arbeitsgruppe Schilddrüsenhormonsubstitution | Letzte Aktualisierung: 29.07.2022 von Harald W-Nummer: 424784

Leitlinien

Infomaterial

Forums-/Wiki-Beiträge

Studien

Achtung dies ist nur eine Auswahl von Studien. Um evidenzbasierte Aussagen machen zu können, ist es notwendig die Literatur-Datenbanken systematisch zu durchsuchen und in Evidenz-Tabellen auszuwerten. In hochwertigen Leitlinien wird dies gemacht, darum verweisen wir in erster Linie auf Leitlinien und nicht auf einzelne Studien.


Autor: Harald | Arbeitsgruppe: Arbeitsgruppe Schilddrüsenhormonsubstitution | Letzte Aktualisierung: 29.07.2022 von Harald W-Nummer: 424784

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