BMJ-Artikel: Schilddrüsenkrebs zu häufig operiert ?
- Dieses Thema hat 1 Antwort und 2 Teilnehmer, und wurde zuletzt aktualisiert 30.08.2013 - 20:39 von Harald.
BMJ-Artikel: Schilddrüsenkrebs zu häufig operiert ?
Thyroid cancer: zealous imaging has increased detection and treatment of low risk tumours
=
Schilddrüsenkrebs: eifrige Bildgebung erhöht die Erkennung und die Behandlung von Tumoren mit geringem Risiko
Hallo,
habt ihr in Deutschland von dieser neuen Studie der Mayo-Klinik, Mittwoch im British Medical Journal veröffentlicht, gehört?
Der englische Original-Artikel:
Juan P Brito, John C Morris, professor, Victor M Montori, professor:
Thyroid cancer: zealous imaging has increased detection and treatment of low risk tumours
in BMJ 2013;347:f4706 (Published 27 August 2013)
http://dx.doi.org/10.1136/bmj.f4706
Kommentar zu diesem Artikel auf deutsch (mit Interview von M. Luster) :
http://www.medscapemedizin.de/artikel/4901404
Hier in Frankreich hat dies in den letzten Tagen jede Menge Pressemeldungen verursacht, teils ziemlich gross aufgemacht (und ein bisschen zu simplistisch) … beim Lesen mancher Artikel bekommt man den Eindruck, SD-Krebs wäre ganz allgemeinen „total harmlos“, was man ja so nicht sagen kann …
Mindestens 15 Artikel in 2 Tagen, heute wurde ich schon vom frz Radio zum Thema interviewt … (auf deutsch habe ich aber nur den einen oben zitierten Artikel gefunden, anscheinend schlägt das bei euch nicht so hohe Wellen?)
Dass man insgesamt zuviel operiert, grade in Deutschland, schon beim leisesten Krebs-VERDACHT, ist die eine Sache, das muss man sicher verbessern … und dass man keine weitreichende Früherkennungskampagnen für Knoten starten sollte (weil man sonst Knoten bei fast jedem 3. Menschen ab 40/50 finden würde), ist auch klar … aber zu argumentieren, „kleine Krebse braucht man nicht operieren, weil die meisten harmlos sind und die Leute daran nicht sterben werden“ (ein bisschen vereinfacht ausgedrückt), ist sicher auch nicht die richtige Lösung … es gibt kleine, aber schon sehr bösartige Krebse, und grosse, die stillhalten … die Schwierigkeit besteht darin, sie zu unterscheiden (und hier ist weitere Forschung notwendig, z.B. Suche nach Mutationen bei der Feinnadelpunktion … existiert schon, muss aber weiterentwickelt werden und die Kosten müssen sinken …)
„Watch und Wait“ ist sicher eine Alternative in bestimmten Fällen (ähnlich geht man inzwischen ja z.B. auch bei Prostata-Krebs vor) – und SD-Krebs ist ja glücklicherweise fast immer sehr langsam, so dass man sich durchaus einige Monate Zeit geben kann und erstmal beobachten, ob ein Knoten wächst/sich verändert oder nicht – aber wichtig ist auf jeden Fall, dass man die Patienten nicht aus den Augen verliert …
Am wichtigsten ist der Dialog zwischen Patient und Arzt … man muss genau erklârt bekommen, warum dies oder jenes getan – oder nicht getan – wird …
Liebe Grüsse an alle !
Beate
Mitglied im Forum seit 1999. Gründerin des französischen Schwester-Forums und -Vereins "Vivre sans Thyroïde" (seit 2000): www.forum-thyroide.net
Antwort auf: BMJ-Artikel: Schilddrüsenkrebs zu häufig operiert ?
Hallo Beate,
ja es gab ein paar Artikel auch in der Presse (Ärzteblatt, Tagesspiegel), also nicht übermäßig.
Interessanter als die retrospective Auswertung der Mayo-Klinik fand ich:
Kommentar in JAMA:
Krebs ist nicht gleich Krebs – Sinn von Früherkennung?.
in Jama ist auch eine Studie zum „einfacheren Einsatz“ des Ultraschalls erschienen:
Rebecca Smith-Bindman
Risk of Thyroid Cancer Based on Thyroid Ultrasound Imaging Characteristics
in: JAMA Intern Med. Published online August 26, 2013. doi:10.1001/jamainternmed.2013.924
Auf deutsch findet sich dazu ein Artikel im Ärzteblatt (27.8.2013):
Schilddrüsenkrebs: Studie fordert striktere Ultraschallkriterien
Da wird gefordert, dass nicht jeder Knoten gleich punktiert werden soll, was an der derzeitigen deutschen Realität völlig vorbei geht, da vielfach nicht punktiert sondern gleich operiert wird:
FAQ: Schilddrüsenoperationen im internationalen Vergleich mit Presseerklärung der DGE vom März dieses Jahres.
siehe auch:
Studie: Papilläre Mikrokarzinome in Japan nur beobachtet.
Viele Grüße
Harald
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