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Viele Fragen nach der RJT

Lost

Viele Fragen nach der RJT

| Beitrags-ID: 253932

Hallo,

bei meinem 18jährigen bis dato kerngesunden Sohn wurde vor vier Wochen per Zufallsbefund ein kalter Knoten festgestellt. Da er im Herbst ein Studium fern der Heimat aufnehmen möchte, drückten wir behandlungstechnisch ziemlich auf die Tube und zu unserem Entsetzen lautete der Befund nach Thyreodektomie Papilläres Schilddrüsenkarzinom rechts pT2 pN1a (2/2) LO VO RO.

Es wurde im Anschluß ein MRT, Röntgen und eine Sonografie gemacht und dabei Gott sei Dank nichts Auffälliges gefunden. Von einer erneuten OP wurde abgesehen, was mich leicht verunsicherte, da man ja zwei befallene Lymphknoten bereits entnommen hatte. Der TG-Wert einige Tage nach der OP lag bei 29. Letzte Woche folgte die Radiojodtherapie. Im Ganzkörperszintigramm im Anschluss sah man im Halsbereich strahlendes Gewebe, dass von der Chefärztin mit Reste der Schilddrüse gedeutet wurde. Metastasen waren nicht zu sehen. Auf meine Frage, ob dann keine vorhanden seien, sagte sie:“ es sei denn diese wären nicht jodspeichernd“.
Dies verunsicherte mich sehr, denn nach meinem Kenntnisstand kommt das doch bei papillären Karzinomen sehr selten vor, oder?
Außerdem lag der TG nach RJT bei über 30. Beide Ärzte versicherten mir, in dieser Phase sei der TG nicht aussagefähig und würde sicher noch fallen.
Der TG soll laut NUK erst Ende des Jahres untersucht werden und dann entschieden, ob eine RJD oder RJT folgen soll.

Es wäre toll, wenn mir jemand etwas zum Thema des TG in dieser frühen Phase sowie zu den möglicherweise nicht jodspeichernden Metastasen sagen könnte.

Dann noch eine „harmlosere“ Frage. Mein Sohn hat sämtliche Gegenstände, die er in der RJT dabei hatte, weggeworfen oder auf die Terrasse bzw den Keller verbannt. Speichern denn Dinge wie Lap-Top, Handy, Reisetasche usw. überhaupt über Tage die Strahlung? Und was ist mit Cremes und ähnlichem. Besser auch wegwerfen?

Ich bedanke mich schon mal für alle Antworten!!!!

teddyVerstorben papill.SD -CA mit lungenmetastasen nicht jodsp.

Antwort auf: Viele Fragen nach der RJT

| Beitrags-ID: 361762

hallo lost,in allen kliniken wird das mit den sog.verstrahlten sachen anders gehandhabt.in köln konnte man seine sachen alle wieder mitnehmen,mit der anderen wäsche waschen und alles war angeblich unbedenklich.ich habe allerdings auch schon von kliniken gehört,wo man seine getragenen sachen später wegwerfen sollte. zu dem TG wert kann ich dir leider nichts sagen.bei mir wurde eine 2.RJT nach 3 monaten gemacht,um dann endgültig festzustellen,dass auch bei meinem pap.krebs trotzdem keine speicherung festgestellt.wurde.das alles ist 2 jahre her.ich habe lungenmetastasen,welche seitdem langsam wachsen,meinTG ist inzwischen auf 157 und im september wird nochmal getestet mit einer jod-dosimetrie,ob die metastasen jetzt speichern.du siehst alles ist möglich,aber muss ja bei deinem sohn keinesfalls so sein,dass nichts gespeichert hat.ich habe auch lernen müssen,dass man bei schilddrüsenkrebs geduld haben muss,falls etwas wächst,wächst es langsam,man kann damit geheilt werden,oder auch trotzdem alt werden.also kopf hoch und die hoffnung behalten. gruß teddy

Antwort auf: Viele Fragen nach der RJT

| Beitrags-ID: 361761

Liebe Lost,

die Ärztin hat bezüglich der Möglichkeit der nicht-jod-speichernden Metastasen, lediglich der korrekten Vollständigkeit geantwortet, dass man im Ganzkörperszintigramm eben nur jodspeichernde Metastasen sieht.

Dass der papilläre Schilddrsüenkrebs kein Jod mehr speichert, kommt überwiegend bei älteren Personen vor.
Bei jüngeren Personen, wie bei deinem Sohn, speichert der Schilddrüsenkrebs noch sehr gut Jod (= differenzierter Schilddrüsenkrebs). Es ist sogar so, dass bei Jungen Personen, welche Lungenmetastasen haben, diese Lungenmetastasen sehr gut mit der RJT behandelbar sind, weil diese Metastasen noch sehr gut Jod speichern.

Nun zum Thyreoglobulin. Dies wird (ganz korrekt: fast nur) von Schilddrüsen- und Schilddrüsenkrebszellen produziert.
Da dein Sohn noch Schilddrüsen-Restgewebe hatte, welches im Ganzkörperszinti zu sehen war, ist entsprechend der TG-Wert noch hoch.
Bis sich der TG-Wert nach einer RJT abgebaut hat, kann es sogar bis zu 12 Monate dauern. Eine erste Kontrolle des TG-Werts wird frühstens nach 3 Monaten empfohlen, zuvor ist er überhaupt nicht aussagefähig, und selbst nach 3 Monaten ist er mit vorsicht zu interpretieren.

Viele Grüße
Harald

Lost

Antwort auf: Viele Fragen nach der RJT

| Beitrags-ID: 361760

Hallo Teddy,

vielen Dank für deine Informationen. Ich habe auch schon festgestellt, dass die „Sicherheitsmaßnahmen“ von Klinik zu Klinik sehr unterschiedlich gehandhabt werden.
Ich wünsche dir für deine weitere Behandlung alles Gute.

Hallo Harald,

da nimmst du mir doch eine große Sorge. Vielen Dank dafür!!
Im Prinzip hatte ich das alles schon so vermutet, da aber mein Wissen in Bezug auf diese Erkrankung sehr neu angelesen ist, bin ich nun doch froh über deine Einschätzung bzw. Richtigstellung.

Dann warten wir mal voll Hoffnung auf die TG-Untersuchung im Dezember.

Wie schön, dass es dieses Forum gibt!!

Schönen Abend
Gruß
Lost

schlittenhund
papill-Sd-Karz.pT3, N1b,MO

Antwort auf: Viele Fragen nach der RJT

| Beitrags-ID: 361763

Hallo Lost,

bitte mach Dir nicht zu große Sorgen.In meinem Zimmer lag bei der RJT ein 20-jähriges Mädchen, dem von den Ärzten gesagt wurde, dass gerade bei jungen Menschen der papill-SD-Krebs mit größter Wahrscheinlichkeit ganz geheilt werden kann, sie solle sich keine allzu großen Sorgen machen.

Auch bei mir (T3,N1b, MO) war direkt nach der RJT im Halsbereich punkto Restgewebe noch einiges erkennbar, ich wurde darauf hingewiesen, dass dies normal sei und alles im Laufe der nächsten Zeit verschwinden würde, die RJT kann eben nicht von einem Tag auf den nächsten wirken.

Wegen der „verstrahlten“ Gegenstände wurde mir gesagt, ich solle meine Wäsche 1x extra waschen und das wär´s. Alle mitgebrachten Sachen dürfe ich normal weiterverwenden.

Bitte sag Deinem Sohn, er solle nicht allzu verzweifelt sein. Diese Krebsart ist hervorragend heilbar, -wir brauchen nicht einmal eine Chemotherapie- und er wird sich in wenigen Wochen wieder fit fühlen und – abgesehen von den Nachsorgeuntersuchungen wird er ganz normal weiterleben können, beruflich wie privat!

Alles, alles Liebe und Gute, ich bin in Gedanken bei Euch!
Herzlichst Schlittenhund

Lost

Antwort auf: Viele Fragen nach der RJT

| Beitrags-ID: 361764

Hallo Schlittenhund,

vielen Dank für die Infos und den lieben Zuspruch.

Wir versuchen, das Ganze so entspannt wie möglich zu sehen. Leider sind wir krebstechnisch vorbelastet, weil mein Mann vor einigen Jahren an Leukämie erkrankt ist und eine Stammzelltransplantation bekam. Er leidet heute noch (und sicher sein restliches Leben) an den Nachwirkungen der Behandlung und deshalb waren wir erstmal ziemlich verstört als der Junior nun auch aus heiterem Himmel eine Krebsdiagnose bekam.

Gott sei Dank ist eine akute Leukämie und ein papilläres SD-Karzinom in Bezug auf Behandlung und Prognose sehr weit voneinander entfernt.

Allen hier einen schönen Abend
Gruß
Lost

Lost

Antwort auf: Viele Fragen nach der RJT

| Beitrags-ID: 361766

Hallo,

mein Sohn hatte vor zwei Wochen den ersten Termin beim Endokrinologen, um die Einstellung des Thyroxins zu überprüfen.

Der Einfachheit halber nochmals Befund und Behandlung für euch im Überblick:

04.07.2014 Thyreodektomie Papilläres Schilddrüsenkarzinom rechts pT2 pN1a (2/2) LO VO RO.
Ende Juli 2014 RJT mit 3,7 Gbq 131 Jod
Thyreosuppressive Therapie mit 200µg/d L-Thyroxin Henning

6 Wochen nach RJT, am 09.09. wurde ein sonographisch regelrechter Befund festgestellt.

Die relevanten Blutwerte sind folgendermaßen:

TSH 0,39
fT3 3,76
fT4 22,6
Thyreoglobulin-AK 13
Thyreoglobulin 0,5
TG-Wiederfindung 104

Aufgrund des „hohen“ TSH wurde eine Dosiserhöhung des Thyroxin auf 225µg täglich empfohlen. Kontrolltermin ist nächste Woche.

Wir sind schon mal unendlich froh, dass der TG so stark gefallen ist. Ende Dezember findet ja die Untersuchung beim NUK statt, bei der entschieden wird, wie weiterverfahren wird (RJD oder RJT).

Ich hätte gerne von euch Sachkundigen eine Einschätzung zu den gesamten Werten. Denkt ihr, es besteht eine realistische Chance, dass der TG in den weiteren 2,5 Monaten unter die Nachweisgrenze fällt?

Wie sind die restlichen Werte zu sehen?

Mein Sohn nimmt ja inzwischen 225µg und hat schon 2,5 kg abgenommen (da er sehr schlank ist, eine Menge).

Ich wäre dankbar für eure Einschätzung und danke schon mal herzlich.

Viele Grüße
Lost

Antwort auf: Viele Fragen nach der RJT

| Beitrags-ID: 361767

Hallo Lost,

die Werte der freien Hormone können ohne Angabe des Referenzbereichs schlecht interpretiert werden, da dieser von Labor zu Labor verschieden ist. Alles andere scheint mir im grünen Bereich. Dass der TG nach 6 Wochen fast verschwunden ist, ist ein gutes Zeichen. Es sind noch (wenig) Tg Antikörper gemessen worden, die theoretisch die Tg-Messung etwas stören könnten. Aber das ist wenig, und die verschwinden meistens im Lauf der Zeit. Nächste Woche schon ein Kontrolltermin für die Werte, finde ich persönlich recht früh, da man normalerweise nach einer Dosisänderung 6-8 Wochen auf die Stabilisierung der Blutwerte wartet.

Da der TSH-Wert schon mit 200µg in der Nähe des untersten Referenzbereichs war, hätte vielleicht auch eine geringere Erhöhung gereicht, um das TSH bis zum Zielwert (vermutlich kleiner oder gleich 0,1) zu bringen. Das hätte man z.B. durch 200/225µg im täglichen Wechsel machen können.

Wenn das TSH bei der Kontrolle deutlich unter 0,1 geht, würde ich diese Möglichkeit mal ansprechen.

Unter TSH Supprimierung kommen sowohl Gewichtsverlust als auch Zunahme vor, weil neben der Ankurbelung des Stoffwechsels oft auch das Hungergefühl zunimmt. Vielleicht kannst Du Deinen Sohn anregen, einem evtl. Hungergefühl möglichst oft nachzugeben und dann auch was zu essen, worauf er grad Lust hat. Manchmal ist auch das Geschmacksempfinden nach einer RJT (vorübergehend) beeinträchtigt, sodass das Essen einfach nicht so genussreich ist wie vorher. Es ist immer gut, sich dann einfach Sachen zu gönnen, die man einfach gern mag und nicht so sehr auf „Gesundheit“ bei dem, was man isst, zu achten.

Falls der Gewichtsverlust bedenklich werden sollte (Richtung 10% des Augangsgewichts), würde ich nicht zögern und frühzeitig eine Ernährungsberatung suchen, die auch verordnet werden kann. Dort sollte man auf die spezielle Situation der Supression durch SD-Hormone hinweisen. Heutzutage kann eine gute Ernährungsberatung durchaus Konzepte erarbeiten, die den Neigungen des Beratenen weitestgehend entgegenkommen und nicht von oben herab eine nicht gewollte Umstellung verordnen. Es gibt auch die Möglichkeit der Verschreibung von hochkalorischer Zusatznahrung aus der Apotheke. So etwas sollte man im Zweifel nicht zu lange hinauszögern. Gewichtsverlust aufhalten oder auch rückgängig machen kann genauso schwer oder schwerer sein, als abzunehmen.

Alle Gute
karl

Ich muß mit der Gewohnheit brechen, ehe sie mich gebrochen hat.
G.C.Lichtenberg

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Lost

Antwort auf: Viele Fragen nach der RJT

| Beitrags-ID: 361768

Hallo,

vielen Dank nochmals für deine ausführliche Antwort, Karl.

Heute morgen war nun schon der Kontrolltermin und soeben kamen per Fax die neuesten Blutwerte. Ich stelle diese diesmal mit Referenzwerten (in Klammer) ein und bin gespannt auf eure Einschätzung:

FT3 3,82 (2,0-4,4)
FT4 22,44 (8,0-18,0)
TSHB 0,04 (0,3-3,0)

Der TSH ist ja nun sehr niedrig und ich hatte mir extra aufgeschrieben, den Vorschlag mit den 200 und 225 µg/d im Wechsel zu nehmen, anzubringen. Leider rief aber die Ärztin nicht an, sondern faxte die Werte. Die Anweisung lautet, die Dosis von 225 beizubehalten. Eine Kontrolle ist erst wieder Ende Dezember beim Nuklearmediziner vorgesehen.

Was mich etwas beunruhigt ist, dass die Ärztin auf meine Frage, ob man denn hoffen könne, dass der TG-Wert, der ja vor vier Wochen bei 0,5 war, weiter fallen wird, so dass lediglich eine RJD notwendig wäre, sehr bedenklich schaute und das für nicht so sehr wahrscheinlich hielt. Eigentlich hatte ich gehofft, nachdem der TG ja seit Ende Juli von 29 auf 0,5 gefallen ist, werde er sicher bis Dezember noch das letzte Stück fallen.

Bin gespannt auf eure Meinungen und Einschätzungen
und bedanke mich im Voraus.
Viele Grüße
Lost

Lost

Antwort auf: Viele Fragen nach der RJT

| Beitrags-ID: 361769

Ich schiebe es nochmal hoch und würde mich über Stellungnahmen freuen.

Sonnigen Tag
Lost

Lost

Antwort auf: Viele Fragen nach der RJT

| Beitrags-ID: 361765

Liebe Forumsmitglieder und Spezialisten,

nachdem in gut vier Wochen der Termin meines Sohnes in der Nuklearmedizin ansteht, habe ich mich nochmals intensiv mit dem Thema befasst, um gut vorbereitet zu sein.

Laut der Chefärztin der Nuklearmedizin nach der RJT im Juli geht es bei dem Termin Ende Dezember um die Entscheidung, ob eine RJD oder RJT zur Weiterbehandlung nötig ist.
Nach ausgiebigem Lesen auf dieser hervorragenden Seite frage ich mich, ob tatsächlich eine RJD in jedem Fall notwendig ist?!

Am 09.09.2014 lag der TG bei 0,5.

Sollte er inzwischen nochmals deutlich gefallen sein, würde es dann nicht genügen, nochmals unter TSH-Stimulation zu messen und bei gutem Ergebnis auf eine RJD zu verzichten?

Ich hoffe, ich habe mich mit dieser Frage klar ausgedrückt und hoffe, ihr könnt mir weiterhelfen.

Freundlicher Gruß
Lost

Bine2011
pap. SD-Ca pT3 pN1 (3/37) Mx ED 4/2011

Antwort auf: Viele Fragen nach der RJT

| Beitrags-ID: 361770

Hallo Lost,

nach den letzten Werten ist dein Sohn meiner Meinung nach überdosiert. Daher ist der der TG Wert, der wahrscheinlich im Dezember gemessen wird nicht sehr aussagekräftig, auch wenn er nochmals gefallen sein kann.

Im Regelfall wird daher mit Thyrogen stimuliert und zusätzlich eine RJD gemacht. Bei der RJD wird kontrolliert, ob die RJT erfolgreich war und bei der Szintigrafie auch im Schilddrüsenbett keine Speicherung mehr sichtbar ist. Das stellt auch sicher, dass der TG Wert in der Verlaufskontrolle aussagekräftig ist.

Die RJD wird nur mit ca. 10 % der Dosis der RJT durchgeführt und bedeutet nur eine sehr geringe Strahlenbelastung. Daher kann man auch schon nach 48 Stunden wieder entlassen werden. Das ist i. d. R. am dritten Tag. Bei der Entlassung erfolgt dann normalerweise die Blutabnahme für den stimulierten TG Wert.

Eine RJT käme meines Erachtens nur dann in Frage, wenn der TG Wert wieder angestiegen wäre. Wenn es mich betreffen würde, würde ich auch dann erstmal auf eine RJD bestehen und anhand des Ergebnisses der Szintigrafie und des stimulierten TG Wertes entscheiden, ob noch eine Radiojodtheraphie gemacht werden soll.

Das „Gute“ am differenzierten SD Karzinom ist ja, dass es sehr langsam fortschreitet. Ihr habt also keine Eile, was die Entscheidung betrifft.

Nur eine Bestimmung des stimulierten TG Wertes bei bereits befallenen Lymphknoten wäre mir persönlich zu unsicher, zumal die „Vorbereitungen“ wie jodarme Ernährung und Thyrogenspritzen ja dieselben sind.

Ich wünsche deinem Sohn alles Gute! :daumen:

Liebe Grüße

Sabine

2 Nutzer*innen haben sich für diesen Beitrag bedankt.
Lost

Antwort auf: Viele Fragen nach der RJT

| Beitrags-ID: 361773

Hallo,

Nachdem bei meinem Sohn am Montag der Termin in der Nuklearmedizin ansteht, bei dem das weitere Vorgehen besprochen werden soll, liegen mir heute die aktuellen Blutwerte vor.

Große Sorge macht mir der TG-Wert. Er lag ja im Juli (direkt nach RJT) bei 29, im September bei 0,5 und im Oktober bei 0,4. Die stetig fallende Tendenz stimmte uns optimistisch und umso entsetzter waren wir, als der aktuelle TG-Wert mit 0,6 gemessen wurde. Alle Werte wurden im selben Labor ermittelt, Wiederfindung liegt bei 106 und die Antikörper <5. Der Hausarzt meinte zwar das könne eine Meßungenauigkeit sein, aber ich befürchte jetzt, dass uns die NUK zu einer weiteren RJT rät.

Ab welcher Gesamtdosis muss man denn mit bleibenden Folgeschäden, z.B. für die Fruchtbarkeit rechnen?

Ich hätte sehr gerne eure Einschätzung zu dieser Situation und vielleicht eine Erklärung, wie es zu diesem Anstieg kommen kann.

Da ich wirklich sehr besorgt bin und der Arzttermin in wenigen Tagen ist, wäre es toll, wenn jemand schnell reagieren könnte.

Großen Dank im Voraus.
Lost

IsnLeitungsteam Treffen Hannover pap.SD-Ca Jan. 2014, seitdem Hypopara

Antwort auf: Viele Fragen nach der RJT

| Beitrags-ID: 361774

Hallo lost,

Die Bestimmung und Interpretation des TG-Werts ist jedoch von verschiedenen Faktoren abhängig.

Die TSH-Unterdrückung mit Schilddrüsenhormonen (= TSH-Suppression) in
der Nachsorge des Schilddrüsenkrebses führt nicht nur dazu, dass keine Wachstumsanreize an verbliebene Schilddrüsenkrebszellen ausgehen, sondern auch dazu, dass weniger TG durch eventuell noch vorhandenen Schilddrüsenzellen
bzw. Schilddrüsenkrebszellen freigesetzt wird (siehe auch: Link innerhalb des ForumsTSH-Unterdrückung nach Schilddrüsenkrebs

Wenn dein Sohn demnach zu Anfang vllt etwas mehr über dosiert war als es tatsächlich notwendig war,also ein zu viel an sd- Hormonen bekam,so senkt das auch den tg etwas ab. Des weiteren glaube ich schon dass es auch innerhalb eines labores mal zu Schwankungen kommen kann. Das ganze ist ein langwieriges geduldspiel in dem man lernen muss die Oberhand zu behalten und den Pokal nicht an Herrn Panik abzugeben. Ich lebe derzeit mit einem tg von 1,24 (stimuliert) und es heißt abwarten und Tee trinken. Ich wünsche dir,deinem Sohn und eurer ganzen Familie dass ihr an den bevorstehenden Feiertagen etwas abschalten könnt und zur Ruhe kommt. Und natürlich wünsche ich einen aufmerksamen,einfühlsamen Arzt für das bevorstehende Gespräch

LG isn

Antwort auf: Viele Fragen nach der RJT

| Beitrags-ID: 361775

Hallo,

nun ein einzelner Wert minimal etwas höher wie zuvor, sollte wirklich nicht beunruhigen.

Ein Anstieg ist erst relevant, wenn innerhalb eines Jahres der TG um mehr als 0,3 ansteigt (Mehrere Werte müssen gemessen werden; ein einzelner höherer Wert hat keine Aussagekraft).
Bei einem solchen Anstieg (>0,3) liegt die Wahrscheinlichkeit für ein Rezidiv bei ca. 88%; ein Anstieg unter 0,3: Wahrscheinlichkeit, dass es kein Rezidiv bei 97% [Meine Berechnung]) siehe: Studie: TG-Anstieg als Prädiktor für Rezidiv (Wong 2012).

Also 6-12 Monate sollte man schon noch warten mit der Kontrolle der RJT vom Juli 2014.

Ich würde nochmal in 1-3 Monaten den TG-Wert unter TSH-Unterdrückung kontrollieren lassen, es braucht wirklich seine Zeit bis der TG verschwindet.

Wenn er dann noch über 0,1 ist, dann wird ein stimulierter TG-Test mit rhTSH im Positionspapier empfohlen.
Positionspapier: hsTG in der Nachsorge (2014)

Und je nach Höhe ist dann vermutlich besser gleich eine RJT statt einer RJD zu machen.

Wg: Fruchbarkeit:

Auf dem Nuklearmedizinischen Kongress 2008 hat Prof. Dietlein bezüglich der Verfahrensanweisungen, die in Arbeit sind, hierzu noch weiter ausgeführt, dass wenn bei jungen Männern, wenn sie zu einer höhere Risikogruppe gehören und die Wahrscheinlichkeit besteht, dass die Gesamtdosis der noch durchzuführenden RJT > 15 GBq sein wird, diesen Männern empfohlen wird ihr Sperma konservieren zu lassen, da das Risiko einer Azoospermie (= es werden nicht mehr ausreichend Samenzellen gebildet) besteht.

Also nachdem was du hier schreibst, geh ich nicht davon aus, dass dein Sohn zu einer höheren Risikogruppe gehört.

Solche Fragen müsst ihr aber immer auch mit den Nuklearmedizinern besprechen.

Viele Grüße
Harald

Lost

Antwort auf: Viele Fragen nach der RJT

| Beitrags-ID: 361776

Hallo Isn,
Hallo Harald,

vielen lieben Dank für eure schnelle Reaktion und kompetente Auskunft.

Das relativiert meine Sorgen doch und ich bin sehr froh, dass es euch gibt.

Natürlich bespreche ich das auch alles mit den Nuklearmedizinern und berichte euch weiter.

Die Links werde ich zur Vorbereitung noch sorgfältig lesen.

Dankbarer Gruß
Bettina

Lost

Antwort auf: Viele Fragen nach der RJT

| Beitrags-ID: 361772

Hallo,

inzwischen waren wir bei der Nuklearmedizin zu Besprechung und Ultraschall.
Dort ist man überzeugt, dass der Wert von selbst nicht weiter fallen wird und so findet im Januar eine erneute RJT statt. Die Dosis wird Gott sei Dank nicht erhöht, sondern bleibt bei 3,7. Eigentlich sollte endogen stimuliert werden. Wir konnten erreichen, dass mein Sohn nur 10 Tage das Hormon absetzen muss und dann mit Thyrogen-Spritzen stimuliert wird. Das ist ziemlich wichtig, da er in der Woche vor der RJT sechs Prüfungen schreiben muss.

Wir lassen vorher für alle Fälle nochmals die Blutwerte ermitteln, vielleicht passiert ja doch noch ein Wunder und der TG fällt signifikant. Dann würde eine RJD gemacht.

Ich halte euch weiter auf dem Laufenden und bin froh über eure Beratung und Zuspruch.

Viele Grüße
Bettina

IsnLeitungsteam Treffen Hannover pap.SD-Ca Jan. 2014, seitdem Hypopara

Antwort auf: Viele Fragen nach der RJT

| Beitrags-ID: 361771

Hallo Bettina, vllt hilft dir meine Geschichte etwas…

Ich wurde anfang Januar 2014 operiert. 2 mal. Diagnose papilläres Karzinom pt2 n1a(3/6) m0, tg Ende Januar 20,6 unter einem TSH von 24,4 ( 0,4-2,5)
Es folgte eine rjt mit 3700mbq im März 2014, tg danach 81,47 unter einem TSH von 158,0 (0,27-4,20) also unter thyrogen.
Tg Ende März bei 2,4 unter TSH 0,05
Tg im Mai bei 0,18 unter TSH 0,02
Tg im September bei 1,24 unter TSH 82,9 ( thyrogen)

Ich war im November erneut zur Nachsorge,habe aber noch kein Ergebnis vom unstimulierten tg oder den anderen werten.
Eine Sache hat mich im Gespräch mit einem sehr geduldigen und gesprächigem Oberarzt beruhigt: er informierte mich dass man bei einem stimuliertem tg-wert von 1,24 von einer gewebegröße von etwa 1-2 mm ausgehen kann. Nun denn, das verdrängt so schnell keine Organe denk ich mir da und kann dem ganzen mit mehr Geduld ins Auge sehen. Ich kann da, wie die meisten anderen hier vielleicht auch anders drüber denken,denn es geht ja um mich und nicht um mein Kind wie in deinem Fall. Ich verstehe also deine Sorge.
Ich denke, dass eine erneute rjt besser ist als eine rjd. Ich verstehe nur nicht warum das alles in so kurzen Zeiträumen passiert.

Ich hoffe ihr seid rechtzeitig auf die jodarme Ernährung hingewiesen worden und dein Sohn hält sich auch daran, denn ist das Schilddrüsengewebe mit jod schon aus der Nahrung gesättigt, dann hat die rjt nicht ihren gewünschten Erfolg.

Ich drücke ihm jedenfalls für die Prüfung alles gute und viel Erfolg. Und natürlich gutes überstehen der 10 Tage ohne hormone und vielversprechende Ergebnisse.
Vorher aber einen vernünftigen rutsch in das Jahr 2015! Nach soviel Anstrengungen in diesem Jahr wird 2015 zu Beginn nochmal etwas anstrengend,aber danach bestimmt SEIN Jahr :-)

Mutmachende Grüße

Isn

1 Nutzer*in hat sich für diesen Beitrag bedankt.
Lost

Antwort auf: Viele Fragen nach der RJT

| Beitrags-ID: 361777

Hallo Isn,

vielen Dank für deine Antwort.
Es ist sicher richtig, dass ich wesentlich entspannter wäre, wenn ich die Patientin wäre und nicht mein Sohn.

Zum Thema „kurze Zeiträume“. Man bot uns an, die RJT auf eigene Verantwortung um einen Monat aufzuschieben, da mein Sohn aber im Januar und dann erst wieder im Juni Semesterferien hat, wäre das studiumstechnisch kompliziert gewesen. Am Studienort weiß keiner von der Krankheit. Außerdem fürchte ich, der Wert wäre in nur einem Monat auch nicht niedrig genug gewesen.

Mein Sohn ernährt sich auf Anweisung schon seit der OP im Juli jodarm. Allerdings wurde uns gesagt, dass es genügt, Fisch, Meeresfrüchte, Spinat und Kiwis zu meiden und mit jodfreiem Salz zu kochen.

Vielen Dank für deine guten Wünsche. Die Prüfungen haben den Vorteil, dass sie ihn von dem anstehenden Krankenhausaufenthalt ablenken :)

Dir und allen anderen Forumsmitgliedern wünsche ich für 2015 gaaanz viel Gesundheit.

Lieber Gruß
Bettina

Lost

Antwort auf: Viele Fragen nach der RJT

| Beitrags-ID: 361778

Liebe Forumsmitglieder,

wir sind vollkommen schockiert.

Mein Sohn war von Dienstag bis heute (Freitag) bei der 2. RJT. Beim Szintigramm war nichts mehr zu sehen. Die Chefärztin meinte zu unserer Überraschung, man müsse jetzt den (Donnerstag abgenommenen) TG-Wert abwarten und wäre dieser so bei 3 oder 4 würde man nächste Woche ein PET-CT vornehmen. Wir waren bisher davon ausgegangen, dass mit dieser 2.RJT die Sache endgültig erledigt ist und sämtliche Reste eliminiert werden. Seit einer Stunde liegt uns nun der (stimulierte) TG-Wert vor und er ist bei 14,2!!! Antikörper und Wiederfindung sind in Ordnung.

Die Ärztin erklärte uns, dass dieser Wert mit Sicherheit von nicht jodspeichernden Metastasen ausgelöst wird. Die beste Möglichkeit sei, wenn es sich um Lymphknoten handle, diese müsse man dann operativ entfernen.
Zweite Möglichkeit seien Herde in der Lunge. Auch hier könne man wahrscheinlich operieren.
Zur Erinnerung: mein Sohn ist 19 Jahre alt und macht einen kerngesunden Eindruck.

Entschuldigt, wenn ich nicht optimal formuliere, aber wir stehen alle unter Schock.

Bitte, bitte schreibt eine Einschätzung. Kann es tatsächlich keine harmlosere Erklärung geben?

Vielen Dank für eure Antworten
Gruß
Bettina

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