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buecherwurm
11/2009: pap. SD-Carcinom, li pT1a,pN0 (0/23), M0,G1,R0, Stad.I

Antwort auf: Radiojodtherapie (RJT) – Erfahrungsberichte aus den Kliniken

| Beitrags-ID: 261400

Hallo,

komme gerade von der Isolierstation der Uniklinik Köln (bin gestern raus). Hier meine Erfahrungen:

Das war meine 1. RJT – also keine Ahnung von nichts.

Die Uni Köln ist sicher ein riesiger Komplex. Die Anmeldung hat mich eher an einen Flughafen erinnert oder an das Einwohnermeldeamt (Nummer ziehen und dann warten). Telefon gibt es als Flatrate ins deutsche Festnetz für täglich pauschal 2,50€. TV ist inklusive. Die Nuklearmedizinische Klinik dafür ist ein überschaubarer, eigenständiger Bau.
Nach der anstrengenden Anmeldung bin ich dann in die Station, war noch ein wenig gestresst aufgrund der Unterfunktion. Wurde von einer Schwester lächelnd empfangen mit dem Satz: „Nun legen Sie die Sachen mal in den Raum da und trinken erst einmal einen Kaffee und kommen zur Ruhe!“ Super! Danach das Übliche: Aufnahmegespräch durch die Schwester, Verhaltensregeln (Duschen über Duschmarken, die man abends bekommt, für den letzten Tag einmal neue Wäsche beiseite legen, die man die Tage über nicht tragen darf, Wasserverbrauch etc.). Dann Essensbestellung – inkl. Frühstück und Abendbrot. Danach runter zur ersten Blutabnahme und Szintigraphie. Blutabnehmen war bei mir mal wieder eine Katastrophe, ich weiß auch nicht, warum… Das Ganze hat dann doch 4 Stunden gedauert, bis ich endlich auf mein Zimmer durfte. Da war ich dann ziemlich k.o. Ach so: Bettwäsche unbedingt selber mitbringen, sonst bekommt man so eine komische Fließbettwäsche, die ist eklig. Mein Bett wurde mir vorher auch noch bezogen, das musste ich nicht selber machen, sehr nett! Das Ambiente des Gebäudes ist freundlich und in angenehmen Farben (Wände sind NICHT weiß oder grau). Es gibt eine Gemäldegalerie, eine kleine Patientenbibliothek, einen Fitnessraum (da war ich aber nicht) und den Dachgarten.

Schwestern waren sehr nett, haben sich um einen gekümmert, natürlich immer mit Sicherheitsabstand. Hatte ein Einzelzimmer, das auch ein wenig bunt gestrichen war. Das Essen – na ja, das war nicht der Brüller, bin froh, dass ich wieder das essen darf, was ich will!!! Pro 2 Zimmer gab es eine Art Vorraum, hier wurde auch das Essen abgestellt, und wir haben es in die Zimmer geholt. Zu Trinken gab es immer Wasser (es stand immer ein voller Kasten im Vorraum), dann Tee oder Kaffee.

Morgens und abends wurde die Strahlenmessung durchgeführt (hier in einem Extraraum), ansonsten konnte man den ganzen Tag auf den Dachgarten (hier noch ein Aufenthaltsraum mit Klavier, Fernseher und DVD).

Ich war als Privatpatient da, deshalb weiß ich natürlich nicht, inwieweit die Arztvisiten bei den -sorry- Kassenpatienten ablief. Aber ich konnte in Ruhe meine Fragen alle klären, die ich hatte.

Die Kapseleinnahme erfolgte am 2. Tag. Danach durfte ich so ca. 22,5 Stunden (lt. Plan 24 Stunden, aber das wurde nicht so eng gesehen), mein Zimmer nicht verlassen. Das war schon ätzend, aber ja notwendig. Leider sind die Fenster in den Zimmer doppelt abgesichert, man kann die Fenster nicht öffnen. Die Klimaanlage hat anfangs etwas genervt, man gewöhnt sich dran.

Die Betten waren elektrisch, aber der Horror schlechthin: Das Bettzeug war in so einer Art Gummihülle (wohl wegen der Hygiene). Die erste Nacht habe ich geschwitzt wie nie in meinem Leben. Ich hätte heulen können! Habe dann mit der Schwester gesprochen und die hat mir dann erlaubt, den Gummibezug abzunehmen. Danach war es ok. Die anderen Patienten haben wohl weitergeschwitzt – also: immer fragen.

Immer nach dem Schichtwechsel kam die Schwester, hat sich vorstellt. So kannte man zumindest das neue Gesicht. Es wurde auch immer darauf hingewiesen, dann man jederzeit klingeln könnte, wenn man etwas braucht. Habe auch mal aus Versehen die Notklingel gedrückt, da war innerhalb von 10 sek. die Schwester da und fragte, ob alles in Ordnung sei. Man wird also sehr gut überwacht und betreut. Die Verständigung läuft über eine Gegensprechanlage, so wurden wir auch morgens mit einer Melodie und der netten Bemerkung: „Guten Morgen, liebe Patienten, bitte langsam wachwerden, wir rufen sie gleich einzeln zur Messung auf.“ geweckt. Die Schwestern inkl. der Küchenfrauen haben einen immer mit Namen angesprochen, man war also nicht Patient in Zimmer 2, sondern Frau … oder Herr … . Sehr persönlich.

Auf der ganzen Station gibt es 10 Zimmer, hier entweder Einzel- oder Zweibettzimmer. Sehr überschaubar.

Da wir zum Frischlufttanken nur auf den Dachgarten konnten, hatte ich nach kurzer Zeit nette Gespräche. Man wird da zu Verbündeten. Ich fand das gut.

Im Großen und Ganzen war der Aufenthalt echt ok, man muss da durch, kann ja auch die 6 Tage nicht viel anderes machen.

Die Uniklinik kann ich also wirklich empfehlen, fachlich sehr gut, nettes Personal (inkl. der netten Küchenfrauen), angenehmes Ambiente und die Möglichkeit, raus aufs Dach zu können – hier auch für Raucher wichtig – war das beste für mich.

Gruß Bücherwurm