TSH: Konventioneller Ref.-Bereich nicht anwendbar
- Dieses Thema hat 5 Antworten und 4 Teilnehmer, und wurde zuletzt aktualisiert 07.09.2017 - 09:47 von LeeRoy.
TSH: Konventioneller Ref.-Bereich nicht anwendbar
Hallo zusammen,
es fällt ja immer häufiger ins Auge, dass der TSH-Wert bei vielen Patienten ohne SD, unter Substitutionstherapie geringer ausfällt, als bei vergleichbaren Probanden mit SD.
Auf der Internetseite „Internisten im Netz“ werden hierzu auch zwei verschiedene Referenzbereiche genannt. So gilt hier im Allgemeinen für Patienten mit SD, TSH: 0,4 – 2,5 mU/l und für Patienten ohne SD, unter Substitutionstherapie, TSH: 0,3 – 1,0 mU/l , siehe…
http://www.internisten-im-netz.de/de_thyreoidea-stimulierendes-hormon_1389.html
Aber das kommt einem Offenbarungseid gleich. Denn galt bisher der TSH als absoluter Goldstandard, so wird er nun doch sehr stark relativiert. Und damit wird auch die Spekulation wieder angeheizt. So, würde mich doch sehr interessieren auf welcher Datenbasis denn der neue Referenzbereich für Ektomierte zustande gekommen ist? Und ob man sich nun sicher sein kann? Oder ob sich der Referenzbereich morgen schon wieder verändern kann?
Schöne Grüße, LeeRoy
Antwort auf: TSH: Konventioneller Ref.-Bereich nicht anwendbar
Hallo,
also diese verlinkte Seite http://www.internisten-im-netz.de/de_thyreoidea-stimulierendes-hormon_1389.html hat für mein Verständnis zwei große Mängel:
- Es wird kein Datum und kein Autor der Seite genannt
- es werden keine Quellen genannt
Zum Referenzwert bzw. Zielwert beim TSH:
Es muss unterschieden werden zwischen dem Referenzwert von Patienten mit gesunder Schilddrüse.
siehe FAQ: TSH-Wert – Normwert, Referenzwert und Befinden.
Für Menschen ohne Schilddrüse gibt es Zielwerte, je nach dem was für eine Krankheit zugrunde liegt, und was man erreichen möchte.
siehe FAQ: TSH-Unterdrückung nach Schilddrüsenkrebs.
Bei Menschen, die wegen einer benignen Schilddrüsenerkrankung keine Schilddrüse mehr haben, werden manchmal von Studien und Leitlinien Zielwerte genannt im unteren Referenzbereich, um ein Rezidiv – erneute Struma, erneute Knotenbildung – zu vermeiden.
Die Evidenz ist allerdings nicht besonders gut, so ein Review zur Knoten Struma:
About half the studies examined conclude that postoperative TSH suppression is effective in reducing recurrences, while the other half state that it is not.
Meine Übersetzung:
Ungefähr die Hälfte der Studien konnte zeigen, dass eine postoperative TSH Unterdrückung bei der Verhinderung eines Rezidivs effektiv ist, während die andere Hälfte der Studien zeigen konnte, dass dies nicht der Fall ist.
(Quelle: Molan 2008)
Die AWMF-Leitlinie zur Schilddrüsenoperation (benigne) 2015 empfiehlt:
2.8.5. Postoperative Rezidivprophylaxe und Schilddrüsenhormonsubstitution
(…)
…,wobei ein TSH-Zielwert im mittleren Normbereich anzustreben ist.
Bei Menschen, die eine Schilddrüsenunterfunktion und eine (Rest-) Schilddrüse haben (z.B. wg Hashimoto), wird meist nur von alters-spezifischen Referenzwerten gesprochen; siehe ATA-Leitlinie: Behandlung Schilddrüsenunterfunktion (2014)
und FAQ: Schilddrüsenhormon-Substitution – Wohlfühldosis?.
Viele Grüße
Harald
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Antwort auf: TSH: Konventioneller Ref.-Bereich nicht anwendbar
Naja, die Frage muss aber auch lauten: Welche Studien gibt es die es rechtfertigen wenn man den Referenzbereich für TSH bei „normalen“ Menschen auf Menschen ohne Schilddrüse überträgt?
Antwort auf: TSH: Konventioneller Ref.-Bereich nicht anwendbar
Richtig. Patienten mit und ohne SD sind nicht vergleichbar. Das fängt schon damit an, dass viele ohne SD nicht über einen T3-Anteil, wie er bei jenen mit SD aus der Schilddrüse kommt verfügen, wenn sie nur Monotherapie machen und sich diese T3 Menge zusätzlich herstellen müssen, was wiederum ein Mehr an T4 erfordert.
Aber ich glaube, so wie ich Harald verstanden habe, der Referenzbereich soll auch garnicht zur unmittelbaren „Anwendung“ dienen. Sondern er ist nur der Maßstab, die Messlatte, aber nicht das vorgeschlagene Maß. Das Maß wird durch den Zielbereich verkörpert.
Insofern ist es vermutlich eher falsch zu sagen: Ojeoje, der Wert X liegt ja unter der Referenzbereichsuntergrenze. Sondern diese Feststellung müsste vollkommen ohne Beurteilung lediglich die Orientierung liefern, wo man sich befindet. Und dann müsste man in einem zweiten Satz die Wertung machen, indem man sagt, das liegt innerhalb bzw. außerhalb des Zielbereichs. Also die Lokalisation des Wertes in einem größeren Zusammenhang (Normalverteilung) und die endgültige Bewertung sind zwei verschiedene Dinge, oder?
Antwort auf: TSH: Konventioneller Ref.-Bereich nicht anwendbar
Mir erscheint deine Annahme logisch.
Ist es nicht auch in der Leitlinie so angegeben, dass ein niedrigerer Zielwert gilt? Bzw. mein Chirurg hat das glaub ich so beschrieben, ich bin mir aber nicht mehr sicher.
Jedenfalls… die meisten Ärzte wissen nichts von diesem niedrigeren Ansetzen… und egal, wen ich frage, man bekommt IMMER eine andere Antwort von den ExpertInnen!
Antwort auf: TSH: Konventioneller Ref.-Bereich nicht anwendbar
Worüber man auch nicht spricht, dass es individuelle Unterschiede bei den Patienten gibt. Ein TSH läßt den Einen durch die Decke gehen und derselbe Wert wirkt bei anderen, wie eine Schlaftablette.
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