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BeateMitglieder-Beirat SD-Krebs 2000 (pap. + foll.)

Antwort auf: Bin mir total unsicher !?

| Beitrags-ID: 267171

Hallo Ewald!

Ein TG ganz auf Null ist mit einem bisschen Restschilddrüse kaum möglich. Und bei einem noch vorhandenen, gutartigen Rest (und NUR in diesem Fall) ist ein ganz geringfügiger TG-Wert auch absolut nicht tragisch!!! Wichtig ist hierbei nur, dass er auf diesem Stand BLEIBT und nicht steigt, das wäre nämlich verdächtig und würde darauf hindeuten, dass das Thyreoglobulin vermutlich seiner Bezeichnung „TUMORmarker“ gerecht wird und das Nachwachsen von Krebszellen anzeigt …

Thyreoglobulin ist ein Protein, das NUR von SD-Zellen gebildet wird, gut- und bösartigen (daher liegt die Grenze bei Leuten mit SD auch ziemlich hoch, bei 80 oder so). Als „Tumormarker“ kommt es nur nach einer SD-Krebs-OP zur Anwendung, weil es dann ja eigentlich so gut wie Null sein und auf keinen Fall steigen dürfte.

Es gibt sogar Leute, die trotz RJT noch einen geringfügig erhöhten TG-Wert haben, und bei denen dieser trotz mehrfacher RJT auch dort stehen bleibt – laut meinem Nuklearmediziner kann man das in klar umrissenen Fällen auch wirklich akzeptieren, sie haben einfach ein bisschen „hartnäckiges“ Restgewebe, wichtig ist nur, dass der Wert absolut stabil bleibt und nicht klettert!

Der Zusammenhang mit dem TSH-Wert ist der, dass dieses „Thyroid stimulating hormone“ die SD-Zellen zur Arbeit anregt – und je mehr sie arbeiten, desto mehr TG produzieren sie auch (und, falls der TSH-Wert hoch ist, vermehren sie sich auch – wobei Krebszellen viel aktiver sind als normale SD-Zellen). Um jede Stimulation zu vermeiden, hält man nach SD-Krebs den TSH-Wert möglichst niedrig („supprimiert“) – dann sind die Zellen (falls man überhaupt noch welche hat) sozusagen im Winterschlaf. Daher ist der TG-Wert unter Thyroxin im Rahmen der Krebsnachsorge nicht SO aussagekräftig wie im Hormonentzug (oder nach Thyrogen, wo man TSH gespritzt bekommt) – aber als Tumormarker taugt er trotzdem ziemlich gut, denn wenn wirklich aktive Krebszellen übrig sind, wachsen die irgendwann auch TROTZ niedrigem TSH-Wert wieder (allerdings natürlich lange nicht so rasch wie stimuliert), und dann steigt der TG-Wert – und dann führt man natürlich sofort alle erforderlichen Untersuchungen (Ultraschall, Szintigramm usw) und Behandlungen (RJT …) durch.

Mit unserem SD-Krebs haben wir also wirklich „doppelt Glück“ im Unglück: zum einen die Differenzierung, dank derer man Restzellen und Metastasen so „elegant“ und vor allem selektiv mit Radiojod zerstören kann, und zum anderen der Tumormarker, der bereits sehr früh Rezidive anzeigen kann.

Auf dem letzten SD-Kongress in Istanbul im September habe ich übrigens eine neue Untersuchung zum Thema Mikrokarzinom und Rezidiv gesehen: bei ganz kleinen Mikrokarzinomen (unter 0,3 oder 0,4 mm) ist die Gefahr wirklich verschwindend gering, aber darüber KANN es manchmal doch vorkommen – daher sollte man in jedem Einzelfall überlegen, ob nicht auch bei einem Karzinom UNTER 1 cm Grösse eine RJT angebracht sein kann, um ganz auf Nummer Sicher zu gehen, ohne aber unbedingt in jedem Fall „mit Kanonen auf Spatzen zu schiessen“ …

Liebe Grüsse!

Beate

Mitglied im Forum seit 1999. Gründerin des französischen Schwester-Forums und -Vereins "Vivre sans Thyroïde" (seit 2000): www.forum-thyroide.net