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Miau
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Schilddrüsenkarzinom, SD-OP 2004

Antwort auf: Radiojodtherapie (RJT) – Erfahrungsberichte aus den Kliniken

| Beitrags-ID: 261329

Hi Ihr,

ich kam letztes Jahr zwei mal in den „Genuss“ einer RJT in der DKD Wiesbaden. Ich versuche mal, meine persönlichen Gefühle etwas außen vor zu lassen, zum einen hat mich die UF ziemlich geschafft und zum anderen die OP mit der Diagnose. Das verfälscht schon irgendwie.

Ganz objektiv gehts aber nicht, denn der verantwortliche Nuklearmediziner ist menschlich ziemlich daneben. Anders kann man das nicht beschreiben. Das Wartezimmer ist ein offener Bereich, der an den Flur angrenzt – und selbst dabei lässt er es sich nicht nehmen, seine kurze Besprechung mit dem Patienten auf dem Flur vorzunehmen. Na gut, wussten wenigstens alle, die vorher meinen frisch operierten Hals angesarrt hatten, was los war. Seine „Besprechung“ vor der RJT besteht auch mehr oder weniger aus ein paar dahingeworfenen Sätzen, so ungefähr wie: Krebs, na und, wird schon alles gut, alles andere wurde ja schon besprochen. Besprochen ja – mit super netten Assistenzärztinnen, die auch die Voruntersuchungen gemacht haben. Aber, um das auch zu sagen: wen auch immer man fragt – man bekommt zur Antwort, dass dieser Nuklearmediziner fachlich spitze wäre. Dann brauche ich halt andere Seelentröster.

Nun zum Bunker. Es gab vorher Informationsblätter, die gut über den allgemeinen Ablauf und was man selbst tun kann/sollte informiert haben.

Die Station selbst ist eine ganz normale Krankenstation mit kleinen Unterschieden. Zum einen natürlich die alarmgesicherte Stationstür und das Fehlen von Pflegepersonal auf der Station. Über andere kleinere Unterschiede war man schon durch die Informationsblätter informiert. Wir mussten das Geschirr selbst in die Spülmaschine ein- und ausräumen (die „Patienten“ standen Schlange dafür angesichts der willkommenen Abwechselung). Das Badezimmer war etwas anders, und die Zimmer geringfügig gemütlicher als normale Krankenzimmer.

Es gibt durchweg Zweibettzimmer. Zimmerpartner konnte man sogar in Ausnahmefällen tauschen (ich hatte Pech, meine war die wo vorher eine andere ausgezogen war – warum, war mir schnell klar) – aber das wird garantiert abhängig davon sein, welche Schwester gerade Dienst hat. Der Kontakt der Patienten untereinander war erlaubt, es gab nur leider keinen Aufenthaltsraum, Sitzecke, Terasse o.ä. Gerüchten zufolge wurden trotzdem schon die wildesten Partys auf der Station gefeiert. Die meisten, die dort sind, haben ja eher weniger körperliche Probleme. Essenbestellungen beim Italiener, Chinesen o.ä. wären problemlos möglich gewesen.

Das Krankenhausessen war durchaus genießbar, man konnte auch zwischen kleiner – normaler – großer Portion wählen (große Portion: drei Brötchen zum Frühstück, 1 Roulade und drei Klöße nebst riesen Berg Rotkraut mittags), nur leider gabs öfters mal Verwechslungen in den Bestellungen (so richtig übel wurde mir, als ich abends statt dem bestellten Salatteller so ungefähr eine Schlachtplatte bekommen habe). Zumindest bei Frühstück und Abendessen konnte man aber immer noch was schmeckendes auftreiben: Im Kühlschrank der Station gab es eine Riesensammlung von Marmeladen-, Wurst-, Schmelzkäse usw. -verpackungen. Immer, wenn man was nicht mochte oder übrig hatte, hat man es dort quartiert – dafür konnte man sich auch nehmen, was man wollte. Dort standen auch immer Joghurt, manchmal Milch und sonst noch einiges.

Bereits im Voraus war ich informiert worden, dass ich Zitronensaft nehmen muss. Nur leider war mir beim ersten Besuch nicht bekannt, dass das Zeug aus dem KH zum k…. schmeckt. Beim zweiten Besuch habe ich mir meinen eigenen Saft mitgebracht.

Außerdem (unangenehmes Thema…) wurde mir gesagt, dass ich am zweiten Tag abführen müsste. Das Mittel wurde abends gebracht mit der Info, es würde erst so 8-10 Stunden nach Einnahme wirken. Dummerweise hat es bei mir nach 4 Stunden gewirkt, so dass ich in dieser Nacht eher selten im Bett zu finden war. Beim zweiten Aufenthalt habe ich die Schwester gleich gebeten, es mir spätestens mittags zu bringen. Hat prima geklappt.

Selbstbedienung war bei Getränken (Wasser und reichlich Teesorten sowie als nette Abwechslung Zitronenteepulver, zwei mal am Tag Kaffee), Handtüchern, das Essen hat man selbst vom Wagen geholt usw. Aber alles ok, denn man war über jede Abwechslung froh. Das Zimmer vserlassen mussten wir morgens bei der Reinigung. TV war gratis, und Telefon hat keine Grundgebühr gekostet. Die Station liegt in einem Obergeschoss, es gibt große Fenster, aber keine Klimaanlage. Es kann im Sommer so richtig eklig werden dort.

Morgens wurde immer (außer Sonntags) gemessen, das war die einzige Zeit, wo man im Zimmer bleiben musste bis man dran war.

Die Nachuntersuchung war dann das Szintigramm, und beim zweiten Mal auch die erlösende Verabschiedung sinngemäß mit „Auf Nimmer-Wiedersehen“. Nach meinem ersten Besuch, mit Verdacht auf Metastase, war ich total verzweifelt, da hat mich eine Arzthelferin in den Arm genommen und meinte: Der Arzt (mein Freund, der Nuklearmediziner) würde es zwar nicht so ausdrücken können – aber wenn er sagen würde, dass etwas in Ordnung kommt, dann wäre das auch so.“

Mitbringen sollte man auf jeden Fall das „persönliche Unterhaltungsprogramm“ – bei mir Bücher, Musik und griechische Vokabeln (wobei sowohl die Bücher als auch dann die Vokabeln an der UF gescheitert sind). Die Spielesammlungen, die es auf der Station gibt, machten nicht gerade den Eindruck der Vollständigkeit… Ich durfte auch alles, was ich ins KH mitgebracht hatte, wieder mitnehmen – es wurde nicht einmal gemessen. Eine schöne Kleinigkeit: direkt vom KH aus wurde die Meldung, dass ich stationär wäre, an meinen Arbeitgeber vorab gefaxt und dann geschickt.

So, ich glaube das war das Wesentliche. Wer noch Fragen hat, kann die natürlich gerne stellen. Insgesamt denke ich, dass man die Station empfehlen kann. Soweit ich das Beurteilen kann, wäre sie wohl auch mit Gehbehinderung möglich. Bei meinem zweiten Besuch war eine schwer körperbehinderte Frau dort (konnte aber laufen), die sogar eine Begleitperson mit reinbringen durfte.

Ach ja, ich war im April und im September 2004 dort. Beim ersten Mal 5 Tage, beim zweiten Mal 4 – beide Male genau die Zeit, die mir vorher angekündigt worden war.

Viele Grüße
Miau