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Hintergrund-Info zur Nebenschilddrüsenstörung bei SD-OP

InSeNSU
Moderator
Basedow, Hypoparathyreoidismus

Hintergrund-Info zur Nebenschilddrüsenstörung bei SD-OP

| Beitrags-ID: 238280

Hallo zusammen,

1. Sehr gute Fotos von Schilddrüsen-Operationen und Nebenschilddrüsen können alle, die solche Bilder verkraften, sich auf der Internet-Seite der Uni-Klinik Halle-Wittenberg anschauen:
http://www1.medizin.uni-halle.de/kac/
Dort findet man in der Navigationsleiste unter „Vorträge“ zwei hervorragende Serien Powerpoint-Folien zu „Chirurgie der Schilddrüse“ und „Chirurgie des Schilddrüsenkarzinoms“ von Herrn Professor H. Dralle. So kann sich jeder selbst ein ungefähres Bild von den Problemen machen, die der Chirurg bei einer Schilddrüsen-OP zu bewältigen hat.

Es gibt keine eindeutigen statistischen Zahlen, doch die bisher veröffentlichten Studien sprechen je nach Umfang und Anlass der Schilddrüsen-OP von etwa 1,5 – 8,5 % Risiko einer bleibenden postoperativen Nebenschilddrüsenunterfunktion. Die Zahlen variieren sicher von Klinik zu Klinik erheblich.

2. Immer wieder stellt sich die Frage, ob man nach einer Schilddrüsen-Operation aufgrund des pathologischen Befundes Rückschlüsse auf die Nebenschilddrüsenschädigung ziehen kann.
Herr Prof. K.W. Schmid, Direktor des Institutes für Pathologie des Uni-Klinikums Essen, der als Experte bekannt ist, hat der InSeNSU im Januar 2005 auf eine entsprechende Anfrage im Rahmen eines Kunstfehler-Prozesses u.a. folgendes geantwortet:

Wie Sie bereits ausgeführt haben, zeigen Nebenschilddrüsen eine hohe Lagevarianz und dazu können beim individuellen Patienten bis zu 12 Nebenschilddrüsen in den unterschiedlichsten Lokalisationen (u.a. im Bereich der Speiseröhre, des Kehlkopfes oder des Herzens) gefunden werden. Nebenschilddrüsen können aber auch entweder der Schilddrüse sehr eng anliegen und damit nur sehr schwer identifizierbar sein und/oder sogar vollständig innerhalb der Schilddrüse (sog. ektop) gelegen sein.

Bei der Aufarbeitung von Schilddrüsen-Operationspräparaten durch den Pathologen wird natürlich auch auf das eventuelle Vorhandensein von Nebenschilddrüsen geachtet. Die Nebenschilddrüsen zeigen makroskopisch [d.h. mit bloßem Auge] einen etwas unterschiedlichen Braunton gegenüber normalem Schilddrüsengewebe. Eine Reihe von pathologischen Veränderungen der Schilddrüse erschweren oder verunmöglichen aber das bereits makroskopische Erkennen von Nebenschilddrüsen, so dass diese dann nur mikroskopisch erkannt werden können. Da es aus technischen Gründen aber unmöglich ist, die gesamte Schilddrüse zur mikroskopischen Beurteilung aufzuarbeiten, werden sich Nebenschilddrüsen immer wieder der Erfassung durch den Pathologen entziehen.

Falls mikroskopisch Nebenschilddrüsen (eine oder mehrere) zur Darstellung gelangen, werden diese in der Regel vom Pathologen in seiner Beschreibung des mikroskopischen Bildes abgehandelt und somit dokumentiert werden. Der morphologische Nachweis von Nebenschilddrüsengewebe (auch wenn mehr als eine Nebenschilddrüse gefunden wird) erlaubt aber keinen wie auch immer gearteten sicheren Rückschluss auf den postoperativen Calciumspiegel des Patienten und daraus resultierender (passagerer oder permanenter) Symptome.

Wie Sie aber auch bereits angesprochen haben, kann durch die Operation der Schilddrüse die Blutversorgung von (einer oder mehrerer) Nebenschilddrüsen derart in Mitleidenschaft gezogen worden sein, dass diese nur mehr eingeschränkt oder gar nicht mehr Parathormon produzieren können. In diesen Fällen kann es zu Calciummangelsymptomen kommen, ohne dass der Pathologe Nebenschilddrüsengewebe am Schilddrüsenoperationspräparat nachweisen könnte. Die (eventuelle) Normalisierung oder Verbesserung des Calciumspiegels bei diesen Patienten hängt aber ebenfalls sehr stark von individuellen Faktoren ab.

3. Die Chirurgische Arbeitsgemeinschaft für Endokrinologie (CAEK) befasst sich in jüngster Zeit sehr intensiv mit der Fragestellung, wie die Nebenschilddrüsen bei Schilddrüsen-Operationen am besten geschont werden können. Die Juni-Ausgabe 2005 der Fachzeitschrift „Viszeralchirurgie“ enthält dazu mehrere ausführliche Berichte. Kurzfassungen findet man hier:
http://www.thieme-connect.de .
Ein Artikel unseres InSeNSU-Ehrenmitgliedes Dr. M. Hermann aus Wien zum Thema „Der postoperative Hypoparathyreoidismus nach Schilddrüsenoperation – eine unterschätzte Komplikation“ ist dort auch veröffentlicht. InSeNSU-Mitglieder erhalten einen Sonderdruck dieses Artikels gegen Zusendung eines mit 1,45 € frankierten Din A4-Umschlages so lange der Vorrat reicht. Näheres dazu unter „Aktuelles“ bei http://www.insensu.de .

Viele Grüße
Frauke Sieger
InSeNSU


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