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Antwort auf: Radiojodtherapie (RJT) – Erfahrungsberichte aus den Kliniken

| Beitrags-ID: 261396

Ich hatte ja einen eigenen Thread dazu aber hier nochmal einen Kurze Zusammenfassung der wichtigsten Daten:
Die Therapiestation in Würzburg (Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin der Universität Würzburg, was für ein Namensmonster) ist völlig neu (Juli 2009).

Genaue Anzahl der Zimmer weiß ich nicht, schätze ca. 8. Alles Ein- und Zweibettzimmer.
Alle Zimmer sind mit eigener komfortabler Nasszelle ausgestattet, jedem Patienten seht ein ausreichend großer Schrank mit abschließbarem Wertfach zur Verfügung. Jedes Zimmer hat einen kleinen Kühlschrank.
Es wird zwar um sparsamen Umgang mit dem Wasser gebeten, aber es herschen keinerlei Einschränkungen bzgl. Waschen und Duschen, jeder darf, so oft er will. Vor der Applikation der Therapiekapsel, kann man einen Klinikschlafanzug bekommen, den man nach Abklingen dr größten Aktivität wieder abgeben kann, sodass man seine eigene Wäsche bei der Entlassung wieder mitnehmen kann.

Alle Betten sind komfortabel elektrisch verstellbar, über jedem Patientenbett ist ein Messgerät für die Restaktivitätsmessungen in die Decke eingelassen. Jedem Patienten steht ein kleiner Tisch mit Stuhl zur Verfügung. Jedes Zimmer verfügt über einen eigenen großzügigen Wintergarten. Der Patientengarten war zur Zeit meiner RJT noch nicht begehbar (Anfang August 09). Es gibt einen Aufenthaltsraum für die Patienten, den man, wie später auch den Patientengarten nachmittags zu bestimmten Tageszeiten für mehrere Stunden nutzen kann, wenn eine bestimmte Restaktivität unterschritten wurde.

Jedes Bett ist mit einem Multimediaterminal ausgestattet, Fernsehen und Internetangebot sind frei. Telefon ist über die üblichen Chipkarten verfügbar, über die auch das Patienten-WLAN abgerechnet wird (2,-EUR/Tag auch ohne Telefonbuchung möglich) falls man mit dem eigenen Laptop online gehen will. HTTP, HTTPS, FTP, IPSEC und weitere Protokolle werden unterstützt, mein mobile-VPN-Client kam allerdings nicht zu meinem Bürorechner durch. Mobilfunk (Telefon und Datenfunk) ist unbeschränkt erlaubt. UMTS-Empfang war allerdings nur im Wintergarten mit voller Bandbreite möglich.

Das Personal ist ohne Ausnahme überaus freundlich und herzlich, und bemüht sich wirklich einem den Aufenthalt so angenehm wie irgend möglich zu machen.
Natürlich wird der Strahlenschutz beachtet, und man bemüht sich weitgehend min. 2m Abstand zu den am stärksten strahlenden Patienten einzuhalten, aber die Sache wird nicht dramatisiert, und da offenbar jeder auf der Station immer über die aktuelle Aktivität der einzelnen Patienten informiert ist, handled man das sehr individuell. Solange ich meine Therapiekapsel noch nicht geschluckt hatte, war durchaus auch ein Plausch in geringem Abstand möglich. Auch am Morgen vor der Entlassung war es schon wieder lockerer.

Das Essen ist für Klinikverhältnisse, jedenfalls für die paar Kliniken, die ich vergleichen kann, gut bis sehr gut. Außer am ersten Tag hat man Auswahl für zwischen je 3 Mittags- und Abendmahlzeiten, die man jeweils noch mit Gimmicks wie Obst, Süßspeisen oder Jogurt abrunden kann. Auch bevorzugte Brotsorten können ausgewählt werden (Weiß- Misch- Vollkornbrot), das Frühstück kann ebenfalls nach Schwerpunkt (eher süß oder eher wurst- und käselastig) und Menge zusammengestellt werden. Leider ist es dann (was die Wurst- und Käsesorte anbetrifft) jeden Tag identisch. Kaffe, verschiedene Tees und Wasser können jederzeit in beliebiger Menge bestellt werden Zum Speicheldüsenschutz wird frisch gepresster Zitronensaft zur Verfügung gestellt. Für Bonbons, Kaugummi etc. muss man selbst sorgen. Einmal täglich besteht die Möglichkeit, sich aus der Cafeteria eine Bestellung liefern zu lassen (kleine Snacks, Schokoriegel, Getränke Zeitungen etc.) Ja, auch dort wollen sich erstaunlich viele Patienten BILDen, auch das können sie.

Wer mag und fit genug ist, kann sich ein Fahrradergometer auf’s Zimmer stellen lassen und ein paar Kilometer abstrampeln.

Wer eine RJT unter Thyrogen insbesondere mit hoher Dosis macht, sollte sich wegen der 2 Tage Vorlauf für die Spritzen am Sonntag zur 1. Spritze aufnehmen lassen (das geht!). Dadurch ist er auf jeden Fall spätestens am Freitag auf Entlassungsaktivität runter. Am Wochenende werden wohl keine GKS gemacht, deshalb müsste man am Montag nochmal wiederkommen oder bis dahin drinbleiben, wenn man am Freitag noch nicht entlassen werden kann. Ich wurde am Montag aufgenommen, habe am Mittwoch die Therapiekapsel geschluckt und hatte Glück, dass ich Freitagmorgen schon soweit war.

Der Ablauf ist wohl überall ähnlich:
1. Tag Aufnahme, Ultraschall, Blutentnahme, kurze Einweisung, 1. Thyrogenspritze, Station darf noch verlassen werden.
2. Tag 2. Thyrogenspritze, Testkapsel. Staion darf noch verlassen werden.
3. Tag Messung der Jodspeicherung (Restgewebe), Therapiekapsel, ab dann Strahlenschutzbedingungen. Morgens und abends Messung der Restaktivität.
4. und weitere Tage morgens und Abends Messung.
Entlassungstag: Blutabnahme, Ultraschall, div Messungen, GKS, Arztgespräch, Entlassung.

Insgesamt habe ich mich in Würzburg sehr wohl und sehr gut aufgehoben gefühlt. Und werde für weitere RJD und falls nötig RJT auf jeden Fall wieder dort hingehen.

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