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Krebs ist nicht gleich Krebs – Sinn von Früherkennung?

Krebs ist nicht gleich Krebs – Sinn von Früherkennung?

| Beitrags-ID: 252496

Hallo,

in einem Kommentar (Viewpoint) in der angesehenen medizinischen Fachzeitschrift JAMA
stellen die Autoren Laura J. Esserman, Ian M. Thompson, und Brian Reid die These auf, dass man durch die neue diagnostischen Methoden in der „Früherkennung“, man eigentlich zwischen drei verschiedenen Formen von Krebs unterscheiden muss.

Zwar würden immer mehr frühe Formen von Krebs entdeckt, die Sterblichkeit (=Mortalität) nehmen jedoch nur selten dadurch ab.
Ein wichtiges Forschungsfeld für Verbesserungen sei daher, die harmlosen Formen von Krebs von denen zu unterscheiden, die aggressiv sind und auch zum Tode führen.

Bei der „Früherkennung“ unterscheiden sie drei Formen:

  1. Z.B. bei Brust- und Prostatakrebs würden zwar insgesamt mehr frühe Formen von Krebs entdeckt. Viele dieser Tumore wären jedoch für die Betroffenen nie von klinischer Bedeutung geworden, hätte man sie nicht entdeckt. Es werden aber auch solche Tumore früher entdeckt, die später von klinischer Bedeutung geworden wären.
    Der Rückgang der Sterblichkeit bei Brustkrebs in den USA von 1975 bis 2010 um insgesamt 30 %, sei zu einem Drittel durch die Früherkennung erreicht worden und zu zwei Drittel durch adjuvante Therapie.
  2. Z.B. bei Darm- und Gebärmutterhalskrebs hier kommt es durch das Screening und die Entfernung von Vorformen des Krebs zu weniger Sterbefällen.
  3. Z.B. bei Schilddrüsenkrebs und schwarzer Hautkrebs führe Früherkennung nur zur Zunahme von indolenten Krebsformen, die nicht von klinischer Bedeutung geworden wären, hätte man sie nicht entdeckt.

Es wurden daher Thesen aufgestellt, wann Screening Maßnahmen sinnvoll sind oder nicht:

  • Bei schnell wachsenden Tumoren sei Screening wenig effektiv.
  • Bei langsamwachsenden Krebsformen, mit einer langen Latenzzeit und Vorformen von Krebs (wie z.B. Darmkrebs und Gebärmutterhalskrebs) reicht ein Screening alle 10 Jahre.
  • Bei indolenten Tumoren führt ein Screening eher zur Übertherapie

Im März 2012 gab es am National Cancer Institute (NCI; Das NCI ist Teil des National Institutes of Health der USA) ein Treffen zum Problem der Überdiagnose und Übertherapie.

Da Screening zu einer Überdiagnose und diese zur Übertherapie führt, gibt das NCI folgende Empfehlungen:

  • Ärzte, Patienten und die allgemeine Bevölkerung müssen sich bewusst werden, dass Überdiagnose sehr verbreitet ist und häufig vorkommt bei Krebs-Früherkennungsmaßnahmen. Überdiagnose bzw. Identifikation von indolenten Krebszellen ist verbreitet bei Brust-, Lungen-, Prostata- und Schilddrüsenkrebs.
  • Die Terminologie Krebs sollte nur noch für solche Läsionen benutzt werden, die ohne Behandlung zum Tode führen.
  • Erstellung von Registern für Läsionen mit geringem Krankheitspotential, um besser erkennen zu können, wann eine solche Läsion sich in einen bedrohlichen Krebs verwandelt.
  • Verringerung der Überdiagnose. Strategien zur Verbesserung der Screening-Maßnahmen (Methoden; optimale Frequenz)
  • Ausweitung der Forschungskonzepte wie Krebszellen wachsen, d.h. Forschung auf das Umfeld von Vorformen von Krebs und Krebs zu richten, um erkennen zu können, welche Bedingungen zum Wachstum führen (als Alternative zur chirurgischen Entfernung).

Zusammenfassend stellen die Autoren des JAMA-Artikels fest, obgleich kein Arzt die Absicht hat Überdiagnose und Übertherapie von Krebs zu machen, führen Früherkennungsmaßnahmen als auch eine höhere Achtsamkeit von Patienten dazu, dass bestimmte Krebsformen entdeckt werden, die nie lebensbedrohend geworden wären. Ärzte und Patienten werden aufgefordert offen über dieses Problem zu diskutieren.

Viele Grüße
Harald

bmd
Nutzer*In

Antwort auf: Krebs ist nicht gleich Krebs – Sinn von Früherkennung?

| Beitrags-ID: 356139

Problem dieser politisch gerade en voguen Analysen:

Wenn die reale Inzidenz eines Malignoms (welches im Frühstadium entdecket eine bessere Prognose aufweist) zunimmt führt Screening genau wie bei einer Überdiagnostik zu
– steigender Inzidenz
– gleichbleibender Mortalität

Letztendlich wäre das Problem nur lösbar durch

– eine randomisierte Studie bzg. Überleben (Screening vs nicht Sceening) – bei der SD kaum realistisch, da hausärztliches quasi-Screening kaum abstellbar.

– eine saubere Interventionsstudie (rasche! Abnahme der Inzidenz von T2+ nach Implementation von Screening). Problem hier: das langsame Wachstum des SD-CA verhindert das „rasch“. Damit der vorstehende Effekt möglicherweise von realen Inzidenzänderungen überlagert.

Anonym
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