Achtung

Ratschläge auf der Website können keinen Arztbesuch ersetzen
Okay

Studie: Saisonale Unterschiede beim TSH bei Menschen ohne Schilddrüse (Gullo 2017)

Damiano Gullo, et.al.:

Seasonal variations in TSH serum levels in athyreotic patients under L-thyroxine replacement monotherapy

Clin Endocrinol (Oxf), 2017 Aug;87(2):207-215. doi: 10.1111/cen.13351

Für wen von Interesse?

Nur für die von Interesse, die sich genauer mit dem Schilddrüsenhormonstoffwechsel und der Substitution mit Schilddrüsenhormonen beschäftigen möchten.

Bislang macht keine einzige Leitlinie zur Substitution mit Schilddrüsenhormonen Ausführungen, ob ein unterschiedlicher Bedarf an Schilddrüsenhormonen im Winter oder Sommer besteht oder nicht (siehe Forenthema: Leitlinien zur Substitution mit Schilddrüsenhormonen)

Achtung dies ist nur eine Studie. Um evidenzbasierte Aussagen machen zu können, ist es notwendig die Literatur-Datenbanken systematisch zu durchsuchen und in Evidenz-Tabellen auszuwerten. In hochwertigen Leitlinien wird dies gemacht, darum verweisen wir in erster Linie auf Leitlinien und nicht auf einzelne Studien.

Ausgangslage/ Fragestellung

Es ist nicht ganz klar wie und ob die Schilddrüsenwerte TSH, fT3 und fT4 im Blut zwischen den Jahreszeiten sich unterscheiden. Auch ist nicht klar, ob es Unterschiede zwischen gesunden Menschen mit einer Schilddrüse und Menschen gibt, die ohne Schilddrüse leben müssen.

Methode

In diese italienischen Studie aus Catania wurden zum einen eine große Kohorte (11.806) von gesunden Menschen sowie eine kleine Gruppe von Menschen ohne Schilddrüse (3.934) die Schilddrüsenwerte untersucht. Zu dem wurde in einer sehr kleinen Gruppe (119) von Menschen, die ohne Schilddrüse leben, und keine Veränderung in der Schilddrüsenhormondosis hatten, die Schilddrüsenwerte im kältesten und wärmsten Jahreszeit untersucht.

Ergebnisse und Diskussion

In dieser Studie wurden keine saisonalen Schwankungen bei den gesunden euthyreoten Menschen festgestellt, mit Ausnahme eines leichten fT3-Anstiegs im Winter (+2,9%, p<0.001) (anders in: Wiki: Studie: Saisonale Unterschiede in der Schilddrüsenfunktion (Yamada 2022))

Bei den Menschen ohne Schilddrüse, die LT4 einnehmen, zeigte sich ein statistisch signifikant höherer TSH-Wert im Winter, und die fT4-Werte waren niedriger. Umgekehrt dazu waren die mittleren fT3-Werte im Sommer höher, und niedriger im Winter:

  • Dezember bis März: TSH 0,8 mU/L, fT4 16,3 pmol/L, fT3 3,80 pmol/L
  • Juni bis September: TSH 0,2 mU/L, fT4 17,8 pmol/L, fT3 4,07 pmol/L

Schlussfolgerung

Die Autor*innen dieser Studie stellen fest, dass Menschen ohne Schilddrüse bei gleichbleibender LT4-Dosis andere saisonale Unterschiede bei den Schilddrüsenwerten haben als gesunde Menschen mit einer Schilddrüse. Die Mechanismen, die dahinter stecken sind unklar. Bei machen Betroffenen ohne Schilddrüse können diese Unterschiede klinisch relevant werden, d.h. zu Beschwerden führen.

Anmerkungen

Viele von uns, die ohne Schilddrüse leben müssen, fragen sich, braucht es im Winter mehr an L-Thyroxin wie im Sommer. Diese Studie legt es zumindest nahe, dass eventuell mehr Schilddrüsenhormone im Winter als im Sommer benötigt werden. Auf der anderen Seite macht bislang keine einzige Leitlinie zur Substitution mit Schilddrüsenhormonen hierzu Ausführungen (siehe Forenthema: Leitlinien zur Substitution mit Schilddrüsenhormonen)

Ein wichtiger Aspekt bei künftigen Studien sollte die Erfassung der Lebensqualität der Betroffenen sein, da die Blutwerte TSH, fT4 und fT3 nur Surrogatparameter sind.


Autor: Harald | Arbeitsgruppe: Arbeitsgruppe Schilddrüsenhormonsubstitution | Letzte Aktualisierung: 29.07.2022 von Harald W-Nummer: 424800

Schilddrüse

Einnahme von Schilddrüsenhormonen (Subsitution)


Autor: Harald | Arbeitsgruppe: Arbeitsgruppe Schilddrüsenhormonsubstitution | Letzte Aktualisierung: 29.07.2022 von Harald W-Nummer: 424800

Leitlinien

Infomaterial

Forums-/Wiki-Beiträge

Studien

Achtung dies ist nur eine Auswahl von Studien. Um evidenzbasierte Aussagen machen zu können, ist es notwendig die Literatur-Datenbanken systematisch zu durchsuchen und in Evidenz-Tabellen auszuwerten. In hochwertigen Leitlinien wird dies gemacht, darum verweisen wir in erster Linie auf Leitlinien und nicht auf einzelne Studien.


Autor: Harald | Arbeitsgruppe: Arbeitsgruppe Schilddrüsenhormonsubstitution | Letzte Aktualisierung: 29.07.2022 von Harald W-Nummer: 424800

Sie möchten uns finanziell unterstützen?
Bundesverband Schilddrüsenkrebs – Ohne Schilddrüse leben e.V.
GLS Gemeinschaftsbank eG|IBAN: DE52 4306 0967 4007 2148 00|BIC: GENODEM1GLS

Spenden mit einem Klick