Hallo,

Eine Überfunktion (bzw. Überversorgung) macht auch mehr Appetit und dann kann man auch zunehmen – auch wenn das nicht lehrbuchmäßig zu sein scheint!

was mir als ehemals mit Regelkreisanalysen in biologischen Systemen Befasster an der Diskussion um Zu- Abnehmen in „UF“ „ÜF“ auffällt ist, dass (auch und hauptsächlich von den Ärzten) so getan wird, als handele es sich beim Hormonentzug bzw. der TSH-Supression und der Substitution nach vollständiger SD-Entfernung um eine echte Unter- oder Überfunktion. Das würde definitionsgemäß vorraussetzen, dass der natürliche Regelkreis noch intakt ist, und eine Fehlfunktion innerhalb dieses Kreises existiert. Das ist aber gar nicht der Fall, denn der Regelkreis ist zumindest aufgeschnitten, und jeder, der ein bischen was von Regeltechnik versteht, weiß, dass sich aufgeschnittene Regelkreise vor allem dynamisch völlig anders verhalten können als intakte (aber ggf. gestörte). Noch dazu ist der SD-Regelkreis nach SD-Entfernung nicht nur aufgeschnitten, sondern es fehlt ihm sogar ein komplettes Element, nämlich ein Stellglied.

Von einer kybernetischen Seite aus betrachtet, kann sich das Ganze eigentlich gar nicht annähernd so verhalten, wie das intakte System. Man sollte sich eher wundern, dass die Auswirkungen einer den Werten nach künstlich erzeugten UF oder ÜF doch noch eine gewisse Ähnlichkeit mit denen einer „echten“ UF bzw. ÜF haben.

Ich weiß nicht, ob sich mit diesem Problem und dem insgesamt komplexen endokrinologischen Regelgeschehen mal Kybernetiker oder Regelsystemtheoretiker ernsthaft auseinandergesetzt haben. Ich weiß jedenfalls aus eigener Erfahrung, das biologische Regelkreise oftmals dynamisch heftigste Überraschungen für einen bereit halten, die man aus der Kenntnis der Komponenten und der stationären (im Gleichgewicht befindlichen) Regelantwort nicht unbedingt erwartet hätte.

Für mich ist es daher kein Wunder, dass sich das Sytem Mensch, nach einer SD-Entfernung nicht mehr unbedingt „lehrbuchmäßig“ verhält.

Viele Grüße
Karl