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Urmel

Antwort auf: Radiojodtherapie (RJT) – Erfahrungsberichte aus den Kliniken

| Beitrags-ID: 261429

Hallo,

ich bin gerade aus dem Klinikum entlassen worden und will nun über die RJT berichten, da in den Kliniken doch etwas verschieden verfahren wird. Ich bin Kassenpatient ohne Zusatzversicherung (also Holzklasse :wink:)

Am Montag, den 9. Mai wurde ich zur Voruntersuchung in die Ambulanz der Nuklearmedizin bestellt worden. Ich musste nur kurze Zeit warten und durfte dann zum leitenden Oberarzt zur Besprechung und Untersuchung. Der ging mit mir die Befunde der OP durch und schaute die MRT Bilder an. Danach machte er eine Sonographie des Halses. Das war etwas unangenehm, da ich erst 2 1/2 Wochen vorher die große OP mit beidseitiger Neck-Dissection hatte. Er stellte noch Schwellungen fest, aber nichts Auffälliges. Danach wurde noch eine Szintigraphie der Halsregion mit Technetium gemacht, die auch nichts Auffälliges zeigte. Da mein TSH Wert schon bei 98 war, meinte der Arzt, dass nicht mehr lange zugewartet werden soll, obwohl ich erst ca. 6 Wochen vorher eine CT mit Jod-Kontrastmittel hatte. So bekam ich einen kurzfristigen Termin und durfte am Freitag, den 13. „einrücken“.

An diesem Freitag klingelte ich dann an der geschlossenen Station der Nuklearmedizin, nachdem ich mich schon am Montag in der Verwaltung angemeldet hatte, was auch empfohlen wurde, da dort morgens lange Wartezeiten in Kauf genommen werden müssen. Die Schwester nahm mich auf, hat Blutdruck, Puls und Fieber gemessen, dann folgte ein Gespräch mit der sehr netten, jungen Stationsärztin. Sie nahm mir nur noch Blut für den Tumormarker, die anderen Blutwerte, die ich mitgebracht hatte, genügten.
Sie erklärte mir die Vorgehensweise und gab mir noch bis 11 Uhr „frei“. Danach kam ich durch die nächste verschlossene Glastür in die eigentliche Station und in mein Zimmer. Es sind Doppelzimmer, ich war aber alleine im Zimmer, da in der Station mit 6 Zimmern nur 3 Patienten übers Wochenende waren. Leider hatte ich ein Zimmer mit einer ca. 1m hohen blau-grün gestrichenen Betonwand vor dem Fenster. Darüber war nochmals ein ca 1m hoher freier Teil, so dass man wenigstens den Himmel sehen konnte. Die Fenster waren weit öffenbar und sollten auch geöffnet werden, damit die Luft gut gewechselt wird. Eine Lüftungsanlage gab es allerdings auch. Das Zimmer hatte einen Fernseher, kostenfrei, Kühlschrank und sonst die Ausstattung wie ein normales Klinikzimmer. Ein kleines modernes Badezimmer mit Glasdusche war auch für jeden Raum vorhanden. Das Wasser war nicht eingeschränkt und man konnte duschen und sich waschen, so viel man wollte. Handy und Internetstick waren auch erlaubt und sie haben auch funktioniert. Ich durfte alles in die Klinik mitbringen und auch wieder mitnehmen. Einschränkungen gab es nicht.

Um ca. 12 Uhr kam dann die Ärztin mit der Kapsel (3700 MBq) so groß wie eine normale Tablette in Kapselform. Sie war in einem apfelgroßen strahlenabschirmenden Behälter, den sie im Zimmer öffnete und die Kapsel in ein Plastikröhrchen, das aufgeschraubt wurde, fallen ließ. Das Röhrchen bekam ich dann in die Hand und musste die Tablette – unter Aufsicht – in den Mund fallen lassen und mit einem Glas Wasser nachspülen. Sie empfahl mir noch viel zu Wasser zu trinken und mit dem bereitgelegten Zitronensaft in Tütchen ab ca. 16 Uhr regelmäßig den Mund zu spülen und den Saft wieder auszuspucken, da das besser für den Magen sei. Außerdem gab es beliebig viel Mineralwasser -still und leicht sprudelig – und Apfelsaft und eine Tüte Gummibärchen und Kaugummi. Das Kauen ist wichtig für die Speicheldrüsen.

Sie sagte mir, dass die Wirkung der Kapsel wahrscheinlich erst am nächsten Tag etwas zu spüren sei, es könnten Übelkeit und Schmerzen und Schwellungen im Halsbereich auftreten sowie Schluckbeschwerden.
Das Zimmer durfte ich ab dann bis Sonntag mittags nicht mehr verlassen. Am Samstag morgen verspürte ich dann tatsächlich eine ziemlich starke Übelkeit, mein Magen rebellierte und ich konnte Gummibärchen, Zitronensaft und Kaugummi nicht einmal mehr riechen! Die starke Übelheit kam wahrscheinlich daher, dass ich vorher 2 Wochen lang ein starkes Antibiotikum nehmen musste und mein Magen sowieso ziemlich gereizt war. Ich bekam dann sofort MCP Tropfen und Pantozol- Magensäurehemmer. Zusätzlich schwoll das OP-Gebiet ziemlich an, dafür bekam ich Kältepacks nach Bedarf.

Morgens nach dem Frühstück kam ein Techniker, der die Strahlung gemessen hat. Visite war nur kurz und in 3 m Abstand, die Schwestern haben sich auch nur so kurz wie nötig im Zimmer aufgehalten. Am Sonntag musste ich dann zur Strahlungsmessung in ein separates Zimmer mit einem genaueren Gerät und durfte dann anschließend das Zimmer verlassen und auf dem Flur Getränke holen und in den kleinen Aufenthaltsraum mit Balkon.

Die Übelkeit war am Sonntag schon wieder besser, wenn auch nicht weg, nur die Schwellung und das Brennen und der Druck im OP-Gebiet war relativ stark. Abends bekam ich dann noch ein Becherchen Laktulose zum Abführen, das aber keinerlei Wirkung hatte.

Am Montag (heute) bekam ich dann meine erste Thyroxin 50- Tablette eine halbe Stunde vor dem Frühstück und danach wurde die Strahlenmessung durchgeführt. Der Meßwert lag unter dem Grenzwert und mir wurde die Entlassung angekündigt. Vorher musste ich in die Ambulanz zur Ganzkörperszintigraphie.
Ich kam sofort ins Gerät. Die Aufnahme fand im Liegen statt und dauerte eine halbe Stunde. Auf dem Monitor über dem Gerät konnte man verfolgen, wie sich das Bild von „oben nach unten“ vervollständigte. Zum Glück leuchtete nur das Schilddrüsengebiet noch, sodass andere jodspeichernde Metastasen im Körper ausgeschlossen werden konnten.

Der Oberarzt und die Stationsärztin haben sich die Bilder sofort angesehen und mit mir das weitere Vorgehen besprochen. In vier Monaten muss ich zur Radio-Jod-Diagnose wiederkommen.

Danach durfte ich meine Sachen packen und nach insgesamt 3 Tagen die Klinik verlassen.

Bis auf das Krankenhausessen und die Betonwand vor dem Fenster war der Aufenthalt erträglich, das Personal und vor allem die Ärzte waren sehr freundlich und kompetent und- unkompliziert.

Es empfiehlt sich, etwas Leckeres zu essen mitzunehmen, ein Kühlschrank ist im Zimmer. Und sonst, Bücher, Strickzeug, Handy, Notebook, Internet-Stick.
Es gibt leider keinen Garten, deshalb würde ich für längere Aufenthalte wahrscheinlich eine andere Klinik vorziehen, aber 3 Tage sind erträglich.

Liebe Grüße

Bine

Hallo zusammen,
ich habe im Februar 2012 im Katharinenhospital die RJT gemacht. Ich kann den Ausführungen von Bine nur zustimmen, d.h. das Essen ist wirklich nicht gut, dafür die Ärzte und die Schwestern/Pfleger sind sehr sehr freundlich. Auch ohne Garten würde ich immer wieder hingehen, auch zu einem längeren Aufenthalt, allerdings habe ich mir ein Einzelzimmer gegen Aufpreis als Selbstzahler gebucht, weil ich das Risiko nicht eingehen wollte, dass die Mitpatientin nicht zu mir passt.

Liebe Grüße
ursel

🙄 😉