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Meine erste Radiojodtherapie in Esslingen

Yoda
Nutzer*In
Follikuläres Schilddrüsenkarzinom beidseitig

Meine erste Radiojodtherapie in Esslingen

| Beitrags-ID: 242584

Hallo zusammen,

Meine erste Radiojodtherapie

Esslingen am Neckar, Freitag 22.02.08

1.Tag (Freitag)
Ankunft um 10 Uhr in der Klinik, zur Patientenanmeldung muss man eine Karte ziehen wie beim Arbeitsamt, was ich gut finde da sich niemand vorbeimogeln kann. Ich saß keine 5 Minuten und kam schon an die Reihe. Die Dame an der Anmeldung war sehr freundlich und hat mir meine Verwirrtheit in Unterfunktion nachgesehen :) . Ab auf die Station 51, als erstes durfte ich mir mein Mittagessen sichern indem ich einen Stock höher geschickt wurde, auch kein Problem den ich hab ja Hunger :eat: ! Ich glaub ich hab sämtliche Nebenwirkungen nur nicht Appetitlosigkeit :( ! Zurück auf Station wurde auch schon Blut abgenommen. Gegen 11 Uhr Habe ich dann meinen „Bunker“ bezogen. Die Einzelzimmer sind zweckgebunden und fast gemütlich, Klimatisiert mit TV/Telefon und (meinem) PC, nur gibt es keine Dusche! Was auch nicht so schlimm ist den für ein paar Tage reicht auch Waschen. Die Schwester hat mir alles erklärt, vor allem das tolle WC, das mehr mit Luft als mit Wasser arbeitet. Ach ja fast hätte ich es vergessen Big Brother is watching you! Eine Kamera beäugt mich von der Wand herunter, die ist natürlich ausgeschaltet :nixweiss: und nur für den Notfall, um mich zu lokalisieren wenn ich aus den Latschen kippe!?
Um 11.30 Uhr habe ich dann in Anwesenheit der Ärztin meine Jod-Bombe eingenommen, die von der Größe her kein kleines Kaliber hatte! Für mich kein Problem aber wenn ich da an meine Frau denke..
Ab sofort sollte ich wenn jemand ins Zimmer kommt hinter die Blei-Wand oder in die Ecke des Zimmers gehen um die Strahlenbelastung für das Personal so gering wie möglich halten ❗ . Was ungewöhnlich ist, den wenn jemand herein kommt will man den ja begrüßen und nicht flüchten! Also üb ich schon mal die Hechtrolle hinter die Blei-Wand :D Auch das man das Zimmer nicht verlassen darf muss ich mir erst einbläuen 😥 . Ehe ich mich versah, stand auch schon die Schwester mit dem Mittagessen vor der Tür, also ab in die Ecke, ich war kaum in der Ecke, war diese freundliche Person auch schon wieder draußen! Und ich Wollte fragen ob ich ein strahlendes Lächeln habe? 😳 Zum Essen gab es Fisch! Da verzichtet man Wochenlang auf Fisch und was gibt es dann? Kein Problem für mich, ich mag ihn so wie so und das bisschen Jod, kann mit meiner Bombe eh nicht mitthalten! So ab jetzt soll ich saure Bonbons (Kaugummi usw.) lutschen um meine Speicheldrüsen anzuregen, sonst werden die beleidigt.
Der Nachmittag schleicht an mir vorbei und ich habe zu viel Zeit zum Nachdenken, all die Probleme von draußen sollte ich nicht mit ins Zimmer nehmen! :wall: Also brauch ich etwas Ablenkung, und lese in meinem Buch. Auch ein paar Telefonate mit meiner Frau bringen mich auf andere Gedanken :) . So schnell wie am Mittag, kommt das Abendessen um die Ecke, Vesper, auch nicht schlecht. In der Glotze kommt nichts Gescheites also sitz ich am PC, bis ich so richtig müde bin.

2. Tag (Samstag)
Die erste Nacht war gar nicht so übel, obwohl ich mich nur langsam an das Bett gewöhnt habe. Jedenfalls um 6 Uhr war Schluss mit Schlafen, ich bin zwar den ganzen Tag müde und schlapp kann aber nie lange und tief Schlafen. Mein erstes Frühstück hier war sehr lecker! Es ist schon ein gewaltiger Unterschied zu meinen anderen Krankenhausaufenthalten, man darf nicht raus, niemand rein, außer dem Personal, es ist sehr ruhig und man hört erst kurz vor dem Essen etwas Aktivität auf dem Gang. Daran kann ich mich nur schwer gewöhnen den nach meiner Darm und SD Operationen war ich mehr auf dem Gang als im Zimmer oder Bett :dancing: ! Auch habe ich seit der Tablette keinen Arzt gesehen der die Strahlung misst :?: . Ab Heute soll ich viel trinken um das ich meine Bombe wieder loswerde. Na den Prost! :cheers: Das ich nicht nur den ganzen Tag rumsitzen oder liegen darf hat mir meine Bandscheibe gerade etwas unfreundlich mittgeteilt: „Beweg dich!“ hat sie mir ins Kreuz gemeißelt! Also mach ich etwas Karate, natürlich prügele ich nicht das ganze Zimmer kurz und klein, sondern bewege mich eher wie ein Chinese beim Tai-Ci :box: . Mittagessen! Reis-Topf mit Gemüse, geschmacklich gut, auch wenn ich das meiste Gemüse nicht identifizieren kann. „Was dr Schwoab ed kend frissd er ed!( Was der Schwabe nicht kennt isst er nicht!)“Egal der Hunger treibt es rein! So jetzt ziehe ich mir „Der Herr der Ringe I“ rein. Irgendwann als ich Bettschwere bekomme lege ich mich hin.

3. Tag (Sonntag)
Um 7 Uhr klingelt mich meine Frau aus dem Bett :D und wir plaudern eine Runde, obwohl ich kaum was aufnehmen, geschweige den verarbeiten kann :nut: , langsam könnte ich eine Ladung SD- Hormone gut gebrauchen. Wan ich die bekomme steht in den Sternen. Ah, das Frühstück klopft an die Tür, zeit für die Raubtierfütterung! Und ich muss mich vor meiner Beute in die Zimmerecke zurückziehen! Daran werde ich mich nie gewöhnen, mir bringt jemand das essen und ich muss flüchten ❗ :?: ❗ ! So bald die gute Frau draußen ist falle ich wie im Zoo über meine Beute her. So gestärkt mache ich etwas Frühsport. Soeben war die Ärztin bei mir und hat mich gemessen, sie meinte es wäre nicht mehr viel Schilddrüsengewebe übrig geblieben :D , da die Strahlung schon ordentlich zurück gegangen währe. Morgen könnte man eventuell schon das Ganzkörperszintigramm machen und Übermorgen könnte ich dann vielleicht nach Hause gehen. Das ist ja mal keine schlechte Aussage und meine Stimmung hebt sich deutlich :D , mal sehen was kommt. So nun schau ich mir die Wiederholung vom Klitschko Kampf an :sleep2: und warte auf das Mittagessen. Schweinebraten und Kartoffel das geht runter wie Öl. Jetzt habe ich eine kreative Phase und zeichne eine Stunde lang, es ist erstaunlich was ich in Unterfunktion noch zustande bringe. Dann werde ich doch müde und lege ABBA auf um ein bisschen zu dösen. Heute hab ich etwas Halsschmerzen und spüre ordentlich meine Galle oder Leber. Jetzt ist Telefonstunde und Reihenweise geben sie sich den Hörer in die Hand. Jetzt bastle ich noch an einem Videofilm für meinen Sohn. Total müde falle ich um 23 Uhr ins Bett.

4. Tag (Montag)
Um 7 Uhr werde ich wach, habe jedoch nicht besonders gut geschlafen, denn ich spüre meine Knochen, den Hals und meine Galle macht mir auch zu schaffen :sick3: :sick2: ! Das muss nichts bedeuten da die meisten Zipperlein Altlasten sind. Heute merke ich das Montag ist da die Bauarbeiter werkeln, soll mir recht sein, denn sie bauen eine Terrasse für uns „Bunkerinsassen“. Das Highlight des Tages ist für mich das Frühstück. Bis zum Mittag hab ich an einem Film für meinen Sohn gearbeitet. Mittagessen: Bratwurst mit Soße und Kartoffeln, lecker. So nun ist die Stunde der Wahrheit gekommen, es geht zum Szintigramm! 70 Minuten ruhig liegen sagt die Schwester 😥 , na das kann ja heiter werden, ich der sich permanent bewegen will soll Mumie spielen! Was sein muss, muss sein, aber es erscheint einem ewig länger. Der Tisch fährt ganz langsam und bleibt immer wieder stehen. Da denkst du gleich was ist jetzt wieder los :?: , aber irgendwie hab ich es doch geschafft und sitze im Zimmer und warte auf das Ergebnis. Zum Zeitvertreib zieh ich mir “Der Herr der Ringe 3“ rein. Die Ärztin hat die Strahlung gemessen und bringt mir endlich meine SD-Hormone), das Szintigramm hat sie noch nicht gesehen. Wenigstens kann ich endlich mit den Hormonen anfangen und die Talfahrt hat ein Ende, von jetzt an gebe ich wieder den Ton an :no: und jetzt verschlinge ich noch mein Abendbrot! Heute bin ich sehr müde :sleep2: und gehe früh schlafen :sleep1: .

5.Tag (Dienstag)
Heute Morgen nehme ich zum ersten mal meine Hormone vor dem Frühstück. Auch warte ich noch auf das Ergebnis vom Szintigramm. Jetzt geht alles ganz schnell :DR: , die Oberärztin kommt und meldet mir: „Keine Metastasen!“ :D 😆 :kiss: :clap: mehr will ich gar nicht wissen! Über die weitere Nachsorge wurde ich bereits gut informiert. Ich packe in Rekordzeit meine 7 Sachen zusammen, so schnell war ich noch nie aus einer Klinik draußen. Erst als ich ins Freie komme merke ich was ich für weiche Knie habe :nut: , eigentlich wollte ich jetzt voll durchstarten! :no: Mach mal langsam sage ich zu mir „Rom haben sie auch nicht an einem Tag gebaut!“ In der Klinik merkt man gar nicht wie stark die Leistungsfähigkeit absingt , da der Aktionsradius doch sehr eingeschränkt ist, klar man läuft durchs Zimmer, aber was ist das schon.

Fazit: :daumen: Ich kann mich über meinen Aufenthalt in Esslingen nicht beklagen ❗ , alle waren nett, das essen hat mir geschmeckt(leider :( ), die Einzelzimmer sind groß genug und man hat seine Ruhe, auf eine Dusche konnte ich(der normal jeden Tag duscht!) auch ganz gut verzichten! Natürlich kann man die RJT, nicht mit „normalen“ Krankenhausaufenthalten vergleichen. Auch die Bauarbeiten(Terrasse) habe ich als notwendiges „Übel“ empfunden, da es den nachfolgenden Patienten zugute kommt. :daumen:

Viele Grüße :)

Yoda :daumen:

„Möge die Macht mit dir sein :!:“

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