FAQ-Hilfe: Redifferenzierung (Überblick)
- Dieses Thema hat 2 Antworten und 3 Teilnehmer, und wurde zuletzt aktualisiert 07.06.2022 - 09:04 von
Geronimo1997.
FAQ-Hilfe: Redifferenzierung (Überblick)
Update: 17.10.2020
FAQ-Hilfe: Redifferenzierung (Überblick)
Für wen ist dieser Beitrag von Interesse?
Betroffene mit dem differenzierten Schilddrüsenkrebs, deren Zelle bereits soweit entdifferenziert sind, dass sie das (radiioaktive) Iod bei der Radioiodtherapie nicht mehr so gut aufnehmen.
siehe auch:Einfach erklärt:
Kap. 3.2. Schilddrüsenkrebs unserer Broschüre:
Knoten der Schilddrüse und ihre Behandlung
Beobachten oder behandeln/operieren?siehe auch:
- Was kann man tun, wenn die Radioiodtherapie versagt?
- Definition: Radioiod-refraktäres Schilddrüsenkarzinom (RR-DTC)
Forums-Gruppen:
- Wirkmechanismus und Ziele
- Zulassungen
- Nutzenbewertung
- Leitlinien
- Studien (Publizierte Ergebnisse)
- Laufende Studien
- Erfarhungsberichte und Nebenwirkungen
- (witere) Quellen
Hallo,
- Es gibt verschiedene Ansätze, um wenig-differenzierte Schilddrüsenkarzinome bzw. differenzierte Schilddrüsenkarzinome, die nur wenig Iod aufnehmen, zu redifferenzieren (siehe Glossar differenziert), so dass die Krebszellen wieder Jod aufnehmen, und somit einer Radiojodtherapie zugänglich sind.
Es gibt dabei mehrere Substanzen, mit denen man versucht eine Reddifferenzierung zu erreichen, relativ neu sind dabei Studien mit zwei Tyrosinkinase-Inhibitoren (Dabrafenib und Selumetinib).
Interessant in diesem Zusammenhang ist auch ein neuer Ansatz in der Krebstherapie (Die Arbeitsgruppe von Frau PD Dr. Christine Spitzweg an der Medizinische Klinik II – Campus Großhadern, Klinikum der Universität München erforscht hier wie der Jodtransporter der Schilddrüse ((Natrium-Jodid-Symporter = NIS) gezielt in Tumore gebracht werden kann. Mit Hilfe spezieller Stammzellen wurde NIS in Prostata- und Leberkrebszellen von Mäusen gebracht.
Die Wilhelm-Sander-Stifung unterstützt hier dieses Forschungsprojekt mit 250.000 Euro (siehe Pressemitteilung auf idw, 14.11.2008)
Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch, dass man einen möglichen Erfolg einer Redifferenzierung nicht dadurch behindert, dass man mit Aprikosenkernen (Amygdalin, Laetrile, Vitamin B17 etc.), die Jod Aufnahme womöglich verhindert.
(siehe ausführlicher FAQ-Warnung zu Aprikosenkerne – Amygdalin, Laetrile, Vitamin B17 etc.)
- Es gibt noch keine Zulassung. Eine Redifferenzierung sollte möglichst im Rahmen von Studien stattfinden, und mindestens in das Bundesweites Register für seltene Tumore der Schilddrüse Eingang finden, wenn ein individueller Heilversuch gemacht wird.
- Da keine Zulassung gibt es auch keine unabhängige Nutzenbwertung.
Allgemein wird festgestellt, dass der klinische Nutzen einer Iod-Aufnahme für dir Patient*innen nicht bekannt ist und es dafür weitere Studien bedarf.
- In den Leitlinien wird die Redifferenzierung nur im Rahmen von Studien erwähnt.
Studien (Publizierte Ergebnisse)
- Studie: Redifferenzierung mit Dabrafenib (Rothenberg 2015).
- Selumetinib:
- Studie: Redifferenzierung mit Selumetinib (Ho 2013)
- die folge ASTRA-Studie zu Selumetinib (Phase-III-Studie) wurde abgebrochen, da der primäre Endpunkt (Hauptziel) der Studie nicht erreicht worden ist https://www.sd-krebs.de/phpBB2/viewtopic.php?p=166358#166358 (von Hector).
- laufende Studie: Selumetinib vs Placebo u. Radioiodtherapie Studienorte nur in den USA (NCT02393690)
- Isotretinoin (= 13-cis-Retinsäure = Roaccutan® = ein natürliches Stoffwechselprodukt der Hormonvorstufe des Vitamin A)
- Rosiglitazone (Medikament, das auch zur Behandlung von Diabetes eingesetzt wird) – hier laufen Studien ] in München an der Ludwig-Maximilians-Universität – Medizinische Klinik – Innenstadt (Prof. Gärtner).
Auf dem ETA-Kongress 2008 hat hier Prof. Gärtner eine Studie an 13 Patienten vorgestellt. Bei 7 Patienten soll sich die Jod-Aufnahme verbessert haben. Es sollen keine Nebenwirkungen durch Rosiglitazone aufgetreten sein, außer einem leichten Ödem (Wassereinlagerung) bei einem Patienten
(Quelle: Hormones 2008;7 Suppl1; 46/7; P016).
Update 25.6.2010:
siehe im Forum auch: Rosiglitazone (Redifferenzierung Schilddrüsenkrebs).
Auch wenn keine Redifferenzierung erreicht wird, so glaubt man feststellen zu können, dass das Wachstum der Metastasen verlangsamt ist. Aussagekräftige Studien hierzu fehlen allerdings noch.Rosiglitazone ist seit 2010 nicht mehr im Handel („Verkerhsfähigkeit ruht“), weil das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Vergleich zum Nutzen sehr hoch ist..
- Pioglitazon (gleichfalls ein Medikament, das auch zur Behandlung von Diabetes eingesetzt wird) – hier laufen Studien an der Uniklinik Essen:
Rosenbaum-Krumme, SJ et.al.:
Pioglitazone therapy in progressive differentiated thyroid carcinoma.
in: Nuklearmedizin. 2012;51(4):111-5. doi: 10.3413/Nukmed-0474-12-01
Abstract auf PubMed
Es wurde nur fünf Patienten mit Pioglitazon behandelt.Schlussfolgerung der Autoren: Pioglitazon zeigt einige positive Effekte, aber zeigt nicht die Effekte wie bei Rosiglitazone (siehe oben).
Nebenwirkungen von Pioglitazon wurden nicht beobachtet. - Simvastatin (ist ein HMG-CoA-Reduktasehemmer und gehört zur Gruppe der Statine)- an der Nuklearmedizinischen Klinik der Universität Wien wurde von der Gruppe um Prof. Sinzinger und Staudenherz hiermit eine Patientin behandelt.
Ein Fallbericht wurde in der Zeitschrift Nuklearmedizin 3/2006, N28-N30 veröffentlicht.
Keines der Medikamente hat bislang eine Zulassung für die Redifferenzierung.
Die Erfolge zeigen sich nur bei einem Teil der Patienten, da die Nebenwirkungen von Isotretinoin und Rosiglitazone relativ harmlos sein sollen (von Simvastatin weiß ich es nicht), wird es von einigen Nuklearmedizinern zumindest als mögliche Behandlungsversuche in Betracht gezogen.
- NCT01947023 läuft noch; rekrutiert jedoch nicht mehr (17.09.2020):
Dabrafenib and Lapatinib in Treating Patients With Refractory Thyroid Cancer That Cannot Be Removed by Surgery - NCT03244956
Efficacy of MEK (Trametinib) and BRAFV600E (Dabrafenib) Inhibitors With Radioactive Iodine (RAI) for the Treatment of Refractory Metastatic Differentiated Thyroid Cancer (MERAIODE)
Trametinib und Dabrafenib (Stand Februar 2020; rekrutiert die Studie noch; Studienort ist Gustave Roussy, Paris)
Wenn die Behandlung nicht in einer Studie erfolgt, gibt es nur die Möglichkeit des Off-Label-Use
(siehe z.B.: FAQ zu Isotretinoin ).
Beim Tyrosinkinase-Inhibitor Dabrafenib ist theoretisch auch eine Anwendung im Off-Label-Use möglich.
Allgemein empfiehlt es sich bei diesen Therapieversuchen, sich damit in ein Zentrum zu begeben.
(siehe FAQ: Zentren für den nicht-jod speichernden Schilddrüsenkrebs) und im Kontakt mit dem Bundesweiten Register für seltene Tumore der Schilddrüse ist.
Erfarhungsberichte und Nebenwirkungen
- Forums-Gruppe: Redifferenzierung mit Retinsäure,Rosiglitazone, TKI, …
- SD-Krebs Lungenmetastasen – Redifferenzierung mit Dabrafenib
Viele Grüße
Harald
zurück zu:
- Sinn und Zweck – Einführungsseite
- FAQ – Hilfe
- FAQ: Schilddrüsenkrebs – wenig-differenziert
- FAQ: Was kann man tun, wenn die Radioiodtherapie versagt?
- Forums-Gruppe: Redifferenzierung mit Retinsäure,Rosiglitazone, TKI, …
.
Als Verein sind wir stärker:
Fördermitglied oder aktives Vereinsmitglied werden
Antwort auf: FAQ-Hilfe: Redifferenzierung (Überblick)
Hallo,
Bei der o.g. Studie MERAIODE mit Trametinib und Dabrafenib gab es Ende März eine Zwischenauswertung mit positiven Ergebnissen (21 Patienten nach 6-monatiger Therapie). Diese wurden auf der ENDO 2021 Konferenz präsentiert, mit folgendem Fazit:
„The association of dabrafenib and trametinib in BRAFV600E mutated patients is effective for restoring RAI uptake and is followed by a tumor control in 90% of patients and by tumor response in 38% with limited adverse events.“
https://www.abstractsonline.com/pp8/#!/9188/presentation/3044
(wegen der Raute kriege ich den Link nicht vernünftig eingefügt,sorry – einfach direkt in den Browser kopieren)
@Harald: Ich habe keinen eigenen Forumsbeitrag zu der Studie gefunden, deswegen erstmal hier unkommentiert eingefügt, um es nicht aus den Augen zu verlieren.
Grüße,
Hector
Antwort auf: FAQ-Hilfe: Redifferenzierung (Überblick)
Hallo,
Bei der o.g. Studie MERAIODE mit Trametinib und Dabrafenib gab es Ende März eine Zwischenauswertung mit positiven Ergebnissen (21 Patienten nach 6-monatiger Therapie). Diese wurden auf der ENDO 2021 Konferenz präsentiert, mit folgendem Fazit:
„The association of dabrafenib and trametinib in BRAFV600E mutated patients is <u>effective for restoring RAI uptake</u> and is followed by a <u>tumor control in 90% of patients and by tumor response in 38%</u> with limited adverse events.“
https://www.abstractsonline.com/pp8/#!/9188/presentation/3044
(wegen der Raute kriege ich den Link nicht vernünftig eingefügt,sorry – einfach direkt in den Browser kopieren)
@Harald: Ich habe keinen eigenen Forumsbeitrag zu der Studie gefunden, deswegen erstmal hier unkommentiert eingefügt, um es nicht aus den Augen zu verlieren.Grüße,
Hector
welche Nebenwirkungen traten auf? Und wie viele haben insgesamt teilgenommen?
Geburtstage
Ein*e Nutzer*in hat heute Geburtstag
In den nächsten Tagen haben 6 Nutzer*innen Geburtstag
Zur Zeit aktiv
Insgesamt sind 36 Benutzer*innen online: 1 Nutzer*innen und 35 Gäste.