Was nun? Minimalinvasives Follikuläres Karzinom rechts 102mm mit unifokalem Kapseldurchbruch.
- Dieses Thema hat 8 Antworten und 3 Teilnehmer, und wurde zuletzt aktualisiert 12.06.2024 - 20:31 von Anonym.
Was nun? Minimalinvasives Follikuläres Karzinom rechts 102mm mit unifokalem Kapseldurchbruch.
Hallo und guten Abend,
seit ein paar Tagen gehört dieses Forum zu meiner Abendlektüre – leider aus aktuellem Anlass. Gerne teile ich meine Geschichte und würde mich freuen, von ähnlichen Fällen zu hören bzw. eure Einschätzung zu erfahren.
Ich bin 38 Jahre alt und habe keinerlei Vorerkrankungen. Vor 4 Jahren hat sich in der 1. Schwangerschaft ein kalter Knoten in der Schilddrüse entwickelt. In der Stillzeit wurde dieser nur größer. Ultraschall, Szinthigraphie, Punktion waren alle samt unauffällig, so dass kein OP Bedarf bestand. Alle SD Werte waren unauffällig.
In der 2. Schwangerschaft wuchs der Knoten weiter und ich entschied mich für eine OP, da ich manchmal das Gefühl hatte, dass mich der Knoten „erwürgt“.
Am 22.5 war die OP, der Rechte Schilddrüsenlappen wurde inkl. dem riesigen Knoten entfernt (230g schwer). Bei der Entlassung am 24.5 hieß es ich solle mir keine Gedanken machen, da der vorläufige pathologische Befund unauffällig ist.
Vier Tage später dann die Diagnose:
Minimalinvasives Follikuläres Karzinom rechts 102mm mit unifokalem Kapseldurchbruch.
Tumorklassifikation:
pT3, LO, VO, PnO, pNO (0/1), RO
Für die operierende Ärztin war der Fahrplan klar. In drei Monaten den linken Schilddrüsenlappen entfernen und anschließend eine RJT.
Ich habe den original pathologischen Bericht angefordert, der folgendes besagt:
Der 102 mm große Schilddrüsenknoten wurde inzwischen komplett eingebettet und in Schnittstufe untersucht (HE, EVG).
Dabei zeigt sich überwiegend intakte fibröse Kapsel, die den Knoten begrenzt.
An einer Stelle ist jedoch ein beginnend pilzförmiges Herauswachsen eines Tumorzapfens zu verzeichnen, das die Kapselgrenzen bereits überschreitet.
Somit ist hier von einem initialen Kapseldurchbruch zu sprechen.
Kein angioinvasives Wachstum ist nachweisbar.
Keine gesteigerte mitotische Aktivität. Keine Tumornekrosen.
Tumorfreier Absetzungsrand.
Für mich stellt sich die Frage, ob dieser INITIALE Kapseldurchbruch gleichzusetzen ist mit einem Kapseldurchbruch, bei dem die Empfehlungen klar sind.
Bedeutet ein initialer Kapseldurchbruch, dass es auf jeden Fall zu Fernmetastasen kommt? Ist es eine Frage der Zeit?
Ich find dazu leider keine Studien.
Ich habe zwei kleine Kinder ( 1 und 3) und möchte natürlich nichts riskieren, auf der anderen Seite will ich nicht gleich mit der medizinischen Keule weitermachen. Wenn ich richtig informiert bin, gehöre ich mit T3 der high risk Gruppe an, richtig?
Ich danke jetzt schon für eure Einschätzung und vielleicht gibt es den einen oder anderen, der/ die ähnliches berichten kann.
Viele Grüße
lorelei
- Dieses Thema wurde geändert vor 6 Monaten von Lorelei.
Antwort auf: Was nun? Minimalinvasives Follikuläres Karzinom rechts 102mm mit unifokalem Kapseldurchbruch.
Hallo Lorelei,
Deine Frage kann vermutlich nur der Pathologe beantworten. Ich verlinke Dir eine Infobroschüre, die die Krebsentstehung gut beschreibt. Auf Seite 8 geht es um die Metastasenbildung. Soweit ich weiß, müssen Krebszellen viele Mutationen akkumuliert haben, um aus ihrem ursprünglichen Gewebeverband auszutreten und sich an einem neuen Ort anzusiedeln.
Vor ein paar Wochen gab es hier im Forum einen ähnlichen Fall, von dem Du sicher auch gelesen hast (thomuc). Ich würde in Deinem Fall das Gleiche sagen. Differenzierter Schilddrüsenkrebs ist in der Regel sehr gut therapierbar, auch dann, wenn er bereits metastasiert ist. Wäre ich selbst an Deiner Stelle, würde ich den Rest der SD nicht sofort entfernen lassen; ich würde den verbliebenen Teil engmaschig kontrollieren lassen. Vielleicht findest Du auf Pubmed brauchbare Informationen, wenn Du die Suchbegriffe „active surveillance thyroid cancer hemithyroidectomy“eingibst.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7692138/
Das Schilddrüsenforum von Sanofi bietet eine kostenlose Hotline für Patienten an. Jeden zweiten Dienstag Abend besteht die Möglichkeit, Fragen mit einem „Experten“ zu klären.
Antwort auf: Was nun? Minimalinvasives Follikuläres Karzinom rechts 102mm mit unifokalem Kapseldurchbruch.
Hallo Meriem, danke für deine Einschätzung und die wertvollen Links zu den Informationen! Die linke Schilddrüsenseite ist aktuell komplett intakt. Auch wenn man diese beobachtet, geht es mir hauptsächlich um die FernMetastasen, die beim follikulärem Karzinom durchaus vorkommen. Vielleicht gibt es jemanden, der eine ähnliche Diagnose ab oder hatte?
ich möchte maximale Informationtiefe haben, um die nächste Entscheidung mit einem guten Gefühl treffen zu können.
viele Grüße
lorelei
Leitungsteam SHG Berlin follikulärer SD-Krebs 1997 (oxyphil), Zungengrundkrebs 2024
Antwort auf: Was nun? Minimalinvasives Follikuläres Karzinom rechts 102mm mit unifokalem Kapseldurchbruch.
Hallo Lorelei,
willkommen bei uns im Selbsthilfe-Forum!
Wir haben eine Forums-Gruppe: minimal-invasives follikuläres. Schilddrüsenkarzinom.
Dieser Gruppe kannst Du beitreten. Wenn Du beitrittst bekommen die Mitglieder der Gruppe eine E-Mail, dass es ein neues Mitglied gibt, und vielleicht ist darunter jemand mit der selben Situation.
Viele Nutzer*innen schauen sonst nur zur ihren Nachsorgeterminen ein- oder zweimal im Jahr regelmäßig ins Selbsthilfe-Forum.
Aus unserem Glossar:
minimalinvasiver follikulärer Schilddrüsenkrebs (MIFTC, MI-FTC)
der englische Fachausdruck ist: minimally invasive follicular thyroid cancer (MIFTC). Ein minimal-invasives follikuläres Schilddrüsenkarzinom liegt dann vor, wenn weniger als 5 Gefäßinvasionen und/oder weniger als 5 Kapselpenetrationen vorliegen. Wenn der Pathologe keine Gefäßinvasion im entnommenen Gewebe nach einer Teil-Operation der Schilddrüse findet, so gilt hier unabhängig von der Größe des Tumors die chirurgische Entfernung des Knotens als ausreichende Therapie.
Bereits in der AWMF-Leitlinie zur Schilddrüsenoperation (maligne) 2012 (PDF auf der Seite der DGAV. Auf der Seite der AWMF ist sie nicht mehr auffindbar, da auf die künftige S3-Leitlinie gewartet wird) wird empfohlen bei einen minimal-invasiven follikulären Schilddrüsenkarzinomen bei dem keine Angioinviasion vorliegt, unabhängig von der Größe des Tumors auf eine Komplettierungsoperation und eine RJT zu verzichten.
Aufgrund der guten Prognose ist die chirurgische Entfernung des Tumors ausreichend.
Die Wiki: S3-Leitlinie Schilddrüsenkarzinom (2024), welche voraussichtlich in der 2. Hälfte des Jahres 2024 veröffentlicht wird, wird es beim MIFTC ein paar Änderungen geben.
Viele Grüße
Harald
PS: In der TNM-Klassifikation gibt es kein großes O , sondern eine Null: N0, R0, …
25 Jahre – Ohne Schilddrüse leben – Überblick unserer Veranstaltungen
Herbsttreffen und Symposium in Augsburg
Als Verein sind wird stärker: Vereinsmitglied werden
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Diese Antwort wurde geändert vor 6 Monaten von Harald.
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Antwort auf: Was nun? Minimalinvasives Follikuläres Karzinom rechts 102mm mit unifokalem Kapseldurchbruch.
Hallo Harald,
danke dir! Sehe ich als neues Mitglied der Gruppe „alte“ Inhalte nicht oder gibt es in der Gruppe einfach noch keine eröffneten Themen?
Ich finde keine Studien, ob ein Kapseldurchbruch zwingend zu Fernmetastasen führt! Kennst du zufällig dazu Studien?
Einen schönen Abend.
Lorelei
Leitungsteam SHG Berlin follikulärer SD-Krebs 1997 (oxyphil), Zungengrundkrebs 2024
Antwort auf: Was nun? Minimalinvasives Follikuläres Karzinom rechts 102mm mit unifokalem Kapseldurchbruch.
Hallo Lorelei,
über die Nutzerprofile der Gruppenmitglieder kommst Du zu den Themen. Es gibt keine eigenen Foren für die einzelnen Gruppen.
Wiki: Welche Funktionen bietet eine Gruppe?
Es ist die Angioinvasion, welche Fernmetastasen verursacht, darum wird beim Vorkommen nur einer einzigen Angioinvasion die totale chirurgische Entfernung der Schilddrüse und eine Radioiodtherapie empfohlen.
Literatur z.B.:
25 Jahre – Ohne Schilddrüse leben – Überblick unserer Veranstaltungen
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Diese Antwort wurde geändert vor 6 Monaten von Harald.
Diese Antwort wurde 4-mal bearbeitet.
Leitungsteam SHG Berlin follikulärer SD-Krebs 1997 (oxyphil), Zungengrundkrebs 2024
Antwort auf: Was nun? Minimalinvasives Follikuläres Karzinom rechts 102mm mit unifokalem Kapseldurchbruch.
Hallo,
muss mich korrigieren, ob hatte ich geschrieben, dass es keine Änderung in der neue S3-Leitlinie gebe wird zur alten chirurgischen Leitlinie aus 2012.
Die Wiki: S3-Leitlinie Schilddrüsenkarzinom (2024), welche voraussichtlich in der 2. Hälfte des Jahres 2024 veröffentlicht wird, wird es beim MIFTC jedoch ein paar Änderungen geben, in der Weise, dass es mehr differenzierte Empfehlungen geben wird, wie in der alten chirurgischen Leitlinie aus 2012.
Mehr kann ich im Moment hier nicht wiedergeben, da die S3-Leitlinie noch nicht veröffentlicht ist.
Es gibt jedoch eine Empfehlung der europäischen Chirurgen aus 2014, die auch differenzierte Empfehlungen abgibt:
Dionigi G, Kraimps JL, Schmid KW, Hermann M, Sheu-Grabellus SY, De Wailly P, Beaulieu A, Tanda ML, Sessa F. Minimally invasive follicular thyroid cancer (MIFTC)–a consensus report of the European Society of Endocrine Surgeons (ESES). Langenbecks Arch Surg. 2014 Feb;399(2):165-84. doi: 10.1007/s00423-013-1140-z. PMID: 24233345.
Viele Grüße
Harald
Antwort auf: Was nun? Minimalinvasives Follikuläres Karzinom rechts 102mm mit unifokalem Kapseldurchbruch.
Ein großes DANKE an dich Harald!
In meinem pathologischen Bericht steht, dass keine Angioinvasion nachweisbar ist. Ist das gleichzusetzen mit „ es gibt keine“ oder eher, es konnte keine nachgewiesen werden, es kann aber eine geben? Das muss ich tatsächlich noch vom Pathologen aufklären lassen.
Ich habe gestern noch folgendes gefunden:
„Die Anzahl der Gefäßeinbrüche ist das dominante prognostische Merkmal weshalb alle Therapieempfehlungen auf dieses Merkmal adjustieren.
Beispielsweise rät die Leitlinie der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Endokrinologie (CAEK) bei allen Tumoren mit einer nachgewiesenen Angioinvasion unabhängig von der Ausprägung der Angioinvasion zur Thyreoidektomie und adjuvanten Radiojodtherapie (Dralle et al. 2013). Die Leitlinien der American Thyroid Association (ATA), der European Society of Endocrine Surgeons (ESES) und der European Society for Medical Oncology (ESMO) gehen dagegen nur bei den MIFTC mit mehr als 4 Gefäßeinbrüchen von einem höheren Risiko für eine rezidivierende bzw. persistierende Erkrankung aus und raten auch nur dann zur Thyreoidektomie und adjuvanten Radiojodtherapie.“
https://www.springermedizin.de/emedpedia/detail/viszeral-und-allgemeinchirurgie/follikulaeres-schilddruesenkarzinom?epediaDoi=10.1007%2F978-3-662-61724-3_12
Ist eine Angioinvasion= Gefäßeinbruch= Kapseldurchbruch?
Bei mir ist es ja ein initialer Kapseldurchbruch mit keiner nachweisbaren Angioinvasion.
Tausend Dank vorab.
Lorelei
Antwort auf: Was nun? Minimalinvasives Follikuläres Karzinom rechts 102mm mit unifokalem Kapseldurchbruch.
In meinem pathologischen Bericht steht, dass keine Angioinvasion nachweisbar ist. Ist das gleichzusetzen mit „ es gibt keine“ oder eher, es konnte keine nachgewiesen werden, es kann aber eine geben? Das muss ich tatsächlich noch vom Pathologen aufklären lassen.
Man hat nach Angioinvasionen gesucht, aber keine gefunden. Das etwas übersehen wurde, lässt sich theoretisch niemals ausschließen.
Ist eine Angioinvasion= Gefäßeinbruch= Kapseldurchbruch?
Eine Angioinvasion ist ein Gefäßeinbruch. Ein Kapseldurchbruch ist etwas anderes.
Unter dem folgenden Link findest Du eine schematische Darstellung von Schilddrüsenfollikeln. Zwischen den Follikeln, innerhalb der Schilddrüse, verlaufen Kapillaren. Wenn eine Schilddrüsenzelle den epithelialen Verband verlässt und in ein Blutgefäß eindringt, spricht man von einer Angioinvasion. Angio = Gefäß. Die Schilddrüsenkapsel ist eine Bindegewebshülle, die das gesamte Organ umgibt.
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