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Basedow, Hypoparathyreoidismus

Antwort auf: Vitamin D3 Mangel

| Beitrags-ID: 383861

Hallo Conni,

nein, dass ist nicht nötig. Die aktuelle Diskussion um Vitamin-D- Mangel, der an allem möglichen Schuld sein könnte, betrifft nicht das Calcitriol sondern das 25-OH-D3, also die Vorstufe davon.

Die Umwandlung des Wirkstoffes Cholecalciferol, wie er in den Tabletten vorkommt, in die auf Vorrat speicherbar Form 25-OH-D3 geschieht in der Leber. Das geschieht unabhängig vom Parathormon. PTH-Mangel verursacht also keinen Mangel an dieser Form von Vitamin D.Die Eigenproduktion des Körpers durch Sonnenlicht und einige Lebensmittel sind für die Aufrechterhaltung dieses Vitamin D-Spiegels zuständig.

Aus dem Vorrat von 25-OH-D3 (auch CalciDIol genannt) im Körper machen die Nieren dann das Vitamin-D-Hormon Calcitriol. Dies tun sie beim Gesunden nur bei Bedarf, nämlich wenn die Nebenschilddrüen merken, dass der Calciumspiegel im Blut zu nierdrig ist. Dann meldet PTH an die Nieren :Mach mal Calcitriol. Durch Calcitriol wird die Calciumaufnahme im Darm erhöht. Wenn dann wieder genug Calcium im Blut ist, wird kein Calcitriol mehr hergestellt und das vorhandene abgebaut. Ob genug Calcitriol da ist, sieht man also ganz einfach am guten Calciumspiegel. Man braucht das Calcitriol nicht zu messen.

Natürlich braucht der Gesunde um Calcitriol produzieren zu können die Vorratsform 25-OH-D3 sozusagen als Rohstoff. Da dieser Umbau aber beim Hypopara durch den PTH-Mangel gestört ist, bekommt man als Nebenschilddrüsenunterfunktionspatient das fertige Calcitriol (z.B. Rocaltrol) oder eben Alphacalcidol, aus dem Calitriol auch ohne Beteiligung der Nebenschilddrüsen schnell erzeugt werden kann. Insofern spielt die Vorratsform bei Hypopara überhaupt nur eine Rolle, wenn eine Restfunktion der Nebenschilddrüsen da ist.

Extrem hoch dosiertes Vitamin D (Cholecalciferol) kann unter Umgehung dieser ganzen Regelungsmechanismen manchmal auch die Calciumaufnahme erhöhen, da der Körper aber dann keinerlei Einfluss mehr auf die Mengen hat, kann es zu einer Überversorgung mit Calcium kommen. Dass wird zunächst über die Nieren ausgeschieden, bis auch diese überfordert sind. Dann kann es zu sehr gefährlichen Vergiftungserscheinungen kommen.

Deshalb therapiert man den Hypopara heute nur noch selten mit hoch dosiertem Vitamin D sondern meist mit Calcitriol oder Alphacalidol. Hier beginnt die Wirkung auf den Calciumspiegel schnell (3-7 Tage nach Einnahmebeginn) und endet auch nach dem Absetzen schnell (binnen etwa 7 Tagen).

Die Wirkung von hoch doiertem Vitamin D setzt mit langer Verzögerung ein. Wenn man es absetzt, braucht es aber unter Umständen viele Wochen, bis der Calciumspiegel wieder sinkt. Die Wirkung ist schlecht steuerbar.

Also: Calciummagel beheben mit Calcitriol oder Alphacalcidol und etwas Calcium als Tablette, Vitamin D-Vorrat auffüllen durch NIEDRIG dosiertes Cholecalciferol über eine längere Zeit. Bis zur Erreichung eines stabilen Calciumwertes (sollte im UNTEREN Normbereich liegen), jetzt Calcium engmaschig (und nicht nur alle 6 Wochen) kontrollieren.

Viel Geduld und einen verständigen Arzt wünscht dir
Frauke

P.S. Falls dir das alles zu kompliziert ist, würde ich zur Not auch telefonisch dem Arzt das Problem erläutern, wenn du ihn von der Schweigepflicht entbindest und er zu einem Telefonat bereit ist. Aber die schriftlichen Infos sollten ihn überzeugen!

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