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Gewichtszunahme durch Schilddrüsenhormone?

Gewichtszunahme durch Schilddrüsenhormone?

Titelbild der Broschüre: Mit Schilddrüsenhormonen leben!

Die ist die aktuelle Versionen der Exkursion Gewichtszunahme durch Schilddrüsenhormone? aus unserer Broschüre:

Mit Schilddrüsenhormonen leben!
Ein Ratgeber, was bei der Einnahme von Schilddrüsenhormonen zu beachten ist.

(Inhaltsverzeichnis)

Diese Broschüre sowie anderes Infomaterial ist auch kostenfrei über die Geschäftsstelle zu beziehen.

Alle Kapitel und mehr Informationen können über das Inhaltsverzeichnis gelesen werden.

Der Text erschien auch in unserem www.sd-krebs.de – Offline – Inhalt (Übersichten), Dezember 2015, Nr. 15, erschienen.

Fehlende Schilddrüsenhormone ersetzen = Substitution

Schilddrüsenerkrankungen und Körpergewicht

Gewichtszunahme ist normalerweise ein (mögliches) Symptom einer Schilddrüsen­unterfunktion, während bei nicht behandelter Schilddrüsen­überfunktion oftmals Gewichtsverlust zu beobachten ist. Eine (leichte) Schilddrüsen­überfunktion durch die Einnahme von Schilddrüsen­hormonen führt jedoch nicht automatisch zu einer Gewichtsabnahme.

Schilddrüsenhormonpräparate (L-T4) und Gewichtszunahme

Frau, die eine kleine weiße Tablette mit einem Glaswaser einnimmt.

Es gibt Betroffene, die unter einer L-T4-Therapie zum Teil deutlich zunehmen. Selbst manche Schilddrüsen­krebspatient*innen nehmen trotz der TSH-Unterdrückung (gewollte leichte Schilddrüsen­überfunktion) an Gewicht zu, während andere Schilddrüsen­krebspatient*innen unter der TSH-Unterdrückung Mühe haben ihr Gewicht zu halten (Jonklaas 2011 und Weinreb 2011).

Warum manche Betroffene unter L-T4 zunehmen und andere nicht, kann bislang nur vermutet werden. Zum einen wird vermutet, dass es durch das L-T4 sowohl zu einem gesteigerten Appetit als auch zu einer gesteigerten Lipogenese kommt. In der Studie von Samuels (2016) konnte zudem gezeigt werden, dass der Grundumsatz unter einer L-T4-Substitution geringer ist und der geringere Energieverbrauch in Ruhe direkt mit den niedrigen fT3-Werten korreliert.

In einer Metaanalyse doppelt-verblindeter Studien, in denen eine reine L-T4-Therapie mit einer Kombinationstherapie mit L-T3 verglichen wurde, zeigte sich eine Präferenz der Patient*innen für die Kombinationstherapie: 48 % gegenüber 28 % für die reine L-T4-Substitution. Es wurde vermutet, dass diese Präferenz eventuell mit einer Gewichtsveränderung zusammenhängen könnte. In den Studien, in denen nach der Gewichtsveränderung gefragt wurde, wurde jedoch keine Gewichtsveränderung festgestellt (2012 ETA Guidelines).

Eine Steigerung der L-T4-Substitution zur Gewichtsreduktion wird ausdrücklich nicht empfohlen. Es gibt auch Erfahrungsberichte von Schilddrüsen­krebspatient*innen, die, wenn die TSH-Unterdrückung gelockert wurde und weniger mit L-T4 substituiert wurde, wieder leichter an Gewicht abgenommen haben.

Broschüre: Mit Schilddrüsenhormonen leben! – Inhaltsverzeichnis


Autor: Harald | Arbeitsgruppe: Arbeitsgruppe Schilddrüsenhormonsubstitution | Letzte Aktualisierung: 27.11.2023 von Harald W-Nummer: 431593


Titelbild der Broschüre: Mit Schilddrüsenhormonen leben!
Titelbild unserer Broschüre: Mit Schilddrüsenhormonen leben!

Alle Kapitel unserer Broschüre erreicht man über das Inhaltsverzeichnis

Broschüre:
Mit Schilddrüsenhormonen leben!
Ein Ratgeber, was bei der Einnahme von Schilddrüsenhormonen zu beachten ist.

Unserer Infomaterialien sind kostenfrei bestellbar.


Alle Kapitel und mehr Informationen können über das Inhaltsverzeichnis gelesen werden.

Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung

2. Funktion der Schilddrüse

3. Einnahme von Schilddrüsenhormonpräparaten

3.1 Welche Schilddrüsenhormonpräparate gibt es?

3.2 Schilddrüsenhormoneinstellung und Blutwerte

3.3 Beschwerden einer Über- oder Unterdosierung

3.4. Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und Nahrungsmitteln

4. Individualisierte TSH-Unterdrückung beim differenzierten Schilddrüsenkrebs

5. Quellen

6. Verzeichnisse

7. Glossar

8. Selbsthilfe-Adressen

9. Broschüren/Infomaterial (Bestellformular)

Unserer Infomaterialien sind kostenfrei bestellbar.


Autor: Harald | Arbeitsgruppe: Arbeitsgruppe Schilddrüsenhormonsubstitution | Letzte Aktualisierung: 27.11.2023 von Harald W-Nummer: 431593

Gewicht und Schilddrüsenhormone

Es ist allgemein bekannt, dass Menschen in einer Schilddrüsenunterfunktion an Gewicht zu nehmen, und Menschen in einer Schilddrüsen­überfunktion abnehmen.
Dieses Wissen beruht auf Menschen, die eine Schilddrüse haben, aber deren Schilddrüse nicht mehr richtig funktioniert.
Es konnte auch in Studien in der allgemeinen Bevölkerung (also mit Schilddrüse) gezeigt werden, dass schon geringe Erhöhungen des TSH-Werts langfristig zu einer Gewichtszunahme führten. Wobei der Body-Mass-Index (BMI) sich umgekehrt zu dem fT4-Wert verhielt:


  • hoher BMI = niedriger fT4-Wert
  • kleiner BMI = hoher fT4-Wert

Zwischen fT3-Wert und BMI bestand kein Zusammenhang
(Nils Knudsen et.al.: Small Differences in Thyroid Function May Be Important for Body Mass Index and the Occurrence of Obesity in the Population. J Clin Endocrinol Metab. 90: 4019–4024, 2005)

Der Zusammenhang von Schilddrüsenhormone und Gewicht läuft vor allem über die Wärmeproduktion. Schilddrüsenhormone sind unter anderem auch für die Wärmeproduktion des Körpers zuständig.

Befindet sich der Körper in Ruhe (so genannter Grundumsatz) machen Schilddrüsenhormone ca. 30% der Wärmeproduktion aus.

Kommt es zu einer Schilddrüsenfehlfunktion, so verändert sich auch der Grundumsatz:

Während bei einer schon leichten Schilddrüsenunterfunktion langfristig eine Gewichtszunahme zu beobachten ist, führt eine leichte Schilddrüsenüberfunktion nicht so leicht zur Gewichtsabnahme.

Eng damit zusammen hängt auch, dass Schilddrüsenhormone für einen gesteigerten Appetit sorgen, es wird so normaler Weise verhindert, dass man durch die gesteigerte Wärmeproduktion an Gewicht verliert.
(Oppenheimer, J.H.; Schwartz, H.L.; Lane, J.T.; Thompson, M.P.: Functional relationship of thyroid hormone-induced lipogenesis, lipolysis, and thermogenesis in the rat. J Clin Invest.87: 125–132, 1991 Articel auf pubmed)
[Anmerkung Harald: Diese Studie wurde an Ratten mit T3 durchgeführt.]

Dieser Appetit steigender Effekt ist jedoch noch weitgehend unbekannt. Es wird vermutet, „dass Schilddrüsenhormone über Serotonin- und/oder Dopamin-abhängige Wege im Hypothalamus den Appetit und damit die Nahrungsaufnahme kontrollieren.“ (K.-M. Derwahl 2006; S.28)

Referenz-Bereiche von Schilddrüsenwerten und individuelle Wohlfühldosis

Es gibt zwar Labor-Referenz-Bereiche von Schilddrüsenwerten, innerhalb dieses Bereiches gibt es von Individuum zu Individuum jedoch große Unterschiede des Wohlfühlens, während sich die einen an der Untergrenze Wohlfühlen, fühlen anderen sich eher an der Obergrenze wohl (individuelle Wohlfühldosis).

Prof. Derwahl kommt daher zum Schluss, dass diese intra- bzw. interindividuellen Schwankungen von Schilddrüsenwerten es notwendig machen, für jeden Patienten „individuell Zielbereiche innerhalb des Referenzbereichs für die Schilddrüsenparameter zu definieren“. Der TSH-Wert in der Schilddrüsensubstitutionstherapie kann dabei z.B. nur ein Anhaltspunkt sein. „Die Festlegung der Zielwerte innerhalb des Referenzwertes für den einzelnen Patienten sollte unter dem Gesichtspunkt des physischen und psychischen Wohlbefindens erfolgen.“ (K.-M. Derwahl 2006; S.31f)

Derwahl sieht dabei folgende Probleme:

  • es ist nicht bekannt, wie der Schilddrüsenstoffwechsel (individueller Normwert) vor der Erkrankung war.
  • Patienten, die zuvor an einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) litten, haben sich zuvor an diese Überfunktion angepasst, in dem sie verstärkt Nahrung aufgenommen haben, nach einer Therapie, muss nun bei normalem Schilddrüsenstoffwechsel (Euthyreose) die Ernährung wieder umgestellt/angepasst werden.
  • Problem, dass die Hormoneinstellung Geduld braucht, keine zu schnelle Steigerung der Dosis.
  • Patienten nehmen bei Steigerung der Schilddrüsenhormondosis zu. Diese Gewichtszunahme wird darauf zurückgeführt, dass Schilddrüsenhormone eine den Appetit steigernde Wirkung haben und auch die Lipogenese steigert (erwiesen über Tierexperimente; siehe Oppenheimer 1991). Derwahl empfiehlt daher bei Gewichtsproblemen nicht die Schilddrüsenhormon-Dosis zu steigern, sonder auf die Nahrungsaufnahme zu achten.

Quelle: K.-M. Derwahl: Schilddrüse und Adipositas: Gibt es einen Zusammenhang zwischen einer subklinischen Hypothyreose und Übergewicht?; in: K.-M. Derwahl (Hrsg): Schilddrüse und Stoffwechsel: Diabetes mellitus – Adipositas – Knochenstoffwechsel. Berlin 2006

Studien

Achtung dies ist nur eine Auswahl von Studien. Um evidenzbasierte Aussagen machen zu können, ist es notwendig die Literatur-Datenbanken systematisch zu durchsuchen und in Evidenz-Tabellen auszuwerten. In hochwertigen Leitlinien wird dies gemacht, darum verweisen wir in erster Linie auf Leitlinien und nicht auf einzelne Studien.



Autor: Harald | Arbeitsgruppe: Arbeitsgruppe Schilddrüsenhormonsubstitution | Letzte Aktualisierung: 27.11.2023 von Harald W-Nummer: 431593

Für Fragen zum Gewicht und Schilddüsenhormone haben wir ein eigenes Forum:

Andere Betroffene findet man in der Forums-Gruppe:


Autor: Harald | Arbeitsgruppe: Arbeitsgruppe Schilddrüsenhormonsubstitution | Letzte Aktualisierung: 27.11.2023 von Harald W-Nummer: 431593

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