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Antwort auf: Nachsorge des Schilddrüsenkrebs auf N-TV: 18. und 19.11.06

| Beitrags-ID: 291318

Hallo Karin Susanne,

Werbung für verschreibungspflichtige Medikamente ist in Deutschland verboten.

Und damit Sendung oder auch journalistische Artikel nicht in Verdacht gerät, Werbung zu sein, dürfen sie nur die medizinsichen Namen des Medikaments nennen:
Thyrotropin alpha (engl.) bzw. rhTSH = rekombinant human TSH.

Ärzte, wenn sie öffentlich auftreten, und Fachjournlisten müssen sich hieran auch streng halten.
Wir als Patienten müssen auf diese Regeln nicht so sehr achten.

Allerdings gibt es für Selbsthilfe-Gruppen, wenn sie öffentlich gefördert werden bzw. wollen, die Verpflichtung finanzielle Zuwendungen von Pharma-Firmen öffenlich zu machen.

Dies halte ich auch für sehr wichtig, die offiziellen Sebstverpflichtungs-Erklärungen der Selbshilfe-Organisationen und der Krankenkassen gehen hier sogar sehr ins Detail (siehe: Eckpunkte zum Umgang mit Wirtschaftsunternehmen- Seite auf Sekis)

Ohne Schilddrüse leben e.V. hat hier einen recht einfachen Beschluss gefasst:
„Der Vorstand und der Verein verpflichtet sich alle direkten und indirekten Reiskostenerstattung, etc.) finanziellen Zuwendungen durch wirtschaftsunternehmen im Vorstandsbericht und im Haushalt zu veröffentlichen.“

Egal ob sehr im Detail ausgeführt oder so einfach gehalten wie bei uns, beide Selbstverpflichtungs-Regelungen bieten jedoch Möglichkeiten Zuwendungen von Pharma-Unternehmen zu verschleiern, z.B. über Födermitgliedsbeiträge.

Die Selbsthilfe-Gruppen stehen daher durchaus berechtigt unter ständiger Beobachtung und berechtigter Kritik, dass sie versteckte Werbung für Pharma-Unternehmen machen.

Da unser Verein nicht dem Vorwurf, Werbung für ein Pharma-Produkt zu machen, ausgesetzt sein möchte, weil dies auch nicht im Interesse von uns Betroffenen sein kann, gibt es bei uns eine Reihe von weiteren Maßnahmen zu größerer Transparenz, die man in andern Selbsthilfe-Vereien lange suchen kann:

  • Es gibt kein Einfluss auf die Erfahrungsberichte von Betroffenen: bei uns können alle Betroffene offen sich über ihre Probleme austauschen.
    Weil wir so zum Beispei kein einfaches positives Bild der Hormon-Substituion zeichnen, haben wir es sehr schwer Sponsoren/Spender bei Schilddrüsenhormon-Herstellern zu finden, obgleich wir die Hormone so oder so nehmen müssen.
  • Offene kritische Diskussion von Studien (z.B. Thyrogen für RJD bei follikulärem SD-Ca – Methode gesichert?) oder Leitlinien (ETA-Leitlinie)
  • Alle Zuwendungen, die im Laufe eines Jahres höher wie 500 Euro betragen, egal ob Spende oder Fördermitgliedsbeitrag, werden mit Namensnennung im Haushalt aufgeführt.
  • Unser Haushalt ist im Detail für jedermann/frau einsehbar.
  • indirekte Zuwendungen werden im Vorstandsbericht (2005 -PDF- 13 Seiten) aufgeführt.

Ich denke derlei vergleichabere Transparenz wird man in anderen Selbsthilfe-Vereinen sehr lange suchen müssen. Ich halte derlei Transparenz auch für wesenltich wichtiger, als irgendwelche Verbote, wie das Verbot Produktnamen zu nennen.
Auch bei Ärzten und Journalisten gibt es solche Selbsthverpflichtungserklärungen. Wenn hier die Ärzte und Journalisten verpflichtet würden, ihre konkreten Honorare offenzulgen, wäre dem allerdings mehr geholfen. Aber so ähnliche Diskussion gibt es ja auch um die Berater-Honorare der Bundestagsabgeordneten.
Wir Deutsche sind hier ja eher für nicht Offenlegung (Steuergeheimnis etc.), in skandinavischen Ländern hingegen, ist es vollkomen selbstverständlich, dass die Steuerklärungen für die Öffentlichkeit einsehbar sind.

Viele Grüße
Harald