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Lela
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follik.SD-Ca 06/05 pT2N0M0 und akute myeloische Leukämie Typ 8;21 2011

Antwort auf: Radiojodtherapie (RJT) – Erfahrungsberichte aus den Kliniken

| Beitrags-ID: 261332

Hallo!!

So, nun habe ich etwas Zeit gefunden, um mal meine Erfahrungsberichte zu schreiben.

Ich war im August 2005 zur Radiojodtherapie in Esslingen am Necker.
Aufnahme Montag gegen 10.30 Uhr.Man sagte mir, daß ich voraussichtlich 5 Tage bleiben müsste.
Nach dem Aufnahmegespräch(incl. Blutabnahme zur aktuellen TSH-Bestimmung) und der sonographischen Untersuchung des Halses wurde mir dann gegen 13.00 Uhr die Kapsel verabreicht. Diese war so groß wie eine normale Tablettenkapsel, ohne jeglichen Geschmack. Zusätzlich kam die Aufforderung am 1. Tag nicht so viel zu trinken, damit das radioaktive Jod gut aufgenommen werden kann.

Die Kapsel wurde im Zimmer verabreicht, welches man dann auch nicht mehr verlassen durfte.
Die Zimmer sind wie normale Patientenzimmer. Klassisches Krankenhausbett, TV (kostenlos), kleiner Tisch. Im Zimmer ist noch eine gemauerte Bleiwand, wo die Schwestern das Essen abstellen, welches man sich nehmen kann, sobald diese das Zimmer wieder verlassen haben. Das Bad beinhaltete ein Waschbecken mit Wasserspender, den man aber eigentlich betätigen konnte so oft man wollte, auch konnte man sich das Waschbecken mal mit Wasser volllaufen lassen und Katzenwäsche betreiben.
Die Toilette war eine typische Unterdrucktoilette, die ziemlichen Lärm machte beim Spülen.
Die Einzelzimmer befinden sich im 1. Stock und man hat den Blick zur Notaufnahme. Man kann auch zwischendurch mal für ganz kurze Zeit das Fenster öffnen.
Handtücher werden gestellt, ansonsten darf man seine eigenen Sachen anziehen, die man nach dem Aufenthalt einfach nur mal separat waschen soll. Ich muß gestehen, daß ich alte klamotten mitgenommen habe und fast alles danach weggeschmissen habe.

Am nächsten Morgen dann Visite. Man musste sich an das andere Ende des Zimmers begeben, sobald jemand das Zimmer betrat, um das Personal zu schützen. Die Ärztin hat dann jeden Morgen im Abstand von ca. 1m mit einem Stab die Radioaktivität gemessen.
Ich war wirklich verdutzt, wie stark ich gestrahlt habe, v.a. weil ich körperlich gar nichts bemerkte.
Nun ja, dann hieß es, ich dürfte jetzt viel trinken, um die Radioaktivität wieder auszuscheiden.
Ich habe dann am 2. Tag fast 5 Liter in mich reingeschüttet, mit dem Erfolg, daß ich am 3. Tag fast strahlungsfrei war und das Ganzkörperszinti gemacht werden konnte.
Das Ganzkörperszinti befand sich im gleichen Stockwerk. Die Untersuchung dauerte etwa 30 min. War etwas blöd, weil man die ganze Zeit auf dem Rücken liegen muss und sich nicht viel bewegen darf.
Danach wird einem dann gleich der Befund mitgeteilt.
Trotz des guten Befunde (lediglich kleines Restgewebe in der SD-Loge, keine Metastasen) und fast strahlenfrei, musste ich dann doch bis freitags bleiben, was den Donnerstag nicht gerade schnell verstreichen ließ.

Letztendlich wird man dann nach einem letzten Abschlußgespräch entlassen.

Das Personal dort ist super nett!!! 3 mal am Tag wird das Essen reingebracht, so daß man zumindest mal kurzfristig jemanden sieht und ein nettes Wort zu hören bekommt.
Leider war das Krankenhausessen nicht so berauschend, aber da gab es phänomenale Abhilfe: Man konnte sich eine Pizza bestellen. Ich habe einfach nachgefragt, und die haben die Pizza dann auf die zuständige Station liefern lassen und die Schwestern waren so nett und haben sie dann ins Zimmer gebracht.

Insgesamt ist es sehr empfehlenswert, sich was zum Lesen und z.b. ein Laptop mit DVD-Player mitzunehmen. Desweitern viele saure Bonbon oder Kaugummis, um die Speichedrüsen anzuregen. Die haben nämlich bei mir am 3. Tag angefangen zu spinnen und haben auch etwas wehgetan.
Mundspülung mit Salviathymol war sehr hilfreich, ebenso wie das massieren der Speicheldrüsen, um diese anzuregen.
Ein Telefon hat man gegen Gebühr, welche direkt vom Konto abgebucht wird, da man bei Aufnahme die Bankverbindung angibt.
An Getränken bekommt man Wasser gestellt so viel man will, alles Andere kann man mitbringen.
Meine ganzen Sachen durfte ich am Schluß auch gleich wieder mitnehmen.

In Esslingen wird die RJT schon viele Jahre gemacht und diese Erfahrung merkt man dort auch. Ich habe mich zu jeder Zeit gut aufgehoben gefühlt.
Insgesamt fand ich die 5 Tage auch gar nicht so schlimm!!

Ich hoffe, ich konnte einen Einblick verschaffen und wünsche Allen die es noch vor sich haben alles Gute!!

Gruß
Lela :)