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Wie kann ich meine halbe Schilddrüse retten?

Wie kann ich meine halbe Schilddrüse retten?

| Beitrags-ID: 247549

Nach meiner Schilddrüsen-OP am 08.06.2010 bin ich zufällig auf dieses Forum gestoßen.Seitdem habe ich sehr viel darin gelesen und denke, dass es nun an der Zeit ist, auch meinen Erfahrungsbericht zu schreiben. Denn bei mir ist einiges schiefgelaufen, was für andere Betroffene interessant sein könnte.

Ich sollte operiert werden, weil sich bei mir im Szintigramm mehrere Knoten auf beiden Seiten gezeigt hatten, davon links ein kalter. Mir war von Anfang an mulmig zumute bei dem Gedanken, dieses lebenswichtige Organ, das bei mir trotz der Knoten auch noch einwandfrei funktionierte, einfach herauszuschneiden und die fehlenden Hormone durch Tabletten zu ersetzen. Ich hatte Angst vor einer Unterfunktion, davor, dass das Einstellen Probleme machen könnte, vor allem aber hatte ich große Angst um meine Stimme. Ich bin eine sehr aktive, lebensbejahende Frau mit vielen Interessen und Hobbys, unter anderem spiele ich gerne Theater und bin seit meiner Kindheit eine begeisterte Chorsängerin. Der Gedanke, dass ich das vielleicht alles nicht mehr machen könnte, war einfach grässlich und da half es auch nichts, dass man mir die ganze Sache als einen harmlosen kleinen Eingriff verkaufen wollte und dass die Risiken so selten seien, dass man sie fast vernachlässigen könnte.

Andererseits, diesen lästigen kalten Knoten wollte ich schon loswerden! Ich habe zwar seltsamerweise keine Sekunde geglaubt, dass sich dahinter etwas Bösartiges verstecken könnte (womit ich auch recht hatte, wie sich später herausstellte), aber man kann ja nie wissen…

Meine Verunsicherung wuchs noch mehr, als ich in der Klinik war – angeblich der besten und renommiertesten auf dem Gebiet im ganzen Großraum München – und beim Aufklärungsgespräch einer jungen, etwas schnippischen Assistenzärztin gegenübersaß, die offensichtlich ihre Unerfahrenheit mit einer gehörigen Portion Arroganz zu überspielen versuchte. Sie unterhielt sich lautstark über meinen Kopf hinweg mit einer noch jüngeren Famulantin über den angeblich fürchterlichen Zustand meiner Schilddrüse und als sie mich fragte, ob sie meine Einwilligung jetzt gleich bekommt oder ob ich es mir noch überlegen will,sagte ich spontan: “ Das muss ich mir noch überlegen.“
Den ganzen Tag habe ich mit mir gekämpft, aber was hatte ich schließlich für eine Wahl? Seine Sachen packen und heimgehen, das tut man in dieser Situation ja doch nicht und so unterschrieb ich spät am Abend noch die Einwilligungserklärung. Dann dröhnte ich mich mit den Beruhigungsmitteln zu, die ich bekam, um nicht weiter nachdenken zu müssen und schlief auch ganz gut in der Nacht.

Von der OP gibt es nicht viel zu erzählen, die war wirklich nicht schlimm und ich habe fast nichts davon mitbekommen. Meine Erinnerung setzt erst wieder ein, als ich im Aufwachraum dauernd ein Alarmgerät neben meinem Bett hörte und immer wieder angesprochen wurde, ich solle tiefer und besser atmen.

Als ich versuchte, darauf etwas zu sagen, da merkte ich schon: o weh, ich bringe ja kaum einen Ton heraus! Was war passiert???

Später, auf dem Zimmer, kam dann die Beichte des Oberarztes: Trotz Neuromonitoring hatte man mir den Stimmbandnerv links verletzt und die Folge war eine komplette Rekurrensparese!!! Daraufhin wurde die OP abgebrochen und die rechte Hälfte zunächst dringelassen. Ich sollte fleißig Logopädie machen und in 3 Monaten wiederkommen, dann würde man mir die zweite Hälfte auch noch herausoperieren. Und der Doktor fand überhaupt nichts dabei, noch hinzuzufügen, dass das gleiche dann auf der rechten Seite wahrscheinlich auch passieren würde.

In dem Moment dachte ich, ich bin im falschen Film, das konnte doch nicht sein, dass genau das passiert war, wovor ich die meiste Angst gehabt hatte!

Was dann folgte, war eine sechswöchige Leidenszeit. Das linke Stimmband war wie tot, meine Stimme war mir völlig fremd, jedes Wort war furchtbar anstrengend. Beim Sprechen ging mir ständig die Luft aus, ich musste unterm Reden immer wieder schnappen und japsen. Außerdem musste ich höllisch aufpassen, dass ich mich nicht verschluckte, denn was einmal in der falschen Kehle war, das brachte ich nicht so ohne weiteres wieder heraus. Zudem saß mir die Angst im Nacken, dass das nie wieder werden würde, denn im Aufkärungsbogen (den ich natürlich erst hinterher richtig gelesen hatte) stand, dass nur in der Hälfte der Fälle eine vollständige Regeneration eintritt.

Hinzu kamen noch gleich in den ersten Tagen massive Symptome einer Unterfunktion. In der Klinik hatte man mir gesagt, dass wahrscheinlich meine dringebliebene halbe Schilddrüse für die Hormonproduktion ausreichen würde und dass ich frühestens nach 3 Wochen zum ersten Mal die Werte bestimmen lassen sollte. Tapfer habe ich versucht, diese 3 Wochen durchzustehen, aber mir ging es von Tag zu Tag schlechter, so dass ich es nach 2 Wochen nicht mehr ausgehalten habe. Mein Puls ging herunter auf 48 Schläge, ich fühlte mich, als würde mein Betriebssystem permanent auf kleinster Sparflamme laufen. Und die Angst um meine Stimme verstärkten noch die Depressionen. Kurz: aus mir aktiven, lebensfrohem Menschen war ein krächzendes, antriebsloses, depressives Etwas geworden, das sich selber nicht mehr ausstehen konnte.

Aber so schlimm wie das klingt, ist es nicht, denn heute sieht die Welt schon wieder viel freundlicher aus. Nach 6 Wochen stellte der HNO-Arzt fest, dass das Stimmband wieder leicht zu flattern begann. Ich durfte also hoffen dass der Nerv irgendwann wieder ganz aufwacht. Die Unterfunktion hatte ich nach 6 Wochen auch halbwegs im Griff, ich habe zum Glück einen guten und verständnisvollen Hausarzt, der schon nach 2 Wochen mein TSH überprüfte und auf einen Wert von 5.8 kam (vor der OP hatte ich ganz konstant über Jahre etwa 1,2). Zunächst fing ich mit Thyronajod 50 an, und als das nach einer Woche keine Besserung brachte, durfte ich die Dosis auf 75µg steigern. Danach wurden meine Zusammenbrüche von Tag zu Tag seltener und heute bin ich schon fast wieder die Alte.

Die Sprechstimme klingt auch wieder fast so wie früher, nur mit dem Singen wird es noch eine ganze Weile dauern. Wenn ich daran denke, dass ich vor einem halben Jahr noch im Chor die Johannespassion von Bach gesungen habe und heute noch nicht einmal mehr mit meinen Enkeln ein Kinderliedchen trällern kann, dann macht mich das so traurig, dass ich heulen könnte.

Aber ich bin ja ein optimistischer Mensch und will einfach daran glauben, dass auch das irgendwann wieder wird. Nur eines will ich auf gar keinen Fall und damit komme ich zu der langen Rede kurzem Sinn: ich will mich nicht noch einmal unters Messer legen! Wenn schon der Oberarzt gesagt hat, dass dabei mein rechter Rekurrensnerv wahrscheinlich auch kaputtgeht, wie soll ich das nervlich durchstehen? Ich würde wahrscheinlich eine Panikattacke bekommen, wenn ich diese Klinik nochmal betreten müsste. Wer weiß denn, was da noch alles passiert und wer garantiert mir, dass es diesmal wieder gut geht und ich nicht zu der Hälfte der Fälle gehöre, bei denen der Nerv geschädigt bleibt?
Ich habe 3 Ärzte, die mich unterstützen: mein Hausarzt, mein HNO-Arzt und meine Tochter, die auch Ärztin ist. Alle drei sagen, ich soll bloß die Finger davon lassen. Der kalte Knoten ist draußen, er war gutartig und wenn man die rechte Hälfte beobachtet, dann genügt das vollkommen. Ich klammere mich natürlich an diese Aussagen, aber einen richtigen Fachmann habe ich bis jetzt noch nicht gefragt. Darum stelle ich meine Fragen in diesem Forum und ich hoffe, es gibt hier irgend jemand, der das liest und mir Antwort geben kann:

Was muss ich tun, um mir die zweite OP zu ersparen?
Wie oft muss ich meine Restschilddrüse und die Hormonwerte kontrollieren lassen?
Hat die Einnahme von T4 einen Einfluss auf die vorhandenen Knoten?
Gibt es im Raum zwischen München und Garmisch-Partenkirchen einen Spezialisten, der sich wirklich gut auf dem Gebiet auskennt und wenn ja, wie komme ich an die Adresse?
Das war eine lange Geschichte, aber es tat gut, sie sich einmal von der Seele zu schreiben.

Mit freundlichen Grüße an alle, die das lesen und etwas Positives für sich daraus entnehmen können
Mali

Maria2
Moderator
pap. Karzinom pT3 tall-cell-Variante

Antwort auf: Wie kann ich meine halbe Schilddrüse retten?

| Beitrags-ID: 333050

Hallo Mali,

das Wichtigste wäre erst mal, die Stimmbandlähmung in Griff oder wenn möglich sogar wegzubekommen. Bekommst du regelmäßig Logopädie?

Die Hormonwerte sollten anfangs nach jeder Dosisänderung (frühestens 6-8 Wochen später) kontrolliert werden. Wenn die Hormoneinstellung mal passt, reichen Kontrollen zweimal jährlich oder (wenn sich länger nichts ändert) sogar nur jährlich.
Der TSH-Wert sollte dabei zwischen 0,5 und 1 liegen, um keine Wachstumsanreize an deine Rest-SD zu geben.

Knoten bilden sich manchmal bei ausreichender Hormonversorgung zurück, allerdings nur, wenn sie nicht zu groß sind. Ratsam ist auf jeden Fall, solange du noch Knoten hast, da regelmäßig einen Facharzt mit Ultraschall draufschauen zu lassen, ob sie sich verändern oder irgendwie verdächtig aussehen. Und im Zweifelsfall musst du halt wirklich in den sauren Apfel beißen und nochmal unters Messer 🙄 Da wäre dann ein Operateur mit möglichst viel SD-Operationen dringend anzuraten (viel Erfahrung minimiert das Risiko für Nebenwirkungen während der OP am allermeisten). Aber wenn`s wirklich so weit kommt, könntest du hier sicher Tipps für erfahrene Krankenhäuser bekommen.

Viele Grüße von
Maria

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Gemeinsam sind wir stärker!!!

Antwort auf: Wie kann ich meine halbe Schilddrüse retten?

| Beitrags-ID: 333051

Hallo Maria2,
danke für die schnelle Antwort, die mir schon ein bisschen weitergeholfen hat. Wegen der Stimmbandlähmung bin ich jetzt wirklich guten Mutes. Ja ich gehe noch regelmäßig zur Logopädie und ich habe auch vor, in ein paar Wochen vielleicht ein paar Gesangsstunden zu nehmen, das hat mir auch mein HNO-Arzt geraten.

Aber unters Messer gehe ich so schnell nicht, ganz egal, was bei den Untersuchungen herauskommt. Du schreibst, ich soll mir eine Klinik mit möglichst viel Erfahrung suchen. Darf man hier Namen nennen? Ich tue es jetzt einfach! Ich habe mich im „Martha Maria“ in München operieren lassen, von dem man mir vorher in den höchsten Tönen vorgeschwärmt hat: mit 3000 Operationen pro Jahr die beste, erfahrendste und renommierteste Klinik auf dem Gebiet im weiten Umkreis, es gibt keine bessere sowohl vom Fachlichen als auch vom Menschlichen. Trotzdem ist es passiert und mit dem Menschlichen war es auch nicht so weit her (siehe das Aufklärungsgespräch und noch ein paar andere Kleinigkeiten, die ich aber jetzt hier nicht ausbreiten will).

Jedenfalls hält sich mein Vertrauen in Grenzen und wenn es keine bessere Klinik gibt, wo soll ich dann hingehen? Da bleibt mir also nur, die ganze Sache so lange wie möglich zu vergessen und zu hoffen, dass wenigstens kein kalter Knoten mehr entsteht. Das wäre für mich der einzige triftige Grund, mich noch einmal operieren zu lassen.

Aber einen guten Facharzt werde ich mir selbstverständlich suchen und auch ganz brav alle Untersuchungen wahrnehmen. So schnell wird man von einem gesunden Menschen, der fast nie einen Arzt gebraucht hat, zur Dauerpatientin. Aber was hilft’s, so ist das Leben und es gibt ja auch noch Schlimmeres!

Viele Grüße
Mali

Antwort auf: Wie kann ich meine halbe Schilddrüse retten?

| Beitrags-ID: 333052

Liebe Optimistin,

nachdem ich Deinen Bericht gelesen hatte, war ich zuerst entsetzt, dann aber irgendwie auch wieder beruhigt. Ich habe vor 20 Jahren meine erste SD-OP hinter mich gebracht, da wurde mir der rechte Lappen wegen Knoten entfernt. Nach der Geburt meines Sohnes vor 14 Jahren wuchsen in der verbliebenen Seite neue Knoten, von denen einer ein kalter ist, der relativ groß ist und weiter wächst. Man kann ihn deutlich sehen, ich habe das manchmal recht bedrohliche Ding also täglich vor Augen. Trotzdem habe ich lange gezögert und mein Endokrinologe hat mich auch nie zur OP gedrängt. Jetzt ist der Knoten aber so groß geworden, dass er begonnen hat, die Luftröhre zu verformen, sodass ich mir denke, jetzt ist es so weit, ich muss da durch. Ende Oktober habe ich meinen Termin im Klinikum Starnberg, wo mir der Rest meiner SD entfernt wird und ich fortan ohne dieses Organ auskommen werden muss.

Ich kann Deine Ängste sooooo gut verstehen. Ich habe bei der Geburt meines Sohnes so viel Schlimmes erlebt und bin bei dabei fast gestorben, daher habe ich eine panische Angst vor Kliniken und OPs. Außerdem stehe auch ich mitten im Leben, treibe viel Sport und betreue als selbstständige Übersetzerin viele Kunden nur telefonisch, sodass der Verlust meiner Stimme einer Katastrophe gleichkäme.

Du schreibst, der Rest Deine Schilddrüse hätte keine Knoten? Warum soll er dann raus? Und selbst, wenn da Knoten drin sind – es gibt doch relativ zuverlässige Methoden, die Wahrscheinlichkeit einer Bösartigkeit so gut wie auszuschließen. Mein Endok. sagte mir stets, dass die Struktur und das Wachstumsverhalten des Knotens eine Bösartigkeit unwahrscheinlich macht. Wenn Du also keine „verdächtige“ Knoten hast, warum sollst Du dann wieder unters Messer? Bist Du in der Nähe von München? Ich werde hier von Dr. Eversmann betreut, der als Koryphäe auf dem Gebiet gilt. Vielleicht magst Du Dir noch eine weitere Meinung einholen, bevor Du erneut das Risiko eingehst? Vielleicht solltest Du auch über eine andere Klinik nachdenken, mein Arzt meinte auf mein Nachfragen, warum er mir Starnberg und nicht Martha-Maria oder Maria-Theresia empfehle: „Ich weiß gar nicht, warum sich der vermeintlich gute Ruf dieser Kliniken so hartnäckig hält. Das ist schon lange nicht mehr so, wie es einmal war.“ Er ist kein Belegarzt oder so etwas, hat also kein direktes Interesse daran, eine bestimmte Klinik zu „pushen“.

Ich drücke Dir jedenfalls die Daumen.

Liebe Grüße
AOB

AlbaLeitungsteam SHG Magdeburg pap. SD-Ca., foll. Variante, pT2, 2002

Antwort auf: Wie kann ich meine halbe Schilddrüse retten?

| Beitrags-ID: 333053

es gibt doch relativ zuverlässige Methoden, die Wahrscheinlichkeit einer Bösartigkeit so gut wie auszuschließen.

Hallo AOB,

wenn das wirklich so einfach wäre und so sicher, wie Du behauptest – dem Erfinder wäre der Nobelpreis für Medizin sicher.

Bist Du Dir eigentlich bewußt, daß Du hier im Krebsforum schreibst, wo sich bei den meisten erst nach oder während der OP herausstellte, daß es bösartig war?

Dein eigenes Beispiel liefert übrigens eher Argumente für eine Total-Operation, wenn nötig.

Im Halsbereich ist es sehr eng und eine Operation hinterläßt Narbengewebe. Jede weitere Op wird daher immer komplizierter sein als die davor.
Wenn Dein Endo Dich jahrelang nicht zu einer zweiten Op gedrängt hat, so sicher auch aus solcher Erwägung heraus.

Nun ist da bei Dir allerdings (wieder) ein kalter Knoten gewachsen und offenbar ein recht großer Knoten, der schon die Luftröhre eindellt, wie Du schreibst. Auch dadurch wird so eine Op nicht einfacher, könnte ich mir vorstellen.

Ich finde nicht, daß es bei Dir optimal gelaufen ist und wundere mich ein wenig, welche Ratschläge für andere Du daraus ableitest?
Konkret, daß Du Malisa auch dann von einer Zweit-Op abrätst, wenn da Knoten sein sollten.

Das halte ich in jeder Beziehung für unverantwortlich, denn weder Du noch wir wissen irgendetwas Genaueres zu ihrer gesundheitlichen Situation. Ferndiagnostik ist generell immer unseriös.

Eine bloße Meinungsäußeerung oder Hochrechnung eigener Erfahrungen wiederum sollte zumindest nicht primär von Ängsten diktiert sein, sonder im besten Fall von Kenntnissen.
Mir scheint es zumindest so, daß Du eher zu ersterem tendierst, sorry, wenn das falsch sein sollte.

daher habe ich eine panische Angst vor Kliniken und OPs

Für Deine eigene Behandlung möchte ich Dir jedoch keine Angst machen, sondern alles Gute für das Bevorstehende wünschen: einen komplikationslosen OP-Verlauf und, so Gott will, auch wirklich einen harmlosen Endbefund.

Freundliche Grüße von Alba

Antwort auf: Wie kann ich meine halbe Schilddrüse retten?

| Beitrags-ID: 333049

Nur kurz: Ich war mir nicht bewusst, dass ich hier in einem „Krebsforum“ schreibe.

Ich habe während meiner Behandlungszeit mehrere Meinungen eingeholt, ein Professor der Endokrinologie sagte mal zu mir: „Wenn wir jeden, der einen kalten Knoten hat, operieren würden, würden wir nicht mehr fertig.“ Einen Nobelpreis wird er deshalb nicht bekommen, aber alles immer gleich panisch herauszuschneiden ist wohl m.E. auch nicht die richtige Lösung.

Ich habe nicht „abgeraten“, das kann ich gar nicht, bin ja kein Arzt. Ich wollte lediglich darüber berichten, dass ich (und auch einige Betroffene mit einem kalten Knoten) lange Zeit ohne operativen Eingriff ausgekommen bin/sind und dass es nicht immer SOFORT nötig ist, zu operieren, wenn man einen kalten Knoten hat. Vielleicht irren sich die Spezialisten, die mich beraten haben, ja, aber ich hatte den Eindruck, dass diese Ärzte durchaus in der Lage sind, ein Krebsrisiko bei einem kalten Knoten einschätzen zu können, und dass es Anzeichen gibt, die für oder gegen Bösartigkeit sprechen. Eine 100% Sicherheit gibt es nie, auch das ist mir klar. Die Entscheidung liegt immer beim Patienten, aber er sollte eine informierte Entscheidung treffen können, daher sind Zweit- und Drittmeinungen wichtig.

Ich rate weder zu noch ab, das wäre anmaßend. Stattdessen habe ich der Patienten nur angeboten, eine weitere Meinung einzuholen, und ihr deshalb den Namen eines guten Arztes an die Hand gegeben., was sicherlich hilfreicher ist, als zu schreiben: Wenn es nicht anders geht, musst Du wohl wieder unters Messer. Das weiß die Patientin sicher selber.

Grüße
AOB

Helgi

Antwort auf: Wie kann ich meine halbe Schilddrüse retten?

| Beitrags-ID: 333054

Hallo!
Ich weiß zwar nicht, ob ich dass darf, aber ich würde
Dir in München die Nuklearmediziner ,
www.nuklearmedizin-alter-hof.de, empfehlen.
Viele Grüße
Helga

Antwort auf: Wie kann ich meine halbe Schilddrüse retten?

| Beitrags-ID: 333055

Hallo zusammen,
da hat sich ja eine interessante Diskussion zu meinem Beitrag entwickelt, damit hätte ich nicht gerechnet!
Zunächst möchte ich auf den 1. Beitrag von AOB antworten. Du hast mir aus der Seele gesprochen. Ich war von Anfang an nicht überzeugt, ob die Operation wirklich nötig war, aber die Argumente dafür haben mir schon eingeleuchtet. Darum habe ich mich letztendlich auch dafür entschieden, wenn auch mit einem mulmigen Gefühl. Nun muss ich etwas richtigstellen: ich habe auch rechts Knoten, aber keine kalten. Und darum habe ich nicht ganz eingesehen, dass man mir gleich die ganze Schiddrüse herausnehmen wollte. Das war der Hauptgrund, warum ich mich mit der Assistenzärztin gestritten habe. Es war einfach unerträglich, wie sie sich mit der Studentin über meinen Kopf hinweg ausgelassen hat und dann in einem überaus schnippischen Tonfall zu mir gesagt hat: „Also das kann ich Ihnen prophezeien, dass wir Ihnen morgen die ganze Schilddrüse herausnehmen.“
Dann schob sie mir den Aufklärungsbogen hin und sagte in dem gleichen Tonfall: “ Kriege ich Ihre Unterschrift jetzt gleich oder wollen Sie es sich nochmal überlegen?“ Da war ich einfach bedient!
Und ob Du es glaubst oder nicht, ich war inzwischen in der Praxis von Dr. Eversmann! Ich habe zwar nicht ihn selber angetroffen, sondern Dr. Feldmeier. Der war mir auf Anhieb sehr sympathisch und ich hatte sofort das Gefühl dass er weiß von was er redet. Auch er scheint der Meinung zu sein, dass man nicht jeden Knoten gleich operieren muss. Er hat mir geduldig zugehört, einen Ultraschall gemacht und alle relevanten Blutwerte bestimmt. Den Befund hat er sowohl meinem Hausarzt als auch mir nach Hause geschickt. Und darin steht: rechts zentraler, eher echoreicher, scharf begrenzter, nicht binnenperfundierter Knoten mit 19x19x28 mm. Keine akute OP-Indikation. Schilddrüsenfunktion optimal eingestellt! Warum also sollte ich mich dem Risiko einer erneuten Recurrensparese aussetzen?
Als ich ihm sagte, wo ich mich hatte operieren lassen, da reagierte er auch etwas seltsam. Und für den Fall, dass ich doch nochmal dran glauben muss, hat er mir auch das Krankenhaus Starnberg empfohlen. Und wahrscheinlich würde ich diesen Rat annehmen.

Ich glaube, wenn ich an Deiner Stelle wäre, ich würde mich gar nicht lange überlegen. Wenn Du Beschwerden hast und man den Kropf schon sehen kann, dann bleibt einem wohl nichts anderes übrig, als sich operieren zu lassen.. All das war bei mir ja nicht der Fall, ich hatte keinen Leidensdruck und konnte mit der OP nichts verbessern. Vorher ging es mir gut und hinterher schlecht, das war mein Dilemma!

Jedenfalls möchte ich mich ganz, ganz herzlich bedenken für das, was Du geschrieben hast. Dein Rat war goldrichtig. Und das will ich auch den anderen Teilnehmern auf ihre kritischen Bemerkungen antworten.

Im Übrigen bin ich von Beruf Apothekerin und daher nicht ganz ahnungslos in medizinischen Dingen. Ich würde mich ganz bestimmt nicht einer zwingend notwendigen Behandlung verweigern – aber es muss plausibel sein und Nutzen und Risiko müssen in einem vernünftigen Verhältnis stehen.

Dir, liebe AOB wünsche ich alles, alles Gute für die bevorstehende OP, vor allem, dass es besser läuft als bei mir. Ich drücke Dir ganz fest die Daumen und würde mich freuen, wenn ich erfahren würde, wie es Dir ergangen ist.

Noch ein Letztes: seit 3 Wochen gehe ich wieder in die Chorprobe. Ich kann zwar noch nicht voll mithalten, die Stimme wird schnell müde und schwach und so hoch hinauf wie früher komme ich auch nicht mehr. Aber ich kann die Töne mit jedem Mal besser und sauberer treffen. Es besteht also Hoffnung, dass das auch wieder wird.

Viele Grüße an alle, die sich hier beteiligt haben
Mali

Antwort auf: Wie kann ich meine halbe Schilddrüse retten?

| Beitrags-ID: 333056

Liebe Mali, liebes Forum,

ich wurde am Dienstag, 26.10.10 in der Früh zum zweiten Mal an der Schilddrüse operiert und man hat mir dieses Mal die rechte Hälfte entfernt, die mit 65 Gramm doch beachtlich groß war – um es gelinde auszudrücken. Die linke Hälfte hatte man mir bis auf einen kleinen Rest bereits vor 20 Jahren entfernt (wg. kalter Knoten), sodass diese Zweit-OP recht kompliziert und nicht ganz ungefährlich war. Erleichtert kann ich nun berichten, dass alles gut verlaufen ist, das Gewebe ist gutartig, der Stimmbandnerv Ok. Ich bin ein wenig heiser, aber das legt sich hoffentlich bald wieder, die HNO-Untersuchung verlief jedenfalls positiv. Ich wurde im Klinikum Starnberg durch Professor Trupka operiert und kann diese Klinik und das Personal sehr empfehlen. Glücklicherweise hatte ich zwei sehr nette Zimmergenossinnen, die ebenfalls an der SD operiert wurden, sodass wir uns gegenseitig Beistand leisten konnten. Ich habe jedenfalls VIEL mehr Angst gehabt, als nötig gewesen wäre und erfreue mich schon 4 Tage nach der OP bester Gesichtsfarbe und fühle mich kaum noch schwach.

Viele Grüße an Mali und vielen Dank für Deine aufmunternden Worte.

AOB (Andrea)

Antwort auf: Wie kann ich meine halbe Schilddrüse retten?

| Beitrags-ID: 333057

Liebe Andrea,
das ist ja eine erfreuliche Nachricht! Es freut mich wirklich, dass bei Dir trotz der schwierigen Verhältnisse alles so gut gelaufen ist und hoffe, dass es auch weiterhin so bleibt.

Mir hat Din Bericht auch viel gebracht. Ich habe wieder etwas mehr Vertrauen in die Ärzteschaft gewonnen und weiß jetzt, an wen ich mich wenden kann, wenn doch irgendwann einmal eine zweite Operation bei mir nötig sein sollte.

Ich habe übrigens auch schon positive Erfahrungen mit dem Krankenhaus Starnberg gemacht: vor etwa 10 Jahren war ich wegen einer gynäkologischen Sache dort und sehr zufrieden mit allem. Aber als die Schilddrüsenoperation anstand, da stand Starnberg überhaupt nicht zur Debatte, ich wusste gar nicht, dass dort auch solche Operationen gemacht werden. Hätte ich mich doch vorher besser informiert!!!

Jetzt nach fast einem halben Jahr bin ich wieder ganz die Alte – bis auf das Singen. Vergangene Woche habe ich meine Tochter besucht, die gerade das dritte Kind bekommen hat, und wie immer wollten die beiden Großen mit mir singen. Ich habe es versucht, aber es klang so schaurig, dass die Schwiegermutter meiner Tochter mich ganz spontan in den Arm genommen und getröstet hat. In solchen Situationen kommt bei mir wieder die Frage hoch, ob das alles wirklich nötig war…

Dir, liebe Andrea, auch weiterhin alles Gute und herzliche Grüße
Mali (Helga)

Court

Antwort auf: Wie kann ich meine halbe Schilddrüse retten?

| Beitrags-ID: 333058

Hallo Helga, hallo Andrea,

durch den Verweis von Mirimaus in einem anderen Beitrag bin ich auf Eure Beiträge aufmerksam geworden. Zu der Zeit war ich aus verschiedenen Gründen nicht im Forum, aber ich nehme jetzt das Thema noch mal auf, weil mich bestimmte Dinge sehr an meine eigenen Erfahrungen erinnern.

Auch ich hatte mich eigentlich schon für Martha-Maria entschieden und habe dort einige Tage vor der OP die gesamten Aufnahmeprozeduren durchlaufen. Alle Untersuchungen waren gut gelaufen, als letztes kam das Gespräch mit der chirugischen Abteilung und auch ich kam an eine Assistenzärztin, die das Gespräch vollkommen lust- und lieblos führte und die zuliess, dass andere Ärzte in der Ausbildung das Gespräch störten und sich mir ihr während meiner Anwesenheit über eine 1 Stunde später anstehende Lehrveranstaltung ausliessen.

Darüber bin ich so wütend geworden, dass ich dann den OP-Termin abgesagt habe und mich knappe 11 Monate später in Starnberg bei Herrn Prof. Trupka unters Messer gelegt habe. Der hat mich hervorragend operiert und ich kann ihn nur allen empfehlen, die sich im Grossraum München an der SD operieren lassen dürfen.

Zum Thema der Diagnose von kalten Knoten und der daraus folgenden Bereitsschaft zur OP möchte ich noch auf folgende Dinge hinweisen. Im Frühjahr wurde von der Uniklinik Grosshadern ein SD-Update für Ärzte und Interessierte veranstaltet.

Klare Aussage des Chefarztes für Chirurgie: In Deutschland werden zuviele SD-OPs vorgenommen.
Und in einem anderen Vortrag wurde deutlich aufgezeigt, dass die Bösartigkeit eines kalten Knotens durch bestimmte Merkmale bei einer Ultraschalluntersuchung gut erkannt werden kann. Das setzt aber natürlich eine entsprechende Erfahrung voraus und ebenso die entsprechenden Geräte. Und das sind Faktoren, die nicht überall vorausgesetzt werden können.

Würde mich übrigens sehr freuen, wenn Ihr Zeit hättet, zu unserem Gruppentreffen in München am 3. Dezember um 18 Uhr zu kommen.

LG von Court.

AlbaLeitungsteam SHG Magdeburg pap. SD-Ca., foll. Variante, pT2, 2002

Antwort auf: Wie kann ich meine halbe Schilddrüse retten?

| Beitrags-ID: 333059

Und in einem anderen Vortrag wurde deutlich aufgezeigt, dass die Bösartigkeit eines kalten Knotens durch bestimmte Merkmale bei einer Ultraschalluntersuchung gut erkannt werden kann.

Hallo Court,

wenn das so ist – wie kommt es dann, daß wir hier ganz selten Leute haben, bei denen Bösartigkeit schon vor der OP feststeht?
Sind die anderen alle an unfähige Diagnostiker geraten?

Und ich frage mal weiter:
– Wir haben hier auch schon den Fall gehabt, daß der mehr oder minder verdächtige kalte Knote tumorfrei war, stattdessen sich aber ein Ca. in bis dato völlig unverdächtigen Bereichen befand.
– Oder daß eine ziemlich großer kalte Knoten von 4-5 cm Durchmesser sich als gänzlich unproblematisch herausstellte, ein winziges 3 mm großes Gebilde aber bösartig und sogar äußerst aggressiv war.

Bei Malisa und AOB ging es jedoch primär nicht um Krebs, sondern darum, ob man etwas und wieviel man an SD-Gewebe belassen sollte oder könnte.
Und da finde ich es – trotz der Klinik am Starnberger See und trotz der Superleistung von Prof. Trupka – dennoch nicht optimal, wie es bei AOB gelaufen ist.
Konkret: hätte man das knotige Gewebe gleich beim ersten Mal entfernt – wer weiß, vielleicht sogar wahrscheinlich wäre ihr die zweite, nicht risikolose OP jetzt erspart geblieben.

Wenn man aber von dieser Warte aus auch noch anderen den Rat gibt, trotz Knoten getrost auf eine Total-Op zu verzichten, so erlaube ich mir zu widersprechen.

Daß meine Meinung übrigens der Threaderöffnerin nicht paßt, sieht man daran, daß sie sich ausschließlich bei AOB bedankt.
Das ist zwar unhöflich, doch damit kann ich leben.

Schwerer wiegt Folgendes: Wenn wir hier nur eine Kultur pflegen wollen, wo eine vorausgewußte Meinung zu bestätigen ist, dann können wir das Forum eigentlich schließen?
Oder sehe ich da was falsch?

Grüße von Alba

sofiaVerstorben pap. SD-Karzinom

Antwort auf: Wie kann ich meine halbe Schilddrüse retten?

| Beitrags-ID: 333060

Hallo Alba,

Du siehst das völlig richtig.

LG Sofia

meerblau
Pap. SD-Ca, follikuläre Variante

Antwort auf: Wie kann ich meine halbe Schilddrüse retten?

| Beitrags-ID: 333061

Hi,

ich glaube, dass man im Einzelfall entscheiden muss, ob eine OP sinnvoll ist oder nicht und wie radikal diese sein soll. Dazu ist aber, wie Court schreibt, ein sehr erfahrener Arzt mit einem möglichst guten Gerät erforderlich!

Mein Freund hatte einen kleinen kalten Knoten. Der sah im Ultraschall harmlos aus. Nach der mehrmonatigen Gabe von SD-Hormonen (TSH lag bei 3 ohne Hormone, wenn ich mich richtig erinnere), ist der Knoten kleiner geworden. Er nimmt weiterhin Hormone und lässt sich einmal jährlich untersuchen. Wenn nichts wächst und verdächtig aussieht, wird nicht operiert.

Bei mir und meiner Vorgeschichte (frühere Krebserkrankung) hätte man auf keinen Fall eine OP aufschieben sollen und zwar egal wie harmlos der Knoten aussah.

Und zwischen diesen beiden Fällen gibt es mit Sicherheit viele weitere Möglichkeiten und eine Grauzone.

Wenn man sich gegen eine OP entscheiden sollte (es gibt ja auch Risiken), dann sollte man aber wissen was man tut und weiterhin bei einem guten Spezialisten regelmäßig überwacht werden! Und ggf. Hormone nehmen.

Aus eigener Erfahrung tendiere ich auch zur OP aber es gibt in der Tat in Deutschland zu viele OPs (habe ich auch in einem Vortrag gehört) und auch zu viele RJTs.

Viele Grüße
Esther

Als Verein sind wir stärker:
Fördermitglied oder aktives Vereinsmitglied werden.

Court

Antwort auf: Wie kann ich meine halbe Schilddrüse retten?

| Beitrags-ID: 333062

Hallo Alba,

so sehr ich die ausgewogene Darstellung von Esther auch schätze und bewundere, so sehr möchte ich Dir in einigen Punkten doch sehr deutlich widersprechen.

Du hast über AOB geschrieben:

“ Wenn man aber von dieser Warte aus auch noch anderen den Rat gibt, trotz Knoten getrost auf eine Total-Op zu verzichten, so erlaube ich mir zu widersprechen.“

Und dies kann sich nur auf diesen Text von AOB beziehen:

„Du schreibst, der Rest Deine Schilddrüse hätte keine Knoten? Warum soll er dann raus? Und selbst, wenn da Knoten drin sind – es gibt doch relativ zuverlässige Methoden, die Wahrscheinlichkeit einer Bösartigkeit so gut wie auszuschließen. Mein Endok. sagte mir stets, dass die Struktur und das Wachstumsverhalten des Knotens eine Bösartigkeit unwahrscheinlich macht.Wenn Du also keine „verdächtige“ Knoten hast, warum sollst Du dann wieder unters Messer?“

So sehr ich mich auch anstrenge, den Schluss, den Du da ziehst, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Zumal Dir AOB entgegnet hat:

„Ich habe nicht „abgeraten“, das kann ich gar nicht, bin ja kein Arzt. Ich wollte lediglich darüber berichten, dass ich (und auch einige Betroffene mit einem kalten Knoten) lange Zeit ohne operativen Eingriff ausgekommen bin/sind und dass es nicht immer SOFORT nötig ist, zu operieren, wenn man einen kalten Knoten hat. Vielleicht irren sich die Spezialisten, die mich beraten haben, ja, aber ich hatte den Eindruck, dass diese Ärzte durchaus in der Lage sind, ein Krebsrisiko bei einem kalten Knoten einschätzen zu können, und dass es Anzeichen gibt, die für oder gegen Bösartigkeit sprechen. Eine 100% Sicherheit gibt es nie, auch das ist mir klar. Die Entscheidung liegt immer beim Patienten, aber er sollte eine informierte Entscheidung treffen können, daher sind Zweit- und Drittmeinungen wichtig.“

Und trotzdem bestehst Du weiterhin auf Deinen ursprünglichen Ansichten.
Das verstehe wer will, ich jedenfalls nicht.

Bei mir verfestigt sich daher der Eindruck, dass Du die Beiträge zu schnell liest. Dies ist mir besonders bei dieser Stelle von Dir aufgefallen:

„Und da finde ich es – trotz der Klinik am Starnberger See und trotz der Superleistung von Prof. Trupka – dennoch nicht optimal, wie es bei AOB gelaufen ist.
Konkret: hätte man das knotige Gewebe gleich beim ersten Mal entfernt – wer weiß, vielleicht sogar wahrscheinlich wäre ihr die zweite, nicht risikolose OP jetzt erspart geblieben.“

Dazu der entsprechende Text von AOB:

„nachdem ich Deinen Bericht gelesen hatte, war ich zuerst entsetzt, dann aber irgendwie auch wieder beruhigt. Ich habe vor 20 Jahren meine erste SD-OP hinter mich gebracht, da wurde mir der rechte Lappen wegen Knoten entfernt. Nach der Geburt meines Sohnes vor 14 Jahren wuchsen in der verbliebenen Seite neue Knoten, von denen einer ein kalter ist, der relativ groß ist und weiter wächst.“

Also gab es bei der ersten OP auf der anderen Seite noch kein knotiges Gewebe.

Im Übrigen: Wenn „lege arte“ heutzutage die Bösartigkeit eines kalten Knotens durch bestimmte Merkmale bei einer Ultraschalluntersuchung gut erkannt werden kann, heißt das im Umkehrschluss noch lange nicht, dass alle Anderen an „unfähige Diagnostiker“ geraten sind.

Und „last but not least“. Ich schätze diesese Forum sehr, gerade wegen der nicht einseitigen, sondern wegen der fairen, differenzierten Art und Weise auch Meinungen zu akzeptieren, die mit der eigenen nicht unbedingt übereinstimmen. Aber, eben nicht immer widerspruchslos.

Viele Grüße von Court.

AlbaLeitungsteam SHG Magdeburg pap. SD-Ca., foll. Variante, pT2, 2002

Antwort auf: Wie kann ich meine halbe Schilddrüse retten?

| Beitrags-ID: 333063

Amen, Esther,

und darauf, glaube ich wenigstens, 😉 , können wir uns alle einigen.
Ich danke Dir jedenfalls für diese schöne Zusammenfassung.

Herzlichst Alba

Antwort auf: Wie kann ich meine halbe Schilddrüse retten?

| Beitrags-ID: 333064

Liebes Forum,
eigentlich hatte ich diese Sache für mich schon abgeschlossen, aber nach so einer heißen Diskussion muss ich mich doch noch einmal zu Wort melden.

Ich glaube, ich hätte keinen besseren Titel für meinen ersten Beitrag wählen können: „Wie kann ich meine halbe Schilddrüse retten?“ Mir ist nämlich beim Lesen klar geworden, was mich an all den vielen Beiträgen in diesem Forum ein wenig gestört hat: Die Frage, wann eine Operation wirklich nötig ist, kommt viel zu kurz. Immer ist nur vom „Mutmachen“ die Rede, von“alles halb so schlimm“ und so weiter…

Aber eine Schilddrüse ist nicht nur so ein Lappen im Hals, den man eigentlich gar nicht braucht, sondern ein lebenswichtiges Organ, das große Auswirkungen auf Gesundheit und Lebensqualität eines Menschen hat. Und eine Operation ist nicht ein kleiner Klacks, den man nach einer Woche abhaken kann, sondern ein ganz massiver Eingriff in wichtige Stoffwechselvorgänge und mit großen Risiken behaftet.

Ich habe am eigenen Leib erfahren müssen, was das bedeutet. Die Erkenntnis, was eine Unterfunktion für massive Auswirkungen auf den Allgemeinzustand und vor allem die Psyche hat, war für mich erschreckend. In so ein tiefes Loch möchte ich nie mehr hineingeraten und meine größte Angst besteht darin, dass mir einmal meine Tabletten ausgehen.

Hinzu kommt noch die physische Verletzung, die mir bei der OP zugefügt wurde. Ganz egal, ob die Verletzung des Recurrensnerves durch Unachtsamkeit des Operateurs entstanden ist oder ob sie tatsächlich nicht zu vermeiden war, den Schaden hatte ich und ich musste damit umgehen. Ich weiß, ich bin noch glimpflich weggekommen und ich will auch gar nicht mehr darüber jammern, aber es hat mich immerhin drei Monate massive Beeinträchtigung gekostet und mein liebstes Hobby, das Chorsingen, kann ich nicht mehr oder nur noch eingeschränkt betreiben. Dagegen ist die Narbe, die ich wahrscheinlich so lange als hässlich und störend empfinden werde, wie sie sich als roter Strich darstellt und mich bei jedem Blick in den Spiegel an die ganze Geschichte erinnert, eine Kleinigkeit.

Angesichts dieser Umstände verstehe ich einfach nicht, was an der Frage nach der Verhältnismäßigkeit so schlimm sein soll. Mir haben alle Ärzte von Anfang an gesagt, dass sie meine Knoten für gutartig halten, trotzdem wurde ich regelrecht verrückt gemacht nach dem Motto: alles muss raus! Und als dann die OP abgebrochen wurde und die rechte Hälfte dringeblieben ist, dann hieß es gleich ohne wenn und aber: in 3 Monaten wieder antreten, dann muss die auch noch raus und dann wird das mit dem Stimmbandnerv wahrscheinlich wieder passieren!!!

Angesichts dieser Umstände ist es doch nur legitim zu fragen: muss das jetzt sein oder gibt es noch eine andere Möglichkeit? Ich habe für mich eine Lösung gefunden, mit der ich gut leben kann. Meine halbe Schilddrüse hat zwar Knoten, aber die sind weder krebsverdächtig noch besonders groß und sie machen keine Beschwerden. Darum bleibt sie drin, bis sich an diesem Zustand etwas ändert, basta! Und wenn sich etwas ändern sollte, dann kann ich immer noch überlegen, was ich tue.

Liebes Forum, ich habe nie abgestritten, dass in vielen Fällen eine Operation nicht zu umgehen ist. Aber es wäre schön, wenn der Aspekt der Verhältnismäßigkeit vor lauter „Mutmach“ und „Wird schon wieder“-Beiträgen nicht ganz in Vergessenheit geraten würde. Ich finde es ganz wichtig, dass auch die Menschen, die Zweifel haben, ob das,was mit ihnen geschieht, das Richtige ist, bei Euch Unterstützung und Hilfe bekommen.

Zum Schluss möchte ich mich noch Court anschließen und an Alba den guten Rat richten, die Beiträge etwas genauer zu lesen. Hättest Du das getan, dann hättest Du nämlich mich und Andrea nicht so gründlich missverstanden.

Nichts für Ungut!

Herzlichen Dank und viele Grüße an alle, die sich hier beteiligt haben

Malis (Helga)

Micha 66
Pap. SD-Ca. folkl. Variante T2 R7/25

Antwort auf: Wie kann ich meine halbe Schilddrüse retten?

| Beitrags-ID: 333065

Hallo Helga,

ich gebe es gleich am Anfang zu das ich nicht alles gelesen habe.

Ich möchte trotzdem was dazu schreiben was euch alle zum Nachdenken anregen soll.

Ich hatte 2 kalte Knoten beide unauffällig.
Je einer rechts und einer links.
Beide bösartig.
2 Verschiedene pappilitäe Varianten.
Davon ein 5 mm Karzinon.
Ein ganz normales pappilitäres.
Dieses hat gestreut, obwohl es als unauffälig galt und noch so klein war.

Was ich damit sagen will:

Erst bei der patalogischen Untersuchung steht fest was wirklich im Hals war.
Ist es gutartig sagt man ich hätte die OP nich machen dürfen.
Ist es anders sagt man mit etwas Abstand: Zum Glück habe ich mich entschlossen das die OP durchgeführt wurde.
Nach der Op zu urteilen ist immer leicht jedoch ändern tut sich auch nichts mehr.

Ohne Schilddrüse oder auch nur noch mit einem Teil zu leben ist nicht immer leicht. (dennoch möglich) Stimmungsschwankungen schlagen oft ins extreme aus.

Hier im Forum haben sehr viele die Erfahrung mit dem Krebs gemacht und dann hat man auch den Blickwinkel.

Ich hoffe das was ich geschriben habe hat zum Thema beigetragen.

Viele Grüße an euch alle
Michael

Sönnchen scheine!
Follikuläres CA onkozytär

Antwort auf: Wie kann ich meine halbe Schilddrüse retten?

| Beitrags-ID: 333066

Hallo,

eigentlich wollte ich mich aus diesem Thema heraushalten, aber

„Die Frage, wann eine Operation wirklich nötig ist, kommt viel zu kurz. Immer ist nur vom „Mutmachen“ die Rede, von“alles halb so schlimm“ und so weiter…“

Dies möchte ich in Frage stellen. Scheinbar ist diese Beurteilung eine Frage des Blickwinkels. Wir hatten hier auch schon einige Beiträge, in denen Schreiber bemängelten, dass hier stets über Probleme, nämlich bei und nach der Operation, Schwierigkeiten bei der Hormoneinstellung, zu schnelle oder zu späte Operationen und natürlich hauptsächlich Krebsbefunde (Wir sind schließlich in erster Linie ein Krebsforum) berichtet wird. Das mache Angst ….

Also scheint mir letztlich der Querschnitt eher ausgeglichen zu sein, mit der Tendenz zu „Schwierigkeiten“, denn Patienten, denen es blendend geht, schreiben selten in Foren.

Behauptungen wie diese machen mich darüberhinaus ein bißchen traurig, denn gerade unsere Vereins-Bemühungen im Kreis der Fachverbände, in unserem direkten Kontakt zu den Medizinern, werden damit völlig falsch beurteilt.

Wir regen nämlich sehr wohl immer wieder an, kritisch zu hinterfragen, warum allgemein die Operationszahlen in Deutschland recht hoch sind (höher übrigens als in anderen Ländern). Wir fordern, dass im Vorfeld der Operationen mehr Punktionen durchgeführt werden, um Zweitoperationen bei eindeutiger Krebsdiagnose vor der Operation zu vermeiden. Wir wünschen uns mehr Diagnostiker, die so gut geschult sind, und so gute Gerätschaften haben, dass sie gefährliche von ungefährlichen Knoten noch besser unterscheiden können.

Dennoch gibt es Fälle wie Micha 66, dennoch wurde auch ich z.B. -trotz sehr guter Diagnostik- zweimal operiert, weil meine follikuläre Variante des Karzinoms eben nicht in einer Punktion und im speziellen Fall auch nicht mal beim Schnellschnitt, sondern erst in der genauen pathologischen Untersuchung erkannt werden konnte.

Da Du Malisa, und Du AOB, weder Forumsmitglied, noch Vereinsmitglied bist, erhältst Du natürlich auch keinen Zugang zu vereinsinternen Beiträgen, dort könntest Du Informationen über viele Projekte und die Arbeit des Vereines erhalten. (z.B. eine große internationale Umfrage unter Patienten, deren Ergebnisse auf der Veranstaltung der Sektion Schilddrüse von Harald vorgestellt werden – genau zu diesen Fragestellungen gibt es nämlich interessante Zahlen!)

Ein weiteres Projekt des Vereins beschäftigt sich mit der optimalen Nachsorge. Großen Raum darin findet auch die Kommunikation zwischen Arzt und Patienten, die natürlich nicht nur in der Nachsorge, sondern auch vor der OP Entscheidung extrem wichtig ist.

Erfahrungen wir „alle halten meinen Knoten für gutartig, drängen mich aber panisch zur sofortigen OP“ zeigen, da läuft noch einiges schief. Wir werden als Verein weiterhin daran arbeiten und viele Mediziner tun das gerne mit uns!

Ich halte – vielleicht sogar gerade nach dieser Diskussion – unser Forum nicht für unausgeglichen in der Darstellung. Zu einer Meinung gibt es eben häufig eine Gegenmeinung, das müssen wir alle aushalten und fair bleiben.

Viele Grüße, Sandra

Antwort auf: Wie kann ich meine halbe Schilddrüse retten?

| Beitrags-ID: 333067

Hallo,

Das Thema zuviele OPs wird seit längerem diskutiert und kann vermutlich nicht eindeutig entschieden werden, da dazu auch von Seiten der ausgewiesenen SD-Krebs-Fachleute unterschiedliche Meinungen vertreten werden.

Vermutlich könnte man tatsächlich etliche Zweit-OPs vermeiden, wenn mehr punktiert würde (was wahrscheinlich auch mich betroffen hätte). Dazu müssten aber eben auch genügend qualifizierte Untersucher vorhanden sein. Es genügt nicht, eben mal einen Knoten anzustechen. Prof. Reiners hat dazu ja kürzlich ein paar Dinge gesagt.

Zur insgesamt zu hohen Zahl der OPs gibt es natürlich auch andere Meinungen, unter anderem den Hinweis, dass Deutschland gerade erst dabei ist, kein Jodmangelgebiet mehr zu sein, was es jahrzehntlange bis jetzt war. Das bedeutet natürlich auch eine erheblich höhere Rate an Strumen und damit auch an Knoten, die potentiell bösartig sein könnten. Der Jodmangel wir doch auf viele Jahre hin nachwirken.

Dass ein Diagnostiker der Überzeugung ist, mit großer Sicherheit gutartige von bösartigen kalten Knoten unterscheiden zu können, spricht für sein Selbsbewusstsein. Beweisen könnte er es allerdings nur dann, wenn er zunächst alle seine Patienten operieren ließe, um dann eine handfeste Aussage treffen zu können, ob und ggf. wie viele Malignome er fälschlicherweise als gutartig eingestuft hat. Ich glaube nicht, dass es einfach ist, belastbare Zahlen zu den falsch negativen Befunden zu bekommen. Das sind aber gerade die, die den Patienten interessieren sollten.

Ein ähnliches Problem stellt sich mir als Mann in den 50ern mit der Früherkennung des Prostatakarzinoms. Es gibt jede Menge widersprüchlicher Studien und bisher konnte mir noch kein Arzt wirklich belastbare Daten vorlegen, die eine eindeutige Aussage ermöglichen würden. Trotzdem empfehlen alle Urologen die PSA-Bestimmung, und der Schwellenwert, ab dem ein Verdacht ausgesprochen wird, wird immer niedriger angesetzt. Dies wird zwangsläufig zu mehr Übertherapien und höheren OP-Zahlen führen, von denen niemand genau sagen kann, welches operierte Karzinom überhaupt klinisch relevant geworden wäre. Keiner, der mir dies bisher empfahl, konnte mir jedoch ein vernünftiges abgestuftes Konzept anbieten, was denn beispielsweise zu geschehen habe, wenn sich ein Wert im grauen Bereich herausstellen sollte. Das wurde dann in mein eigenes Ermessen gestellt.

Letztlich wird das in den meisten dieser Fälle, egal um welche bösartige Erkrankung es geht, so sein. Um aber eine eigenverantwortliche Entscheidung treffen zu können, wäre eine möglichst umfassende und sachliche Information ärztlicherseits notwendig, bei der dem Patienten vor allem klargemacht werden muss, dass immer nur von Wahrscheinlichkeiten und nie von Sicherheit die Rede sein kann. Da helfen weder übertriebenes Selbsbewustsein von Diagnostikern noch Panikmache im Sinne von immer alles Wegschneiden weiter.

Am Ende wird immer der Patient selbst entscheiden müssen oder sich vorbehaltslos in die Hand eines Arztes begeben müssen.

Trotz aller unsicherheiten ziehe ich die eigene Entscheidung vor.

Viele Grüße
Karl

Ich muß mit der Gewohnheit brechen, ehe sie mich gebrochen hat.
G.C.Lichtenberg

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