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Antwort auf: RIT hinauszögern, um erst Schwanger zu werden?

| Beitrags-ID: 377373

Hallo SDW-WN,

habe den Eindruck, da bist du an einen jungen Assistenzarzt geraten.

In diesem Beitrag haben wir zusammengefasst, was in der deutschen Behandlungsempfehlung steht:
FAQ: Verhütung aus Sicht der Frau und des Mannes nach RJT.

Wg: „diskrete Tumorstromadesmoplasie
Die Stroma bzw. Desmoplasie wird in den mir bekannten klinischen Leitlinien nicht erwähnt.

Manche Pathologen fordern, die Stroma bzw. Desmoplasie stärker in die Beurteilung des Tumors miteinzubeziehen, ob ein Tumor low-, intermediate oder high-risk ist.
Was da nun ein höheres Risiko bedeutet, bin ich auch überfragt, weil dazu eben nichts, in den mir bekannten Leitlinien steht.
Wenn du das genauer wissen willst, am besten bei deinem Pathologen nachfragen.

Es gibt übrigens auch unterschiedliche Beurteilungen von Risiken (Staging) in den amerikanischen und europäischen Leitlinien (=Empfehlungen).
ATA: Risikogruppen beim differenzierten Schilddrüsenkrebs(sieht hier vor allem fließen Übergänge vor)
und : FAQ: Europäische Leitlinie zur Behandlung von SD-Krebs (2006)

Wenn der Begriff „intermediate“ benutzt wurde, dann bezieht sich das auf die amerikanische Leitlinie (2015; wobei es auch hier Unterschiede zur Version aus dem Jahr 2009 gibt).
Die Risiken sind hier fließend, und es geht erstmal nur um das Risiko, dass man ein Rezidiv bekommen kann.

Es ist sicherlich so, dass ein Tumor der unifokal (engl. unifocal) ist, eher zu den low-risk gehört wie ein Tumor der multifokal (engl. multifocal) ist.
Wichtiger in der Risikoeinteilung bei der ATA ist, ob es z.B. eine Gefäßinvasion oder eine Ausbreitung außerhalb der Schilddrüse gab (extrathyrodal).

Weiter sagte er, dass er mir rein rechtlich nicht empfehlen können /dürfe, die RIT zu verschieben. Das stünde so in der Leitlinie und daher gäbe es keine Anpassung auf individuelle Lebensumstände. Wenn alles auf eigenes Risiko. Ist das so?

Ich weiß ja nicht, was der Arzt genau gesagt hat; was du schreibst hört sich sehr verkürzt an.

Ein Arzt muss dich über die verschiedenen Behandlungsalternativen aufklären (dazu ist er rechtlich verpflichtet); und er ist dazu verpflichtet, dir die Risiken der Behandlungsalternativen so zu erklären, so dass du dann eigenständig – möglichst mit ihm – eine Risikoabwägung vornehmen kannst.
Am Ende musst du immer eine Entscheidung fällen, und mit den entsprechenden Risiken bzw. dann mit den Folgen leben.
Man macht also immer alles auf eigenes Risiko, egal wie man sich entscheidet.

Andres ist es der Fall, wenn es sich um Richtlinien handelt.

Zum Hintergrund: FAQ: Was ist eine Leitlinie? Was ist eine Richtlinie?

Wir werden dir hier auch nicht alle Risiken genau benennen können, sondern nur helfen, genauer bei den Ärzten nachzufragen.
Auch der Arzt wird dir nun ungefähr die Risiken benennen können.

Nach ATA 2015 ist bei einem multifocalen Papillären Mikrokarzinom, das Rezidivrisko ungefähr zwischen 4-6 % ( ATA 2015, Grafik S.42: „multifocal PTMC“)
Nun ist dein größter Tumor mit 1,2 cm ja kein Mikrokarzinom (<1 cm) mehr; für papilläre multifokale Karzinome unter 2 cm habe ich bei der ATA keine Angaben gefunden.

Ich habe in einem anderen Phase meiner Therapie auch eine Risikoabwägung getroffen, entgegen der allgemeinen Empfehlung in der damaligen deutschen Leitlinie. Ich fand es damals beruhigend, dass ein Endokrinologe mich bei dieser Entscheidung unterstützt hat, aber letztlich musste ich die Entscheidung allein treffen, und die Risiken tragen.

Viele Grüße
Harald

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