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Julian
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Antwort auf: L-Thyroxin Einnahme krebserregend?

| Beitrags-ID: 452467

In Ergänzung zu Harald:

ich habe gelesen, dass L-Thyroxin zu 8-10% krebserregend sein soll. Kann mir jemand dazu etwas sagen?

Hierzu habe ich schon einmal was geschrieben, was ich hier modifiziert einfüge:

Die Studienlage zur Assoziation von einer L-Thyroxin-Einnahme und einem erhöhten Krebsrisiko ist sehr dünn. Generell kann zwar eine klinische Schilddrüsenüberfunktion diverse Malignome begünstigen (Link), inwieweit eine normal eingestellte Substitution oder gar eine kurzzeitige Anwendung das Risiko erhöhen würde, darf man zurecht anzweifeln. Außerdem musst du bedenken, dass viele hier ein Schilddrüsenkarzinom hatten, sodass für uns das individuelle Risiko eines Rezidivs deutlich größer ist als ein etwaiges Zweitmalignom. Dennoch werden in den amerikanischen Leitlinien ja je nach initialem Stadium, Alter und Nebendiagnosen die Substitution „entspannter“. Aber auch eine Unterfunktion kann das Krebsrisiko (z.B. Leberkrebs) erhöhen (Link). Für Krebserkrankungen spielen generell viele Einflussfaktoren eine Rolle: Das Fehlen von Schützenden Faktoren, chronischer Schaden (Rauchen!), Zugang zum Gefäßsystem uvm.

Eine weitere Frage, legt man von diesem Hormon an Gewicht zu?

Ich habe zu diesem Thema neulich eine Studie gefunden. Hier wurden Teilnehmer in 4 Gruppen geteilt und die Gewichtsentwicklung über min. 1 Jahr verfolgt (Link). Durchschnittlich nimmt man normalerweise statistisch 0,5kg/Jahr zu. In dieser amerikanischen Studie nahmen Menschen (trotz Euthyreose) im 1. Jahr nach OP um 3,3kg, bei adäquatem Ausgleich durch andere Hypothyreose um 2,2kg. Im Vergleich nahmen Schilddrüsengesunde um 1,3kg zu. Wer in einer künstlichen Überfunktion (also mehr L-Thyrox einnahm) gehalten wurde, z.B. Jahre nach OP durch SD-Krebs nahm um 1,2kg zu.

L-Thyroxin kann den Appetit anregen und auch eine Gewichtszunahme begünstigen, generell wird im aber eher eine stoffwechselanregende und damit eher gewichtsabnehmende Funktion zugeschrieben. Häufiger kann sich daher eine SD-Unterunktion negativ auf das Gewichts auswirken. Und wie so oft in unserem Körper ist das selten von dem einen Hormon oder der einen Tablette alleine abhängig. Es gibt ja auch genug Menschen ohne Schilddrüsenerkrankung die Schwierigkeiten haben das Gewicht zu halten in unserem heutigen Alltag.

Ich schließe mich daher Harald an, dass man nur Medikamente und Operationen einnehmen bzw. durchführen lassen sollte, die wirklich notwendig sind. Ein Jonglieren mit dem relativen Risiko macht aus meiner Sicht aber wenig Sinn.

Schönen Sonntag!

Liebe Grüße

Julian

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