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InSeNSU
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Basedow, Hypoparathyreoidismus

Antwort auf: Hypopara nach SD-OP ? – Einschränkung für Marathon?

| Beitrags-ID: 302806

Hallo Skater,

in den Behandlungsempfehlungen wird die Calciummenge auf 2000 mg pro Tag begrenzt.

Calciumtabletten können die Verdauung belasten: Calciumcarbonat „verbraucht“ Magensäure, Zuckeraustauschstoffe (Xyllit, Mannit, Sorbit) können in größeren Mengen abführend wirken.

Zu viel Calcium auf einmal belastet auch die Nieren: Es kann zu vorübergehenden Calciumspitzen im Blut kommen (z.B. 2 Stunden nach Einnahme von 1000 mg und einer calciumreichen Mahlzeit), die die Nieren veranlassen, einen Teil davon gleich wieder auszuscheiden (Überschreiten der Nierenschwelle). Das viele Calcium im Urin ist dann nicht nur „Verschwendung“ sondern kann langfristig auch das Nierensteinrisiko erhöhen.

Bei Vitamin D, wie es in Osteoporose-Tabletten in Kombination mit Calcium vorkommt, ist mehreres zu bedenken:
Es wird in Leber und Nieren umgewandelt zum Calcitriol, welches dann die Calciumaufnahme im Darm erhöht. Die Umwandlung in den Nieren geschieht aber nur „auf Kommando“ der Nebenschilddrüsen über PTH. Bei Nebenschilddrüsenunterfunktion klappt das also nicht richtig.

Früher gab man trotzdem zur Hypopara-Behandlung Vit D, allerdings in sehr großen Mengen (ab 10 000 I.E.). So dosiert kann es auch ohne die Umwandlung in den Nieren manchmal die Calciumaufnahme erhöhen. Vitamin D hat aber den großen Nachteil, dass die therapeutische Wirkung erst nach 4-6 Wochen eintritt. Wenn man dann feststellt, das die Dosis zu hoch war, kriegt man das überhöhte Calcium durch Absetzen aber nicht gleich wieder herunter. Vitamin D wirkt noch wochenlang nach. So ist es langwierig und riskant, die richtige Dosis durch Ausprobieren herauszufinden. Deshalb geben die Behandlungsempfehlungen Calcitriol und Alphacalcidol den Vorzug.

Da Calciumtabletten (im Gegensatz zum einmalig fest einzustellenden Calcitriol- oder Alphacalcidol-Präparat!) nach Bedarf auch mal kurzfristig in der Menge variiert werden können, brächten Kombipräparate dann wechselnde (wenn auch relatv kleine) Mengen Vitamin D dazu. Um zu verhindern, dass das den Calciumwert womöglich auch ins Schwanken bringt, wird davon abgeraten.

Bei Hypoparathyreoidismus sind deshalb auch nur reine Calciumpräparate und keine Kombis verschreibungsfähig. In den Beipackzetteln von Calcitriol- und Alphacalcidolpräparaten wird ausdrücklich von einer parallelen Vitamin D-Gabe abgeraten, weil auch gegenseitige Beeinflussung der Wirkstoffe im Organismus möglich ist.

Am „übersichtlichsten“ finde ich es, Vitamin D entweder in täglich gleicher Menge als separates Präparat zum Calcium dazu nehmen, oder eben ein anderes die Calciumaufnahme förderndes Präparat und kein Vitamin D dazu. Vor allem aber muss man die Wirkdauer der Präparate einkalkulieren, und den Calciumspiegel in entsprechenden Intervallen gut kontrollieren!

Arzt und Patient brauchen in der Einstellungsphase eine Menge Geduld, vor allem, wenn man „Ausschleichversuche“ macht, um die Chance des Wiederanspringens der Drüsenfunktion zu haben. Ich hoffe, diese Geduld ist in Deinem Fall vorhanden und bald von Erfolg gekrönt.

Alles Gute wünscht Dir
Frauke