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Chemo-Therapie bei bifokaler thyreoidalen Autonomie?

Chemo-Therapie bei bifokaler thyreoidalen Autonomie?

| Beitrags-ID: 234513

Hallo, schönen guten Abend

ich weiss absolut nicht, ob ich hier bei euch richtig bin, aber ich möchte es wenigstens versuchen und hoffe sehr, ihr habt einen Rat für mich.

Seit etwa zehn Jahren habe ich ein, nachher zwei heisse Knoten gehabt ohne Über- oder Unterfunktion. Medikamente habe ich unterschiedlich genommen, die letzten Jahre keine mehr, bis auf die Zeit meiner letzten Schwangerschaft. Danach konnte wieder ein Szintigramm gemacht werden und im Mai wurde dann die Diagnose gestellt Bifokale thyreoidale Autonomie, ein grosser heisser und ein zweiter warmer Knoten rechts bei supprimiertem linken Schilddrüsenlappen. Es war von OP die Rede, aber die müsste nicht sofort sein, ich sollte es halt kontrollieren lassen. Medikamente musste ich nicht nehmen.

Letzten Donnerstag war ich zur Blutkontrolle und heute bei meiner Ärztin, weil sie meinte, wir müssten jetzt mit Medikamenten anfangen, weil sich eine latente Überfunktion entwickelt, die demnächst wohl zu Herzrhythmusstörungen führen wird.

Ich dachte eher an Betablocker und war nur perplex, als sie auf einmal von Chemo-Therapie sprach. Die würde man machen, um die Schilddrüse erst einmal lahm zu legen und evt. müsste man mit Hormonen wieder gegensteuern, auf jeden Fall müsste engmaschig kontrolliert werden, weil durch die Chemo dann auch die Blutbildung beeinträchtigt würde.

Ich war so sprachlos, dass ich gar nichts gefragt habe, sondern nur vorgeschlagen habe, die OP dann doch direkt machen zu lassen, obwohl ich noch nicht weiss, wie ich die Zeit nach OP mit zwei Kindern (3 und 1 Jahr) problemlos überbrücken kann (z.B. nicht schwer heben). Auf jeden Fall möchte ich die Chemo vermeiden, wenn es geht.

Nun reagieren unsere Freunde (ich selber inzwischen auch, logisch) ziemlich fassungslos, weil man die Chemo nur in Verbindung mit Krebs kennt und dann auch als sehr unangenehme Behandlung.

Weiss jemand von euch, ob es Chemo wirklich nur in Verbindung mit Krebs gibt oder kann es wirklich sein, was meine HÄ mir da erzählt hat, nur ein heisser und ein warmer Knoten (von Krebs war absolut keine Rede). Sie meinte auch, sie wäre sich nicht sicher, ob man in diesem Stadium (autonomer Knoten mit Überfunktion der übrigen SD) überhaupt operieren könnte.

Ihr merkt, ich bin noch immer ziemlich fassungslos, deswegen auch die Länge, es tut mir leid. Ich werde meine HÄ morgen noch einmal anrufen, aber die Nacht kann so lang werden.

Vielen Dank schon einmal und euch alles Gute
Anke

BeateMitglieder-Beirat SD-Krebs 2000 (pap. + foll.)

Antwort auf: Chemo-Therapie bei bifokaler thyreoidalen Autonomie?

| Beitrags-ID: 262865

Hallo Anja !

Dass du fassungslos warst, kann ich mir vorstellen – da geht man „nichtsahnend“ zum Arzt, und bekommt auf einmal eine Chemotherapie vorgeschlagen – wo man eine solche normalerweise wirklich nur in Verbindung mit Krebs kennt !

Ich denke (und ich habe auf dem Gebiet SD inzwischen eine Menge Erfahrung, nach dreieinhalb Jahren in zwei verschiedenen Foren), dass der Arzt sich nur falsch (und grob fahrlässig falsch !) ausgedrückt hat – in deinem Fall ist eine richtige „Chemotherapie“ vôllig unangebracht ! Die würde man ja noch nicht mal bei Schilddrüsen-KREBS (den du ja gar nicht hast) machen, weil der normalerweise mit Radiojod in den Griff zu kriegen ist (und das wirkt viel gezielter als eine Chemo – die wird nur in den ganz seltenen Fällen angewandt, wo die verbliebenen SD-Zellen kein Jod speichern).

Ich glaube, dein Arzt sprach nur von einer Therapie „mit Chemie“ im Gegensatz zu einer Behandlung durch Operation : bei Überfunktion ist die klassische Vorgehensweise nämlich, ungefähr 18 Monate lang Schilddrüsenhemmende Medikamente zu geben. Diese verlangsamen die Produktion der SD auf ein normales Mass, oft aber auch ZU stark, so dass man dann zusätzlich chemische SD-Hormone (L-Thyroxin o.ä.) gibt. Das hört sich eigentlich genau nach dem an, was dein Arzt vorschlägt, und ist wirklich DIE Standard-Therapie bei Überfunktion (insbesondere bei Morbus Basedow). In fast 50% der Fällen funktioniert das wohl auch, und die Patienten bekommen nach dem Absetzen der SD-Hemmer keinen Rückfall. Bei einem Rückfall kann man erneut eine medikamentöse Behandlung machen, wenn diese wieder nicht anschlägt, auch operieren oder die SD (bzw. zumindest die heissen Knoten) mit einer Radiojodtherapie zerstören.

Vielleicht schaust du auch mal ins Morbus-Basedow-Forum (www.morbusbasedow.de) ?

Und frag auf jeden Fall nochmal bei deinem Arzt nach, statt mit deiner sicher vollkommen unbegründeten Angst alleine dazustehen !

Liebe Grüsse !

Beate (die vor 3 Jahren einen SD-Krebs ziemlich unbestandet überstanden hat, und vor ein paar Wochen wegen einem ganz ANDEREN Krebs eine Strahlen- UND Chemotherapie, die anscheinend auch sehr erfolgreich – und gar nicht SO schlimm, wie ich dachte – waren !)

AlbaLeitungsteam SHG Magdeburg pap. SD-Ca., foll. Variante, pT2, 2002

Antwort auf: Chemo-Therapie bei bifokaler thyreoidalen Autonomie?

| Beitrags-ID: 262866

Hallo Anja,
ich denke auch, daß es so sein wird, wie Beate es beschrieben hat. Ärzte sind manchmal einfach zu leichtfertig. Sie hauen ihren Patienten irgendwelche Begriffe um die Ohren, ob nun Chemotherapie oder Tumor, ohne zu bedenken, was sie damit auslösen. Tumor etwa bedeutet lediglich Geschwulst und keineswegs automatisch auch bösartig.
Man wird Dir vermutlich sogenannte Thyreostatika (Schilddrüsenhemmer)verschreiben. Damit soll Dein Stoffwechsel erstmal auf Normalmaß zurückgeführt werden, weil man sonst nicht gut operieren kann. Auf Dauer kann man die aber nicht nehmen, weil es doch einige Nebenwirkungen geben kann. Die wird Deine Ärztin gemeint haben. Es fallen Dir aber weder die Haare aus noch ist Dir ständig übel und auch Deine Schleimhäute werden nicht angegriffen wie bei mancher hochdosierten Chemotherapie. Es ist damit gar nicht vergleichbar.
Gehört habe ich ferner, daß diese Medikamente zwar Deine übrige Schilddrüse stillegen können, die Autonomie aber weder beseitigen noch auf Dauer in den Griff bekommen. Da wird eine OP oder eine Radiojodtherapie kaum zu umgehen sein. Was besser ist, danach solltest Du die Spezialisten fragen. Die Hausärztin ist keine Spezialistin! Die Aussage: eine latente ÜF werde demnächst zu Herzrhythmusstörungen führen, ist sogar völliger Blödsinn. Eine latente Überfunktion ist eine im Wartestadium, eine noch nicht ganz ausgebrochene. Entwickelt sich daraus nun eine echte ÜF, kann (nicht muß!) Herzrasen höchstens eines der Symptome sein, einfach weil der Körper permanent auf Hochleistung gefahren wird. Das das nicht gesund ist, ist auch klar.
Im übrigen möchte ich Dir raten, Ärzte immer sofort zu fragen, wenn Du etwas nicht verstehst und auf Auskunft in verständlicher Sprache zu bestehen. Das gilt nicht nur für die Diagnose, sondern auch für jeden Therapievorschlag. Es geht immer um Deinen Körper, Deine Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Behandlung. Und Du hast das Recht auf jede dafür nötige Information. Ein Arzt, der das nicht akzepieren kann, gehört gewechselt.
Ich wünsche Dir alles Gute
Alba

Antwort auf: Chemo-Therapie bei bifokaler thyreoidalen Autonomie?

| Beitrags-ID: 262867

Hallo, wieder schönen guten Abend,

eure Berichte haben mich wieder ein wenig (nein, eher sehr gut) aufgebaut. Dafür möchte ich euch sehr danken.

Ich habe heute noch einmal mit meiner HÄ gesprochen und sie versicherte mir, dass sie mich da nicht verunsichern wollte, sondern sie ging davon aus, dass der Begriff Chemo generell dafür steht, etwas unterdrücken zu sollen und dass damit nicht immer nur diese bekannten agressiven Therapien gemeint wären, die „man“ als Gesunder wohl so kennt.

Nächste Woche gehe ich zur radiologischen Untersuchung in ein Röntgeninstitut und werde mir den Vorschlag des dortigen Arztes anhören, obwohl ich jetzt am liebsten schon mit gepackten Koffern ins KH fahren würde, bloss um diese Knoten los zu sein. Ich war in zwei KH, der eine sagt dies, der andere Arzt das, ich versuche mich schlauer zu lesen und verstehe immer weniger.

Meine Grossmutter starb an den Folgen ihrer SD-Erkrankung (allerdings schon vor fünfzig Jahren), meine Mutter hat grosse Probleme und ihre Schwester starb vor drei Jahren an den Folgen ihres SD-Krebs. Auch deswegen haben mich die Worte meiner Ärztin so sprachlos werden lassen.

Liebe Beate, dir drücke ich ganz fest die Daumen, dass alles gut geht und lieben Dank noch einmal für die aufmunternde Antwort ;-).

Alba, dir auch lieben Dank, ich werde versuchen, in Zukunft mit allem zu rechnen und nicht mehr wie das Kaninchen vor der Schlange zu sitzen, aber ich glaube, dazu brauche ich ein wenig Übung, dir auch alles Gute ;-)

Liebe Grüsse
Anke

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