Studie: Steigerung von Schilddüsenkrebs in den USA (2014)
- Dieses Thema hat 4 Antworten und 3 Teilnehmer, und wurde zuletzt aktualisiert 01.10.2014 - 19:19 von dkr.
Leitungsteam SHG Berlin follikulärer SD-Krebs 1997 (oxyphil), Zungengrundkrebs 2024
Studie: Steigerung von Schilddüsenkrebs in den USA (2014)
Hallo,
im American Journal of Managed Care wurde folgende Studie veröffentlicht:
Thyroid Cancer: Increased Incidence or Improved Diagnosis? –
(Schilddrsüenkrebs: Erhöhte Inzidenz oder verbesserte Diagnose?)
von Sejal Saraiya, PharmD
Online Publikation 19.9.2014
In den USA wurden zuletzt 63.000 Menschen mit Schilddrüsenkrebs diagnostiziert. Damit gehört Schilddrüsenkrebs in den USA zu den 10 häufigsten Tumoren.
Es gibt eine Kontroverse, ob dies auf Grund einer besseren Diagnstik (Einsatz des Ultraschalls) oder auf Umweltbedingungen zurückzuführen ist.
Es wurden die Daten des SEER – Registers ausgewertet.
Überdiagnose
Für die These einer Überdiagnose spricht, dass die Mortalitätsrate an Schilddrüsenkrebs in den Jahren 1975 bis 2009 unverändert geblieben ist
(0,5 auf 100.000 Personen), und der Zuwachs der Inzidenz von Schilddrüsenkrebs allein auf das papilläre Schilddrüsenkarzinom zurückzuführen ist.
Die These „Überdiagnose“ wurde auch überprüft bezüglich des Zugangs zum Gesundheitssystem, hier sind jedoch die Daten nicht eindeutig, und es bleibt die Vermutung, dass auch Umweltfaktoren eine Rolle spielen.
„Hot Spot“
Hier wurde eine höhere Rate an Schilddrüsenkrebs im Umfeld (90 Meilen ca. 144 km) von Atomkraftwerken gefunden.
Neue Behandlungs-Empfehlungen
Da die meisten Schilddrüsenkarzinome sehr klein sind, wird in dem Artikel auch in Frage gestellt, ob es neue Behandlungsempfehlungen braucht.
Es müsse die Frage beantwortet werden, ob die Risiken einer Schildrüsenoperation ein höheres Gesundheitsrisiko darstelle als diese Mirkokarzinome.
Viele Grüße
Harald
Antwort auf: Studie: Steigerung von Schilddüsenkrebs in den USA (2014)
Danke, Harald
für dein großartiges Engagement!
Mit herzlichen Grüßen,
Schlittenhund
Antwort auf: Studie: Steigerung von Schilddüsenkrebs in den USA (2014)
Hallo,
für Überdiagnose sprechen eigentlich auch die Befunde aus Autopsiestudien, die je nachden, iwe eng man die Schnitte legt in bis zu 20% aller an anderen Ursachen verstorbenen Menschen (vorwiegend papilläre) Mirkokarzinome finden, die nie klinisch relevant geworden sind.
Auch eine höhere Inzidenz in der Umgebung von Kernkraftwerken muss nicht unbedingt mit einer tatsächlich höheren Rate an tatsächlichen Karzinomen (undentdeckten plus entdeckten) begründet sein, denn allein die Nähe zu einem Kernkraftwerk kann die Menschen dahingehend beeinflussen, dass sie sich eher untersuchen lassen (Ultraschall) und dadurch mehr Knoten und Karzinome aufgedeckt werden. Ob es sich um eine tatsächlich höhere Inzidenz handelt, könnte man allenfalls abschätzen, wenn man geichzeitig die Intensität der Diganostik mit den gefundenen Inzidenzen für die verschiedenen Bereiche in der nÄhe und in größerer Entfernung kennen und berückichtigen würde.
Wenn die Inzidenz wirklich große Sprünge macht, wie um einen Faktor 10 und mehr wie bei Kindern in der Umgebung von Tschernobyl, ist auch bei einer höheren Screeningintensität ein Zusammenhang eher wahrscheinlich. In der vorliegenden Untersuchung ist es ein Faktor von 2,4. Der wahrscheinlich durch „Überdiagnose“ bedingte Anstieg beim papillären Karzinom im Beobachtungszeitraun der Studie war um einen Faktor von 2,9 , also noch stärker. Daher würde ich die Geschichte mit den hot spots zwar für beobachtenswert halten aber noch keineswegs einen kausalen Zusammenhang für gesichert oder hoch wahrscheinlich halten. Sofern vorhanden, sollte man die Daten mit denen der Häufigkeit von SD-Untersuchungen in Beziehung setzen.
Viele Grüße
Karl
Ich muß mit der Gewohnheit brechen, ehe sie mich gebrochen hat.
G.C.Lichtenberg
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Antwort auf: Studie: Steigerung von Schilddüsenkrebs in den USA (2014)
Hallo Karl,
was mir allerdings bei den „Hot Spots“ zu denken gab, ist dass der Umkreis um ein Atomkraftwerk doch sehr groß ist: 90 Meilen = ca. 144 km.
Dachte auch erst so wie du, dass vielleicht eine höhere Aufmerksamkeit durch das Atomkraftwerk hier zu einer höheren Rate der Diagnose führen könnte.
Aber 150 km finde ich für mein persönliches Risikoempfinden doch recht weit entfernt.
Aber vielleicht sind dies ja auch Ketteneffekte: Es werden in einem kleineren Kreis um ein Atomkraftwerk durch mehr Aufmerksamkeit mehr Schilddrüsenkarzinome gefunden. Ärzte und Patienten sind dadurch aufmerksamer, und so wird der Kreis immer größer.
Viele Grüße
Harald
Antwort auf: Studie: Steigerung von Schilddüsenkrebs in den USA (2014)
Hallo Harald,
ausschließen würde ich einen tatsächlichen Einfluss der Kernkraftwerke auch nicht wollen, nur ihn als durch die Daten mit hoher Wahrscheinlichkeit als gegeben anzunehmen, wäre auch verwegen. Die Diskussion gibt es ja auch bei uns schon länger. Epidemiologen neigen dazu bei Korellationen schnell Kausalitäten zu vermuten (und Jounalisten noch schneller).
Ich vermute, es werden keine Daten über die Häufigkeit von SD-Ultraschall für die verschiedenen Counties vorliegen, die wären aber mal interessant. Das wären sie m.E. auch bei uns, um sie mal mit den regionalen Inzidenzen der SD-Karzinome zu vergleichen. Die Krankenkassen müssten sie vielleicht haben.
Viele Grüße
Karl
Ich muß mit der Gewohnheit brechen, ehe sie mich gebrochen hat.
G.C.Lichtenberg
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