Tumormarker
sind Stoffe, die Rückschlüsse auf das Vorhandensein bzw. den Verlauf von (bösartigen) Tumoren ermöglichen: siehe Thyreoglobulin für den differenzierten Schilddrüsenkrebs (DTC) und Calcitonin für das medulläre Schilddrüsenkarzinom (MTC).
Tumormarker sind Surrogatparameter und stehen in der Kritik der Evidenzbasierten Medizin (EBM)
Assay
hier Untersuchungsmethode zum Nachweis von Substanzen (z.B. Schilddrüsenhormone, Antikörper (AK), bestimmte Eiweiße, Tumormarker, ...) im Blut, Urin, Speichel ...
Es gibt verschiedene Methoden:
Beobachten und Abwarten(Synonyme: watchful waiting, Aktive Beobachtung, active surveillance)
wird beim medullären und radioiod-refrakäten Schilddrüsenkrebs dann angewandt, wenn eine Heilung nicht mehr möglich ist, und der Tumormarker und/oder die Metastasen langsam wachsen. Oftmals findet in bestimmten Abständen eine lokale, palliative Therapie (Operation) statt; z.B. bei singulären Lungenmetastasen oder Lebermetastaen.
biochemisch unvollständiges Ansprechen der Therapie(BIR)(Synonyme: biochemisch inkomplettes Ansprechen, biochemical incomplete response)
Mit diesem Ausdruck wird eine Risikogruppe nach einer Krebstherapie beschrieben, bei der in der Bildgebung kein Tumor mehr zu finden ist, jedoch der Tumormarker (Thyreoglobulin beim DTC bzw. Calcitonin beim MTC) immer noch nachweisbar ist. Beim differenzierten Schilddrüsenkrebs siehe Wiki: Risikogruppen nach Operation und Radioiodtherapie und beim medullären Schilddrüsenkrebs Wiki: Calcitonin (Ctn) und CEA in der Nachsorge des medullären Schilddrüsenkrebs
- differenzierter Schilddrüsenkrebs: nach Schilddrüsenoperation und Radioiodtherapie ist in der Bildgebung (Ganzkörperszintigramm) kein Tumorgewebe mehr nachweisbar, der Thyreoglobulin-Wert ist jedoch:
- >=1ng/ml unter TSH-Unterdrückung,
oder - unter TSH-stimulation >= 10ng/ml
oder - steigende TAK-Werte; siehe Forenthema: ATA (2015): Risikogruppen beim differenzierten Schilddrüsenkrebs
- >=1ng/ml unter TSH-Unterdrückung,
- medullärer Schilddrüsenkrebs: nach einer Schilddrüsenoperation ist der basale Calcitonin (Ctn) größer als der Referenzbereich und <= 150 pg/ml, so geht man von einem biochemisch inkompletten Ansprechen der Therapie aus. Beim Ctn Werten unter 150 pg/ml ist die Tumormasse so gering, dass sie in der Regel in der Bildgebung nicht sichtbar ist.
Früher wurde auch der Begriff biochemical disease (biochemische Krankheit) benutzt, dieser Begriff führt jedoch oft zur Übertherapie, weil es sich nur um Laborwerte (= Surrogatparameter) handelt mit einem bestimmten Risiko für eine Erkrankung bzw. Rezidiv.
Calcitonin(Ctn)(Synonyme: Kalzitonin, Calcitonium)
Die deutsche Schreibweise ist Kalzitonin, jedoch wird auch im deutschen meist die englische Schreibweise Calcitonin und die Abkürzung Ctn benutzt. Calcitonin ist ein Hormon, das von den C-Zellen der Schilddüse ins Blut abgegeben wird und eine Calcium-senkende Wirkung hat; Calcitonin und das Parathormon der Nebenschilddrüsen regulieren den Calcium- und Phosphathaushalt.
Calcitonin ist der Tumormarker für das C-Zell-Karzinom (=medulläre Schilddrüsenkarzinom = MTC).
siehe auch:
- Wiki: Calcitonin (Ctn) – Tumormarker vor einer Schilddrüsenoperation
- Wiki: Medullärer Schilddrüsenkrebs
- Studie: Normaler Calcitonin nach Operation (Machens 2019)
- Nachsorgeheft - medullärer Schilddrüsenkrebs
- Wiki: Calcitonin (Ctn) und CEA in der Nachsorge des medullären Schilddrüsenkrebs
- FAQ: Biotin-Einnahme und Bestimmung von Schilddrüsenwerten
CEA(Synonym: Carcino-embryonales Antigen)
Tumormarker des medullären Schilddrüsenkrebs (und von Darmkrebs)
Nach Laborlexikon (Download 4.5.2018) gibt es folgende Referenz- und Grenzwerte:
- Nicht-Raucher bis 4,6 ng/ml
- Raucher in 25% der Fälle: 3,5-10,0 ng/ml; in 1% der Fälle: >10,0 ng/ml
- >20,0 ng/ml Verdacht auf Krebs
humoral(Synonym: humores)
= Körpersäfte; ein humoraler (lat.: humores) Tumormarker ist einer der über das Blut oder andere Körperflüssigkeiten bestimmbarer Marker, um Verlauf und Schwere einer Krebserkrankung zu bestimmen. siehe auch Surrogatparameter
progression-free survival(PFS)
ist die Zeit vom Beginn einer Studie bis zu dem Zeitpunkt, wenn der Tumor weiter wächst. PFS ist ein Surrogatparameter wie ein Tumormarker im Blut. Ob eine Tumor gewachsen ist, wird nach den RECIST-Kriterien beurteilt.
siehe dazu FAQ-Hilfe: EBM - Was sind patientenrelevante Endpunkte?. Andere Endpunkte sind kranheitsfreies Überbleben (DFS) oder Event-free survival (EFS)
Recovery
Erholung, zum Beispiel der Nebenschilddrüsen nach einer Schilddrüsenoperation: Recovery of Parathyroid Function After Total Thyroidectomy
oder
Wiederfindung, zum Beispiel als Kontroll-Untersuch beim Tumormarker Thyreoglobulin (Tg), siehe Tg-Wiederfindung
Referenzwert(Synonyme: Referenzwerte, Referenzbereich)
Um Blutwerte beurteilen zu können, werden durch das einzelne Labor für eine bestimmte Untersuchung Referenzwerte festgelegt. Referenzwerte definieren sich im allgemeinen dadurch, dass das Blut von gesunden Menschen untersucht wird. Mit dem Referenzbereich wird dann der Bereich definiert, in dem sich die Werte von 95 von 100 gesunden Menschen befinden.
Es gibt daher auch immer einen kleinen Teil (im allgemeinen 5%) von gesunden Menschen, deren „normale“ Blutwerte außerhalb des Referenzbereichs liegen.
Es gibt bzw. kann auch unterschiedliche Referenzbereiche für Teilgruppen (Männer, Frauen, Alter, ethnische Herkunft, ...) geben.
Ältere Menschen (> 70 Jahre) haben z.B. höhere TSH-Werte.
siehe auch:
rhTSH(Synonyme: rTSH, Thyrotropin alfa, Thyrotropin α)
= rekombinant human TSH = Thyrotropin α [Name manchmal in Studien gebräuchlich] = Thyrotropin alfa [Name manchmal in Studien gebräuchlich] = künstlich hergestelltes TSH (Handelsname: Thyrogen), wird benutzt um eine Unterfunktion bei einer Radiojoddiagnostik (RJD) oder ablativen Radiojodtherapei (RJT) zu vermeiden.
Ferner besitzt in der Nachsorge der stimulierte Tumormarker Thyreoglobulin (sTg) mit rhTSH wie auch mit einer Schilddrüsenunterfunktion (Tg-off) eine höhere Aussagekraft. Mehr Infos über die Forums-Gruppe: rhTSH (= Thyrogen).
Surrogatparameter(Synonym: Surrogatmarker)
sind Blutwerte oder auch andere diagnostische Werte, mit denen Mediziner versuchen, den Ausbruch einer Krankheit vorherzusagen, den Verlauf und die Schwere einer Krankheit zu beschreiben oder auch den Erfolg einer Behandlung zu kontrollieren. Dieses Ansinnen ist sehr vernünftig, wenn es sich um langsam fortschreitende Krankheiten handelt und wenn durch die Kontrolle der Surrogatparameter weniger invasive und körperlich belastende diagnostische und therapeutische Behandlungen vermieden werden.
Die Tumormarker Thyreoglobulin und Calcitonin sind solche Surrogatparameter.
Surrogatparameter werden durch die moderne Evidenzbasierte Medizin (EBM) heftigst kritisiert, weil die Surrogatparameter oftmals nicht mit dem wirklichen Krankheitsverlauf übereinstimmen. Die EBM fordert daher, dass über Fragebögen, die Lebensqualität und Zufriedenheit der Patient*innen erfragt und gemessen weriden; siehe dazu PROMs und PREMs;
siehe auch Evidenzbasierte Medizin (EBM) - Was sind patientenrelevante Endpunkte?
sowie FAQ: Lebensqualität und Schilddrüsenwerte im Blut.
Thyreoglobulin(Tg)
ist ein Eiweiß, welches nur von Schilddrüsenzellen und differenzierten Schilddrüsenkrebszellen produziert wird. In den Follikeln der Schilddrüse werden die Schilddrüsenhormone Thyroxin T4 und Triiodthyronin T3 an diesem Eiweiß, das Thyreoglobulin gebildet (synthetisiert) und gebunden. Thyreoglobulin ist bei gesunden Menschen in geringen Mengen auch im Blut nachweisbar.
(Achtung nicht verwechseln: Im Blut werden die Schilddrüsenhormone zu über 90% an ein anderes Eiweiß, an das Thyroxin-bindendes-Globulin (TBG) gebunden.)
Nach Entfernung der Schilddrüse (oder auch nur einer Hälfte) kann das Thyreoglobulin (englische Schreibweise Thyroglobulin; Abkürzung: Tg) als Tumormarker des differenzierten Schilddüsenkrebs (DTC) genutzt werden.
siehe auch:
- ATA (2015): Postoperativer Tg-Wert, ob RJT indiziert
- Thyreoglobulin (Tg) und Nachsorge des Schilddrüsenkarzinoms
- Ultrasensitive Thyreoglobulin-Assays (us-Tg)
siehe auch: Forums-Gruppe: Tg-Wert beständig leicht erhöht.
thyroid hormone withdrawal(THW)(Synonym: withdrawal)
bedeuted in englischsprachigen Fachartikeln das Weglassen der Schilddrüsenhormonpräparate für ein paar Wochen, um eine Schilddrüsenunterfunktion zu erzeugen mit einem entsprechend hohen TSH-Wert. Für eine Radioiodtherapie (RIT), einer Radioioddiagnostik (RID) oder auch zur Bestimmung des stimulierten Tumormarker Thyreoglobulin (sTg), benötigt man einen hohen TSH-Wert. Anstelle einer Schilddrüsenunterfunktion kann zur Vorbereitung bzw. Stimulierung rhTSH eingesetzt werden.
Das nur kurze Absetzen der Schildrüsenhormone mit rhTSH heißt miniwithdrawal
Skelettszintigrafie(Synonym: Knochenszintigrafie)
auch Knochenszintigrafie genannt, wird gemacht, wenn auf Grund von erhöhten Tumormarkern und Knochenschmerzen der Verdacht auf Knochenmetastase besteht.
Andere diagnostische Methoden (Ganzkörperszintigraphie nach Radioiodtherapie/-diagnostik sowie PET/CT) sind jedoch beim Schilddrüsenkrebs sensitiver und spezifischer.
siehe auch Forums-Gruppe: Knochenmetastasen