Calcitonin(Ctn)(Synonyme: Kalzitonin, Calcitonium)
Die deutsche Schreibweise ist Kalzitonin, jedoch wird auch im deutschen meist die englische Schreibweise Calcitonin und die Abkürzung Ctn benutzt. Calcitonin ist ein Hormon, das von den C-Zellen der Schilddüse ins Blut abgegeben wird und eine Calcium-senkende Wirkung hat; Calcitonin und das Parathormon der Nebenschilddrüsen regulieren den Calcium- und Phosphathaushalt.
Calcitonin ist der Tumormarker für das C-Zell-Karzinom (=medulläre Schilddrüsenkarzinom = MTC).
siehe auch:
- Wiki: Calcitonin (Ctn) – Tumormarker vor einer Schilddrüsenoperation
- Wiki: Medullärer Schilddrüsenkrebs
- Studie: Normaler Calcitonin nach Operation (Machens 2019)
- Nachsorgeheft - medullärer Schilddrüsenkrebs
- Wiki: Calcitonin (Ctn) und CEA in der Nachsorge des medullären Schilddrüsenkrebs
- FAQ: Biotin-Einnahme und Bestimmung von Schilddrüsenwerten
basaler Calcitonin(bCT, bCtn)(Synonyme: bCT, bCtn)
ist der Wert des Calcitonin im Blut, das ohne eine Stimulation durch Calcium (bzw. früher Pentagastrin) stimuliert wurde.
Procalcitonin(PCT, ProCtn)
wird in den C-Zellen als Vorläufer des Calcitonin (Ctn) hergestellt. Unter bestimmten Umständen wie beispielsweise Infektionen oder Operationen produzieren auch andere Zellen wie Leber- oder Fettzellen dieses Prohormon. In den weißen Blutkörperchen wird gleichfalls Procalcitonin produziert. Procalitoinin (PCT) steigt so früh bei bakteriellen Infektionen an (PCT 2-10 ng/ml; bei Blutvergiftungern über 10). Da Procalcitonin schnell ansteigt wird es zur Entscheidungsfindung, Anitbiotika einzusetzen oder nicht, benutzt.
Beim medullären Schilddrüsenkarzinom hängen sowohl Procalcitonin als auch Calcitonin mit der Größe des Tumors zusammen. Sind sowohl Procalcitonin als Calcitonin hoch liegt ein Tumor vor ; Quelle: Protokoll des C-Zell-Infotages 2019 siehe auch Überblicksartikel/Review von Codrich, M.; Biasotto, A.; D’Aurizio, F. Circulating Biomarkers of Thyroid Cancer: An Appraisal. J. Clin. Med. 2025, 14, 1582. https://doi.org/10.3390/jcm14051582
stimulierter Calcitonin(sCT, sCtn)
Wenn vor der Bestimmung des Calcitonin mit Calcium (bzw. früher Pentagistrin) die C-Zellen bzw. Krebszellen des C-Zell-Karzinom stimuliert wurden, Calcitonin zu produzieren, spricht man vom stimulierten Calcitonin. Heute werden stattdessen geschlechtsspezifische Grenzwerte für das basale Calcitonin benutzt, um den medullären Schilddrüsenkrebs (MTC) zu erkennen.
Active Surveillance(Synonyme: watchful waiting, Beobachten und Abwarten, Aktive Beobachtung)
versteht man eine engmaschige Beobachtung, hier einer Tumorerkrankung. Sie wird sowohl bei kleinen Tumoren des papillären Schilddrüsenkrebs (PTC) eingesetzt anstelle einer Schilddrüsenoperation (siehe Wiki: Beobachten und Abwarten (Active Surveillance) beim kleinen papillären Schilddrüsenkrebs – Übersicht) als auch bei langsam wachsenden fortgeschrittenen radioiod-refraktären Schilddrüsenkarzinomen (RR-DTC) als auch des medullären Schilddrüsenkarzinoms (MTC) - begleitet mit lokalen Behandlungen der Tumore - anstelle einer Nebenwirkungsreichen systemischen Therapie :
- PTMC und PTC <2cm: Wiki: Beobachten und Abwarten (Active Surveillance) beim kleinen papillären Schilddrüsenkrebs – Übersicht
- RR-DTC: siehe Kapitel C: Langzeit Nachsorge und Therapie des fortgeschrittenen Schilddrüsenkrebs in der Wiki: ATA-Leitlinie: Differenzierter Schilddrüsenkrebs (2015)
- MTC: Wiki: Calcitonin (Ctn) und CEA in der Nachsorge des medullären Schilddrüsenkrebs)
APUD-System(Synonym: APUD)
= Amine-content, Amine precursor-uptake, Amino decaboxylase. Zum APUD-Zellsystem gehören Zellen (u.a. die C-Zellen), die ihrem Ursprung nach zum Nervensystem gehören und Botenstoffe des Nervensystems oder Hormone (u.a. Calcitonin) ausschütten.
biochemisch unvollständiges Ansprechen der Therapie(BIR)(Synonyme: biochemisch inkomplettes Ansprechen, biochemical incomplete response)
Mit diesem Ausdruck wird eine Risikogruppe nach einer Krebstherapie beschrieben, bei der in der Bildgebung kein Tumor mehr zu finden ist, jedoch der Tumormarker (Thyreoglobulin beim DTC bzw. Calcitonin beim MTC) immer noch nachweisbar ist. Beim differenzierten Schilddrüsenkrebs siehe Wiki: Risikogruppen nach Operation und Radioiodtherapie und beim medullären Schilddrüsenkrebs Wiki: Calcitonin (Ctn) und CEA in der Nachsorge des medullären Schilddrüsenkrebs
- differenzierter Schilddrüsenkrebs: nach Schilddrüsenoperation und Radioiodtherapie ist in der Bildgebung (Ganzkörperszintigramm) kein Tumorgewebe mehr nachweisbar, der Thyreoglobulin-Wert ist jedoch:
- >=1ng/ml unter TSH-Unterdrückung,
oder - unter TSH-stimulation >= 10ng/ml
oder - steigende TAK-Werte; siehe Forenthema: ATA (2015): Risikogruppen beim differenzierten Schilddrüsenkrebs
- >=1ng/ml unter TSH-Unterdrückung,
- medullärer Schilddrüsenkrebs: nach einer Schilddrüsenoperation ist der basale Calcitonin (Ctn) größer als der Referenzbereich und <= 150 pg/ml, so geht man von einem biochemisch inkompletten Ansprechen der Therapie aus. Beim Ctn Werten unter 150 pg/ml ist die Tumormasse so gering, dass sie in der Regel in der Bildgebung nicht sichtbar ist.
Früher wurde auch der Begriff biochemical disease (biochemische Krankheit) benutzt, dieser Begriff führt jedoch oft zur Übertherapie, weil es sich nur um Laborwerte (= Surrogatparameter) handelt mit einem bestimmten Risiko für eine Erkrankung bzw. Rezidiv.
C-Zell-Hyperplasie(CCH)(Synonym: C-Cell Hyperplasia)
Bei der C-Zell-Hyperplasie (engl.: C-Cell Hyperplasia) ist die Anzahl der Calcitonin produzierenden C-Zellen in der Schilddrüse erhöht. Eine C-Zell-Hyperplasie kommt bei vielen anderen Schilddrüsenerkrankungen (z. B. Hashimoto-Thyreoiditis) vor, jedoch nur bei Menschen mit den sehr seltenen Mutationen im RET-Protoonkogen ist dies auch eine Vorstufe des familiären-medullären Schilddrüsenkrebs (MEN 2).
siehe Wiki: Medullärer Schilddrüsenkrebs sowie Wiki: Calcitonin (Ctn) – Tumormarker vor einer Schilddrüsenoperation
C-Zellen(Synonyme: Parafollicular cells, c cells)
sind parafollikuläre Zellen (engl. Parafollicular cells, C cells) verteilt über die ganze Schilddrüse und produzieren das Hormon Calcitonin, welches zur Senkung des Calciumspiegel im Blut führt.
siehe auch: Wiki: Medullärer Schilddrüsenkrebs (C-Zell-Karzinom)
Calcium(Ca)(Synonym: Kalzium)
- Stimulation: siehe FAQ: Bei Knoten in der SD präoperativ Calcitonin bestimmen
- Substitution: siehe Wiki: Hypoparathyreoidismus – Übersicht
insbesondere FAQ:L-Thyroxin und Nüchterneinnahme bzw. in Verbindung mit Kalziumsalzen und Calciumpräparate .
Hypoparathyreoidismus = Nebenschilddrüsenunterfunktion
Calzitonin
falsche Schreibweise für Calcitonin
Grenzwert
(engl. Cut-off; amerik. cutoff) ist ein Wert eines Stoffes im Blut, ab dem man mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit davon ausgeht, dass eine bestimmte Krankheit vorliegt.
Der Grenzwert darf nicht mit den Referenzwerten verwechselt werden. Eine besondere Form des Grenzwert ist der Zielwert bzw. Zielbereich für einen Blutwert z. B. bei der Schilddrüsenhormonsubstitution.
Grenzwerte bei Calcitonin, siehe FAQ: Bei Knoten in der Schilddrüse präoperativ Calcitonin bestimmen
medullärer Schilddrüsenkrebs(MTC)(Synonyme: C-Zell-Karzinom, Medullary Thyroid Carcinoma)
Das medulläre Schilddrüsenkarzinom geht von den Calcitonin produzierenden C-Zellen der Schilddrüse aus. Es wird daher auch C-Zell-Karzinom genannt. Der englische Fachausdruck ist Medullary Thyroid Carcinoma (MTC). Auch im deutschen wird vielfach die englische Abkürzung MTC benutzt; mehr Informationen unter:
microRNA(Synonyme: miRNA, miR, miR‑26b‑5p, miR-375, miR‑451a)
sind kurze (micro) die zirkulierende Ribonukleinsäuren (RNA). Im Kontext von Schilddrüsenkrebs gibt es Studien, bestimmte im Blut zirkulierende microRNA (miR‑26b‑5p, miR-375, miR‑451a) als neuer Marker für das fortgeschrittenen medulläre Schilddrüsenkarzinom zu identifizieren (Romeo P 2018; Besharat ZM 2023); siehe dazu auch: Wiki: Calcitonin (Ctn) und CEA in der Nachsorge des medullären Schilddrüsenkrebs
Parathormon(PTH)
Hormon, welches von den Nebenschilddrüsen produziert wird, und welches für die Umwandlung (Synthese) der Vitamin D-Vorstufe zum aktiven Vitamin D benötigt wird. Das aktive Vitamin D führt zur Steigerung der Calcium-Aufnahme aus dem Darm ins Blut (siehe Vitamin D Synthese).
Calcitonin und das Parathormon der Nebenschilddrüsen regulieren den Calcium- und Phosphathaushalt.
Handelsname von künstlich-hergestelltem Parathormon (rhPTH) ist Natpar®
Pentagastrin
synthetisch hergestelltes Hormon, welches einem Hormon in der Darmwand ähnelt. Es ist auf dem Markt nicht mehr erhältlich. Es wurde früher zur Stimulation des Calcitonin verwendet, um eine medulläres Schilddrüsenkarzinom zu diagnostizieren.
siehe: FAQ: Bei Knoten in der SD präoperativ Calcitonin bestimmen.
Referenzwert(Synonyme: Referenzwerte, Referenzbereich)
Um Blutwerte beurteilen zu können, werden durch das einzelne Labor für eine bestimmte Untersuchung Referenzwerte festgelegt. Referenzwerte definieren sich im allgemeinen dadurch, dass das Blut von gesunden Menschen untersucht wird. Mit dem Referenzbereich wird dann der Bereich definiert, in dem sich die Werte von 95 von 100 gesunden Menschen befinden.
Es gibt daher auch immer einen kleinen Teil (im allgemeinen 5%) von gesunden Menschen, deren „normale“ Blutwerte außerhalb des Referenzbereichs liegen.
Es gibt bzw. kann auch unterschiedliche Referenzbereiche für Teilgruppen (Männer, Frauen, Alter, ethnische Herkunft, ...) geben.
Ältere Menschen (> 70 Jahre) haben z.B. höhere TSH-Werte.
siehe auch:
Restaging(Synonym: Re-Staging)
Beim Restaging wird der Erfolg eine Therapie kontrolliert, bezüglich eines geringeren Risikos für ein Rezidiv und/oder höheres Gesamtüberleben. Die Patient*innen werden dann meist in neue Risikogruppen ein-gruppiert:
Risikogruppe(Synonym: Risikogruppen)
siehe für den differenzierten Schilddrüsenkrebs (DTC):
- Wiki: Risikogruppen nach Operation beim differenzierten Schilddrüsenkrebs
- mehr im Detail: ATA: Risikogruppen beim differenzierten Schilddrüsenkrebs.
- Wiki: Risikogruppen nach Operation und Radioiodtherapie
für das medulläre Schilddrüsenkarzinom (MTC)
- Wiki: Calcitonin (Ctn) – Tumormarker vor einer Schilddrüsenoperation
- Wiki: Calcitonin (Ctn) und CEA in der Nachsorge des medullären Schilddrüsenkrebs
für das anaplastische Schilddrüsenkarzinom (ATC):
siehe auch: Staging (englisch) = Stadienbestimmung
Schilddrüsengewebe(Synonym: Schilddrüsenparenchym)
auch als Schilddrüsenparenchym bezeichnet, besteht aus Follikel Zellen, welche die Schilddrüsenhormone produzieren. Zwischen den Follikeln liegen die C-Zellen, welche das Calcitonin produzieren.
Stroma(Synonyme: Desmoplasie, Desmoplasia, Stromadesmoplasie, Tumorstromadesmoplasie)
gut und bösartige Tumore bestehen aus mindestens zwei Komponenten, den autonom wachsenden Tumorzellen und einem so genannten Stroma (Achtung nicht zu verwechseln mit dem anderen medizinischen Fachbegriff Struma), das sich aus Bindegewebe, Blutgefäßen, entzündlichen Zellinfiltraten u.a. Komponenten zusammensetzt.
Die Ausbildung einer kollagenreichen Stromakomponente bezeichnet man als Desmoplasie (engl.: Desmoplasia). Eine desmoplastische Stromareaktion ist als möglicher Prädiktor für die Aggressivität von Tumoren in der Diskussion.
(Quelle: pathologie-online.de; Download 15.12.2016; sowie E. Flom: Einfluss des PI3K-Signalweges und desmoplastischer Stromareaktion auf Tumore der Schilddrüse; P06.14; www.pathologie-kongress.com; Download 30.6.2017)
Besteht bei einem Knoten der Schilddrüse der Verdacht auf ein medulläres Schilddrüsenkarzinom (MTC), z.B. erhöhtes Calcitonin (Ctn), dann soll auf eine Feinnadelpunktion verzichtet werden, weil andernfalls nicht mehr durch Pathologen beurteilt werden kann, ob bei diesem medullären Schilddrüsentumor auch eine Desmoplasie vorlag oder nicht. Wenn keine Desmoplasie vorliegt, ist die Prognose so gut, dass mit der Entfernung des Tumors von einer Heilung auszugehen ist.
siehe dazu auch: Wiki: Schilddrüsenknoten und Krebsverdacht
Surrogatparameter(Synonym: Surrogatmarker)
sind Blutwerte oder auch andere diagnostische Werte, mit denen Mediziner versuchen, den Ausbruch einer Krankheit vorherzusagen, den Verlauf und die Schwere einer Krankheit zu beschreiben oder auch den Erfolg einer Behandlung zu kontrollieren. Dieses Ansinnen ist sehr vernünftig, wenn es sich um langsam fortschreitende Krankheiten handelt und wenn durch die Kontrolle der Surrogatparameter weniger invasive und körperlich belastende diagnostische und therapeutische Behandlungen vermieden werden.
Die Tumormarker Thyreoglobulin und Calcitonin sind solche Surrogatparameter.
Surrogatparameter werden durch die moderne Evidenzbasierte Medizin (EBM) heftigst kritisiert, weil die Surrogatparameter oftmals nicht mit dem wirklichen Krankheitsverlauf übereinstimmen. Die EBM fordert daher, dass über Fragebögen, die Lebensqualität und Zufriedenheit der Patient*innen erfragt und gemessen weriden; siehe dazu PROMs und PREMs;
siehe auch Evidenzbasierte Medizin (EBM) - Was sind patientenrelevante Endpunkte?
sowie FAQ: Lebensqualität und Schilddrüsenwerte im Blut.
Tumormarker
sind Stoffe, die Rückschlüsse auf das Vorhandensein bzw. den Verlauf von (bösartigen) Tumoren ermöglichen: siehe Thyreoglobulin für den differenzierten Schilddrüsenkrebs (DTC) und Calcitonin für das medulläre Schilddrüsenkarzinom (MTC).
Tumormarker sind Surrogatparameter und stehen in der Kritik der Evidenzbasierten Medizin (EBM)
Verdopplungszeit(Synonym: Verdoppelungszeit)
um die Dynamik des Wachstums einer Krankheit, hier Schilddrüsenkrebs einzuschätzen, benutzt man die Verdopplungszeit von bestimmten diagnostischen Werten.
Nicht bei allen diagnostischen Werten kann man mit der Verdoppelungszeit eine Aussage treffen;
siehe