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Basedow, Hypoparathyreoidismus

Antwort auf: Hypoparathyreoidismus – Osteoporose

| Beitrags-ID: 383924

Hallo MaBiKa,

der Mangel an PTH führt beim Hypopara zu einem gestörten Knochenstoffwechsel, auch wenn der Calciumspiegel im Blut medikamentös korrigiert ist.

Beim Gesunden wird der Knochen ständig gleichzeitig auf- und abgebaut, also immer wieder „erneuert“. Bei Calciummangel im Blut wird PTH ausgeschüttet, was den Knochenabbau fördert. Dadurch kommt schnelle mehr Calcium ins Blut. Zusätzlich fördert PTH die Calciumrückhaltung in den Nieren und die Calciumaufnahme im Darm. Dadurch ist wieder mehr Calcium im Blut und das vorher abgebaute („entliehene“) Knochenmaterial wird wieder ersetzt.

Bei NebenschilddrüsenÜBERfunktion wird langfristig zu viel Knochen abgebaut, bei NebenschilddrüsenUNTERfunktion zu wenig. Man könnte oberflächlich gesehen sagen, dass dadurch beim Hypopara die Wechseljahrs-bedingte Osteoporose erst einige Jahre später auftritt. Es bleibt ja mehr Knochenmasse. Leider ist es allerdings nicht ganz so einfach, weil die Knochen je nach „Bauart“ (flache Knochen, Röhrenknochen, Wirbel) verschieden reagieren. Die Knochenqualität verändert sich durch den fehlenden Umbau-Impuls.

Da A.T. 10 Dihydrotachysterol (aus Vitamin D2, also Ergocalciferol) als Wirkstoff enthält, kann man trotz guter Calciumwerte unter dieser Medikation einen Mangel an Vitamin D3 (25-OH-D3) aus Cholecalciferol und einen Mangel am Vitamin-D-Hormon, dem Calcitriol haben. Diese Substanzen sind aber für den Knochenstoffwechsel wichtig.

Es gibt eine alte Veröffentlichung, die besagt, dass die antirachitische (also für Knochen förderliche) Wirkung von A.T. 10 erheblich geringer ist, als die von Vitamin D3. Das ist vermutlich der Grund, warum der Arzt dich von A.T. 10 auf ein Vitamin-D3-Präparat umstellen möchte.

A.T.10 und Cholecalciferol oder Calcitrol gleichzeitig einzunehmen ist problematisch. Man kann auch nicht von heute auf morgen wechseln, weil A.T.10 so eine lange Wirkdauer hat. Wir haben das hier ja schon mehrfach besprochen. Die Umstellung ist ein langwieriger Prozess.

Und da das hauptsächliche Problem für die Knochen das fehlende PTH ist, kann es sein, dass die Umstellung von A.T.10 auf Calcitriol für den Knochen auch nicht sooo viel bringt.

Eine zusätzliche Therapie mit dem neuen PTH zum Spritzen, die sich erheblich mehr auf den Knochen auswirkt (in der derzeit verfügbaren Dosierungsform allerdings nicht unbedingt nur positiv), wäre allerdings unter A.T.10 gar nicht nicht möglich, da man zumindest in der Startphase meist noch ein Vitamin-D-Präparat daneben braucht, das auf Dosisänderungen schnell reagiert, also Calcitriol oder Alphacalcidol.

Es ist also leider alles nicht ganz so einfach und der Arzt sollte von all diesen Details viel Ahnung haben, wenn ihr euch zu einer Umstellung,evtl. sogar mit späterer Gaben von Natpar entschließt.

Die Gabe von anderen klassischen Osteoporose-Präparaten ist beim Hypopara zum Teil sehr problematisch, weil diese zu einem zusätzlichen Calciumverbrauch zu Lasten des Blutcalciums führen können. Wir haben beim Hypopara eben keine klassische Osteoporose (weshalb auch die Diagnose schwerer ist), sondern eine andere Störung der Knochenqualität (Versprödung durch Verkalkung könnte man stark vereinfacht sagen).

Wie gesagt: Hier kann nur ein sehr sachkundiger Arzt helfen und selbst dieser womöglich nur mit begrenztem Erfolg. Aber vielleicht ist es in deinem Fall einen Versuch wert.

Viele Grüße
Frauke