Achtung

Ratschläge auf der Website können keinen Arztbesuch ersetzen
Okay

Merkblatt: Arzt-Patienten-Gespräch

Titel des Merkblattes Arzt-Patienten-Gespräch
Merkblatt: Arzt-Patienten-Gespräch (Druckvorlage)

Alle Informationen und mehr finden sich hier diesem Wiki.

Das Merkblatt kann auch über unsere Bundesgeschäftsstelle bestellt werden.
Bei mehreren Exemplaren bitte in der E-Mail angeben wie viele Exemplare und wo ihr sie verteilen möchtet.

Weitere Ratgeber und Merkblätter sind über die Bundesgeschäftsstelle kostenfrei zu bestellen:

Das Merkblatt wurde am 28.3.2014 in Hannover auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin (DGN) auf einem Arzt-Patienten-Symposium vorgestellt (Bericht aus www.sd-krebs.de – Offline Nr. 12, Juli 2014)

Die richtige Einstellung für das Arzt-Patienten-Gespräch:


Da Schilddrüsenkrebs eine seltene Erkrankung ist, braucht es neben dem Hausarzt auch einen Facharzt – meist ein NuklearmedizinerEndokrinologe oder manchmal auch ein Chirurg – der sich mit der Therapie und Nachsorge des Schilddrüsenkrebses auskennt. Zu diesem sollten Sie ein Vertrauensverhältnis aufbauen können. Mit ihm sollten Sie auch über Ihre Beschwerden und psycho-sozialen Belastungen reden können, die direkt oder indirekt mit der Krebserkrankung und der Behandlung zusammenhängen. Er sollte Ihnen auch bei der Orientierung und Auswahl von Behandlungsangeboten sowie über weitere Handlungsschritte behilflich sein.

Eine gute Vorbereitung für das Arzt-Patienten-Gespräch:

  • Arzt-Termin: Planen Sie diesen Termin mit ausreichend Zeit für sich ein. Beim Arzt kann immer etwas dazwischen kommen (Notfall, Patienten zuvor brauchen mehr Zeit als geplant), so dass es zu Verschiebungen kommt. Sie sollten dann nicht gehetzt sein, weil z. B. die Parkuhr abläuft, das Kind vom Kindergarten abgeholt werden muss etc.
  • Fragen Sie eine vertraute Person, ob Sie bereit ist, mit zum Arzt-Gespräch zu kommen.
  • Ordnen Sie ihre Befunde und nehmen Sie diese und – falls vorhanden – den Nachsorge-Kalender mit. Bei einem neuen Arzt klären Sie, ob Sie die Befunde vorab zusenden (per E-Mail, Fax, Brief) können.
  • Schreiben Sie ein kurze chronologische Krankengeschichte auf.
  • Erstellen Sie eine Liste aller Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel (eventuell auch spezielle Ernährung etc.), die Sie zur Zeit nehmen.
  • Führen Sie ein Beschwerde-Tagebuch, in dem Sie auch selbstkritisch notieren, ob andere, als körperliche Ursachen, der Grund für die Beschwerden sein könnten.
  • Falls Sie von der Empfehlung des Arztes abgewichen sind, schreiben Sie sich die entsprechende Erklärung auf.
  • Falls Sie komplementäre oder alternative Therapien machen, informieren Sie den Arzt darüber und fragen Sie Ihn, wie er diese bewertet.
  • Ordnen Sie dies alles, bezüglich der Wichtigkeit, für sich.

Nehmen Sie dies alles – zusammen mit Schreibmaterial (Block und Kuli) – mit zum Gespräch.

Arzt erklärt einer Patientin: "Es kann 6 bis 9 Monate dauern, bis Sie sich unter Einnahme von L-Thyroxin wieder "normal" finden. Die Patientin denkt sich: "Wenn es so lange dauer, habe ich schon vergessen, wie sich "normal" anfühlt".
(Wir danken Jennifer Delahaye für diesen Cartoon)

Während des Arzt-Patienten-Gespräches:

Ärztin erklärt Patientin die Behandlung
  • Beschreiben Sie Ihr aktuelles Befinden (auch z. B. Stress am Arbeitsplatz, in der Beziehung, …)
  • Beschreiben Sie Ihre Beschwerden sowie Ihre Gedanken zu möglichen Ursachen.
  • Benutzen Sie Ihre Frageliste während des Gespräches und haken Sie die Fragen ab, wenn die Antwort für Sie ausreichend war.
  • Hören Sie sich genau an, was der Arzt Ihnen vorschlägt und machen Sie sich Notizen zu den Antworten Ihres Arztes.
  • Falls der Arzt Fremdworte/Fachbegriffe benutzt, die Sie nicht verstehen, fragen Sie nach.
  • Fragen Sie – bevor der Arzt eine diagnostische Untersuchung/Blutabnahme durchführt, warum der Arzt dies machen möchte, welche Ergebnisse möglich sind und was das für Konsequenzen für Sie haben kann.
  • Wenn Ihnen nicht klar ist, ob ein Befund für Sie positiv oder negativ ist, fragen Sie nach, was dies für Sie bedeutet.
  • Fragen Sie nach, wie sicher der Befund ist (Falsch positive Ergebnisse, etc.).
  • Fragen Sie, ob die empfohlene Maßnahme den Leitlinien entspricht, warum und wieso man von dieser abweichen kann/könnte.
  • Fragen Sie konkret nach, was der Arzt für sich selber bzw. nahe Angehörige machen würde.
  • Frage Sie nach dem möglichen Fortgang der Behandlung.
  • Bringen Sie zum Ausdruck, wenn Sie das Gefühl haben, der Arzt könnte mehr für Sie tun.
  • Lassen Sie sich nicht zu einer Entscheidung drängen.
  • Fragen Sie nach Infomaterial und weiteren Informationsquellen und Beratungsstellen.
  • Bitten Sie um Bedenkzeit, wenn Ihnen es zu schnell geht.
  • Sagen Sie, dass Sie noch eine Zweit-Meinung hören möchten.
  • Zum Ende des Gespräches:
    • Krankmeldung und Atteste
    • Rezepte (ggf. mit Diagnose u. a. bei Calcium)
    • Kopie des aktuellen Befundes


Eine Auswahl von speziellen Fragen zur Therapie und Nachsorge des Schilddrüsenkarzinoms, die Sie ihrem Arzt stellen können, soweit diese auf Sie zutreffen:

Die Radiojodtherapie ist eine Behandlungsmethode sowohl für gutartige als auch für bösartige Schilddrüsenerkrankungen, siehe dazu auch:

Alle Schilddrüsenkarzinome

  • Wie viele Patienten behandeln Sie mit ähnlichem Krankheitsbild im Jahr?
  • Mit welchen Ärzten besprechen Sie meine Krankheit in der Tumor Konferenz? Welcher Fachrichtung gehören diese an und welche Expertise haben diese Ärzte?
  • Macht es Sinn ein Zentrum in größerer Entfernung zu konsultieren?
  • Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass bei einem Anstieg / bei dieser Höhe des Tumormarkers ein Rezidiv vorliegt (Falsch positive Befunde)?
  • Was bedeutet dies für mich (Lebenserwartung, Lebensqualität, Häufigkeit der Nachsorgetermine)?
  • Wie ist meine Lebenserwartung?
  • Wie wird meine Lebensqualität sein, wenn ich diese Therapie mache?
  • Was kann ich tun, um meine Lebensqualität zu verbessern (Reha; komplementäre Therapien …)?
  • Ist eine andere Schilddrüsenhormonsubstitution möglich (Zeitpunkt der Einnahme; Präparat-Wechsel; L-T4 / L-T3-Substitution)?
  • Ist durch diese Therapie eine Heilung möglich oder kann es nur darum gehen den Krebs in Schach zu halten?
  • Wie lange dauert es, bis man den Erfolg / die Wirksamkeit der Therapie (Operation; Tyrosinkinase-Inhibitor) feststellen kann?
  • Was kann ich von diesen alternativen Therapieoptionen jeweils erwarten (Lebensverlängerung, Lebensqualität)?
  • Was halten Sie von dieser …… komplementären (ergänzenden) Therapie?
  • Ab welchem Zeitpunkt macht es Sinn regionale Lymphknoten- / Lungenmetastasen zu behandeln?
  • Wie kann ich mit dieser psychischen Belastung des „Abwartens“, bis der Krebs weiter wächst, für mich umgehen?

Speziell nur zum differenzierten Schilddrüsenkrebs (papillär, follikulär,…)

  • Kann man die TSH-Unterdrückung lockern?
  • Ist eine andere Schilddrüsenhormonsubstitution möglich (Zeitpunkt der Einnahme; Präparat-Wechsel; L-T4 / L-T3-Substitution)?
  • Wann macht es wieder Sinn (bezüglich therapeutischer Optionen) eine RJD (oder PET-CT) durchzuführen bzw. zu wiederholen?
  • Welche alternativen Therapie-Optionen gibt es, wenn im Szintigramm nach RJT (oder RJD oder in der PET-CT) etwas zu sehen ist?
  • Ist durch diese Therapie eine Heilung möglich oder kann es nur darum gehen den Krebs in Schach zu halten?
  • Wie lange dauert es, bis man den Erfolg / die Wirksamkeit der Therapie (Operation; RJTTyrosinkinase-Inhibitor) feststellen kann?


Nach dem Arzt-Patienten-Gespräch:

  • Werten Sie für sich das Gespräch aus:
    • Bringen Sie Ihre Notizen in Protokollform (überdenken: fachlich, menschlich, zwischenmenschlich)
    • Erkundigte sich der Arzt ausführlich über Ihre gesundheitliche Situation?
    • Erklärt er vor dem Einsatz einer diagnostischen Methode, welche Bedeutung ein möglicher Befund für Sie haben kann (u. a. falsch positive Befunde, individuelles Risiko, …)?
    • Beantwortet der Arzt Ihre Fragen für Sie verständlich?
    • Bespricht er mit Ihnen die unterschiedlichen Risiken von Behandlungsalternativen für Sie?
    • Geht er auf persönliche Fragen ein oder fühlen Sie sich nur als medizinischer Fall behandelt?
    • Erklärt er, ob und wann Kontrolluntersuchungen notwendig bzw. nicht notwendig sind?
    • Hat er Verständnis für Ihren Wunsch, noch einen anderen Arzt zu Ihren Problemen zu hören?

Bewerten Sie Ihren eigenen Wissensstand:

  • Welche Informationen haben Sie vom Arzt bekommen, welche von anderen Quellen.
  • Vergleichen Sie diese Informationen.
  • Haben Sie offene Fragen?
  • Versuchen Sie diese Wissenslücken zu füllen (Hausarzt; erhaltenes Informationsmaterial; Internet: z. B. in unserem Wissenbereich)

Ziehen Sie Konsequenzen:

  • Wenn Sie mit dem Gespräch zufrieden waren, so kann alles bleiben wie es ist. Teilen Sie dem Arzt – z. B. beim nächsten Termin – mit, dass Sie sehr zufrieden mit dem Gespräch waren.
  • Bringen Sie bei erneuter Termin-Absprache mit der Klinik ihren Wunsch zum Ausdruck wieder einen Termin beim gleichen Arzt zu bekommen.
  • Wenn Sie offene Fragen haben, wenn Sie mit dem Verlauf des Gespräches unzufrieden waren, haben Sie mehrere Möglichkeiten:
    • Organisieren Sie einen zweiten Termin beim Arzt.
    • Holen Sie sich eine Zweit-Meinung ein.
    • Wechseln Sie den Arzt bzw. bitten Sie bei der Terminabsprache mit der Klinik darum, dass Sie einen anderen Arzt möchten.

Entscheidung über die weitere Therapie treffen

  • Um welche Entscheidung geht es?
    • Welche Möglichkeiten haben Sie?
    • Wer kann Sie unterstützen?
    • Was benötigen Sie für die Entscheidung?
    • Was fehlt Ihnen noch für die Entscheidung?Auf der Seite www.gesundheitsinformationen.de gibt es eine Entscheidungshilfe zum ausfüllen. Diese ersetzt keine professionelle Beratung, sondern dient lediglich der Vor- und Nachbereitung eines Arzt-Patienten-Gespräches.

Informationen/Hilfsmittel von anderen Anbietern

  • BAG Selbsthilfe: Erklärfilm „Arztgespräche informiert und vorbereitet führen“ (2024)
  • Kassenärztliche Bundesvereinigung: Arzt-Patienten-Kommunikation (Website mit weiterführenden Links.)
  • Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Patientinnen und Patienten, Bundesministerium für Gesundheit, Bundesministerium der Jusitz und Verbraucherschutz (Hrsg.): Ratgeber für Patientenrechte. Informiert und selbstbestimmt. (Infomaterial)
  • Deutsche Krebshilfe (Hrsg.): Patienten und Ärzte als Partner. Die blauen Ratgeber (Nr 43), Website und als PDF
  • Auf der Seite www.gesundheitsinformationen.de gibt es eine Entscheidungshilfe zum ausfüllen. Diese ersetzt keine professionelle Beratung, sondern dient lediglich der Vor- und Nachbereitung eines Arzt-Patienten-Gespräches.


Autor: Harald | Letzte Aktualisierung: 18.01.2024 von Harald W-Nummer: 447426

Folgendes Infomaterial kann über die Bundesgeschäftsstelle bestellt werden.

Unsere Merkblätter:

Broschüre: Ratgeber für Patientenrechte. Informiert und selbstbestimmt. (Infomaterial)

Bestellung (kostenfrei):


Autor: Harald | Letzte Aktualisierung: 18.01.2024 von Harald W-Nummer: 447426

Weiterführende Links:


Autor: Harald | Letzte Aktualisierung: 18.01.2024 von Harald W-Nummer: 447426

Sie möchten uns finanziell unterstützen?
Bundesverband Schilddrüsenkrebs – Ohne Schilddrüse leben e.V.
GLS Gemeinschaftsbank eG|IBAN: DE52 4306 0967 4007 2148 00|BIC: GENODEM1GLS

Spenden mit einem Klick