Achtung

Ratschläge auf der Website können keinen Arztbesuch ersetzen
Okay

Antwort auf: Methadon als Schmerzmittel und zur Krebsbekämpfung?

| Beitrags-ID: 377328

Hallo,

leider gibt es zum Thema Methadon sehr viele Missverständnisse.

Die durchaus bemerkenswerten Ergebnisse zur möglichen Wirkungsverstärkung einer Chemotherapie durch Methadon wurden in vitro, an Zellkulturen von Glioblastomzellen gewonnen, also Hirntumorzellen und bisher ausschließlich an diesen und ausschließlich in Kombination mit einem bestimmten Chemotherapeutikum!
Dass bei Zellen eines Hirntumors irgendeine Wirkung von Methadon wahrscheinlich ist, erklärt sich daraus, dass Methadon ein Opioid ist und Glioblastomzellen Opioidrezeptoeren besitzen, also auf Methadon reagieren können. Das ist bei anderen Tumoren aber nicht unbedingt so. Daher einfach von diesen Ergebnissen, die zudem nicht in konkreten Studien am Menschen verifiziert sind, auf andere Tumore und zudem völlig andere Kombinationen von Chemotherapeutika und anderen systemischen Therapien mit Methadon zu schließen, ist schlicht nicht möglich und pure Spekulation.

Ansonsten gibt es keine Daten, die wirklich verlässlich auf eine Wirkung in der Praxis am Menschen hinweisen. Es gibt lediglich eine Reihe von Fallberichten und etliche Patientenberichte. Die begeisterten Berichte von Patienten sind verständlich, sie leben ja schließlich noch. Ob sie noch leben würden, ohne Methadon genommen zu haben, lässt sich nicht überprüfen, genausowenig ob die, die trotz Methadon gestorben sind ohne noch leben würden. Von den Fällen der Patienten, die trotz Einnahme von Methadon bereits verstorben sind, wird auch nicht berichtet, obgleich es auch diese gibt.

Trotzdem wird teilweise recht unkontrolliert Methadon verordnet, auch bei anderen Krebserkrankungen als Glioblastomen, wo am ehesten noch eine Wirkung zu erwarten wäre und ein individueller Heilversuch mit einer off-label Verordnung von Methadon am ehesten gerechtfertigt wäre.

Es ist verständlich, dass Patienten solche Hypes als letzte Strohhalme aufgreifen wollen. Man sollte sich aber darüber im Klaren sein, dass es bisher keine wirklich greifbaren Ergebnisse gibt. Solche sind bei einer so „wilden“ Verordnungspraxis wie bisher, die im Wesentlichen durch unkritische Berichte in Nichtfachmedien infolge von massivem Druck von Patienten nach einer Verordnung entstanden ist, auch nicht zu gewinnen. Es sollte bedacht werden, dass der Weg von der Entdeckung einer vielversprechenden Substanz bis zum zugelassenen Medikament bei anderen Krebstherapeutika in der Größenordnung von 10 Jahren liegt.

Es wäre wirklich sinnvoll zunächst kontrollierte Studien an Patienten abzuwarten.

Viele Grüße
Karl

Ich muß mit der Gewohnheit brechen, ehe sie mich gebrochen hat.
G.C.Lichtenberg

Mitglied werden! Fördermitglied oder aktives Mitglied

1 Nutzer*in hat sich für diesen Beitrag bedankt.